Über Pflanzenschutz wird in den nächsten Monaten viel diskutiert. Dabei ist ein Muster klar: Umweltverbände und linke Parteien verurteilen den Einsatz von Pestiziden pauschal. Wer Pflanzenschutzmittel einsetzt, wird zum Umweltsünder gestempelt. Pestizid wird mit Gift gleichgesetzt – eine unangemessene Vereinfachung.

Pflanzenschutzmittel haben in der Landwirtschaft einen grossen Nutzen. Sie schützen vor Mehltau und anderen Pflanzenkrankheiten, bekämpfen Schädlinge und verhindern, dass Unkräuter landwirtschaftliche Kulturen verdrängen. Letztlich ermöglicht der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in unseren Breitengraden eine produktive, regionale Landwirtschaft. Sie bringt Gemüse und Obst auf den Markt, das qualitativ hochstehend und somit haltbar ist.

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Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn Getreide mit gefährlichen Pilzgiften gefährdet die Gesundheit – und Obst mit Insektenfrass verdirbt rasch und trägt zu Foodwaste bei. Zudem zeigen Untersuchungen, dass aus Klimasicht die Bekämpfung von Unkräutern mit Herbiziden grosse Vorteile hat. Insgesamt schneidet eine produktive Landwirtschaft durch ihren geringeren Flächenbedarf und aus Umwelt- und Klimaperspektive vorteilhaft ab.

Auch wenn ein Pflanzenschutzmittel als gefährlich eingestuft wird, bedeutet seine Anwendung nicht automatisch ein unannehmbares Risiko. Bei sachgerechter Anwendung können Pestizide von den Landwirten sicher eingesetzt werden.

Über den Autor

Stephan Mumenthaler ist Direktor von Scienceindustries

Die Schulung der Bauern trägt zur kontinuierlichen Reduktion von Risiken bei. Auf internationaler Ebene unterstützen die forschenden Agrarunternehmen die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und den Verhaltenskodex der Weltgesundheitsbehörde (WHO) zum Pestizidmanagement.

Exportverbote schaden insbesondere den Ärmsten der Armen

Im Jahr 2016 führten verschiedene Unternehmen eine freiwillige Überprüfung ihrer Pflanzenschutzmittel durch, worauf einige Produkte vom Markt genommen wurden. Die Überprüfung basierte auf Kriterien, welche die FAO und die WHO festgelegt haben.

Von 6400 bewerteten Pflanzenschutzmitteln erforderten lediglich fünf Prozent aller Produkte zusätzliche Massnahmen zur Risikominderung. Dazu gehören etwa Etikettenänderungen und Formulierungsanpassungen. War dies nicht möglich, wurden sie konsequenterweise aus bestimmten Verwendungen oder Ländern zurückgezogen.

«Ziel ist, Ernten zu schützen und die Bevölkerung zu ernähren.»

Für die forschenden Agrarunternehmen ist die Erforschung neuer Lösungen sowie die kontinuierliche Verbesserung der Qualität der Produkte eine Verpflichtung. Die Bemühungen der Industrie sind für die Bekämpfung von Heuschreckenschwärmen oder des Zika-Virus entscheidend. Erfolge werden begünstigt, wenn Industrie, Regierungen, multilaterale Institutionen und NGO zusammenarbeiten und eine ausgewogene Diskussion führen.

Durch Blockaden können innovative Lösungen für das Schädlings-, Unkraut- und Krankheitsmanagement nicht weiterentwickelt werden. Ziel ist auch in Zukunft, Ernteerträge zu schützen, um eine wachsende Weltbevölkerung sicher zu ernähren. Polemik und nicht wissenschaftlich begründete Exportverbote dienen vor allem den Ärmsten in Entwicklungsländern am allerwenigsten.

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