Wenige Stunden nach dem Einmarsch der deutschen Armee in Belgien am 4. August 1914 stellte Grossbritannien dem Deutschen Reich ein Ultimatum: Rückzug bis Mitternacht, andernfalls würde London den Krieg erklären.

Die Mitteilung wurde um 19.00 Uhr vom britischen Botschafter Sir Edward Goschen ins Auswärtige Amt in der Berliner Wilhelmstrasse gebracht.

Doch fünf Stunden später wurde Goschen keine Antwort, sondern sein Pass überreicht. So erklärte Grossbritannien um Mitternacht Deutschland den Krieg - und der Konflikt wurde zum Weltkrieg.

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Weitverzweigtes Bündnissystem

Die Briten hatten zuvor lange gezögert, in den Krieg einzutreten, der sich seit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli aufgrund des weitverzweigten Bündnissystems in Europa immer mehr ausweitete.

Grund für die Kriegserklärung Wiens war das Attentat eines bosnisch-serbischen Nationalisten auf den österreichischen Kronprinzen Franz Ferdinand und seine Frau Sophie einen Monat zuvor in Sarajevo. Doch der Angriff auf Serbien zog rasch die Generalmobilmachung des mit Belgrad verbündeten Russischen Reichs nach sich.

Einmarsch in Belgien

Am 1. August erklärte Deutschland als Verbündeter Österreichs dann dem Zarenreich den Krieg. Da Frankreich der deutschen Aufforderung, seine Neutralität zu erklären, nicht nachkam, erklärte das Deutsche Reich zwei Tage später auch Frankreich den Krieg.

Am 3. August sagte der britische Aussenminister Edward Grey vor dem Parlament: «Es ist klar, dass der Frieden Europas nicht länger gewahrt werden kann.» Am 4. August marschierten dann deutsche Truppen mit dem Ziel eines raschen Vorstosses nach Frankreich ins neutrale Belgien ein.

Neutralität missachtet

Der britische Premierminister Herbert Henry Asquith forderte das Deutsche Reich vergeblich auf, die Neutralität Belgiens zu achten. Am späten Abend teilte das Aussenministerium in London dann mit: «Die Regierung ihrer Majestät hat der deutschen Regierung mitgeteilt, dass von 23.00 Uhr [GMT] am 4. August Kriegszustand zwischen Grossbritannien und dem Deutschen Reich besteht.»

Drei Tage später wurde ein britisches Expeditionscorps nach Frankreich geschickt, wo es den deutschen Vormarsch stoppen half, dabei selbst aber schwere Verluste erlitt.

Jubelnde Menschenmengen

Beobachter wie der Philosoph Bertrand Russell schrieben angesichts jubelnder Mengen, die im Zentrum Londons zum Kriegseintritt drängten, dass «die gewöhnlichen Frauen und Männer entzückt über die Aussicht auf Krieg waren». Historiker stellten später diese Einschätzung aber in Frage.

Dennoch meldeten sich bis September 1914 mehr als 750'000 britische Freiwillige zum Kampf. Viele nahmen an, dass der Krieg bis Weihnachten vorbei wäre. Er endete aber erst nach Millionen Toten am 11. November 1918 mit der Niederlage Deutschlands und Österreichs.

(sda/gku)