Bis Ende dieses Jahrhunderts werden 10 Milliarden Menschen unseren Planeten bevölkern. 8,5 Milliarden davon werden in Städten leben. Dies könnte Anlass zu Albträumen geben. Doch mit ausreichend politischem Willen, Visionen und Kreativität – sowie einigen einfachen, praktischen politischen Veränderungen – können wir die Städte unserer Träume erschaffen.

Städte sind Zentren wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Leistungsstärke. Sie treiben die nationale und globale Entwicklung an, indem sie Fertigkeiten, Ideen und Ressourcen an einem einzigen Punkt konzentrieren. Doch hat die schnelle städtische Entwicklung einen hohen Preis. Um ein nachhaltiges und gerechtes weltweites Wachstum zu erreichen, müssen wir das Gleichgewicht zwischen schneller Verstädterung und dem davon angeheizten, unnachlässigen Verbrauch von Ressourcen ändern.

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Sechs Herausforderungen für die Welt

Dieser Kampf lässt sich nur gewinnen, wenn wir innovative Wege zur Nutzung unserer begrenzten Ressourcen entwickeln. Hierzu muss die Welt sechs umfassende Herausforderungen bewältigen.

Zunächst einmal müssen wir die Art und Weise ändern, wie wir Städte konzipieren. Nachhaltigkeit muss bei allen Aspekten der Stadtplanung zentral sein. Städte grösserer Dichte nutzen das Land effektiver, verringern die Notwendigkeit von Autos und erhöhen die Lebensqualität, indem sie Platz für Parks und Natur schaffen. In gleicher Weise verringern eng integrierte Massentransportsysteme die Klimagas-Emissionen drastisch.

Zweitens müssen wir überdenken, wie wir Gebäude konzipieren, damit sie weniger Energie verbrauchen – oder Energie erzeugen. Gebäude sind aufgrund der verbauten Materialien und ihrer Kühl- und Heizanforderungen sowie von Hilfsfunktionen wie der Wasser- und Abwasserversorgung und der Festabfallentsorgung für erhebliche CO₂-Emissionen verantwortlich. Unsere Bauordnungen müssen energieeffizientere Bautechnologien fördern, was durch Steueranreize und strengere Regulierung unterstützt werden kann.

Die dritte Herausforderung besteht darin, die Verkehrsgewohnheiten der Bürger zu ändern. Dies bedeutet, von Autos auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen und von der Strasse auf die Schiene. Transportsysteme, die Autos und Lastwagen begünstigen, verursachen Unfälle, Umweltverschmutzung und chronische Staus. Stattdessen müssen wir Transportsysteme, Wohnungsbau und Landnutzung integrieren, die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel fördern und unsere Strassen fussgängerfreundlicher machen.

Die vierte Herausforderung besteht darin, die Art und Weise, wie wir Energie produzieren, transportieren und konsumieren, zu ändern. Hierzu gehört, effizientere Energiesysteme zu schaffen und unsere Investitionen in erneuerbare Energien zu steigern (was hoffentlich zugleich auch noch Arbeitsplätze schafft). Wir können die Haushalte und die Unternehmen ausserdem dazu anhalten, weniger Energie zu verbrauchen.

Fünftens müssen wir die Bewirtschaftung unserer Wasserressourcen und Wasserinfrastruktur reformieren, damit dieser kostbare Rohstoff mehrere Male und im stadtweiten Rahmen wiederverwendet werden kann. Dies erfordert von uns, die verschiedenen wasserwirtschaftlichen Aspekte wie die Versorgung der Haushalte, das Auffangen von Regenwasser, die Abfallaufbereitung und den Hochwasserschutz zu integrieren.

Erforderlich sind umfassende,koordinierte Verhaltensänderungen

Und schliesslich müssen wir Festabfälle so bewirtschaften, dass sie zu einem Rohstoff statt zu einem Kostenfaktor werden. In vielen Entwicklungsländern sind 60 bis 80 Prozent des Festabfalls biologischer Art. Offene Deponien führen dazu, dass unnötig hohe Mengen an Methan in die Atmosphäre entweichen. Die klammen Kommunen geben 30 bis 40 Prozent ihrer Haushaltsmittel für die Abfallwirtschaft aus, ohne viel davon zu profitieren. Doch mit einigen einfachen Verbesserungen bei Technologie und Design – die etwa auf höhere Kompostierungs- und Recyclingraten ausgerichtet sind – liessen sich 90 Prozent dieser Abfälle in etwas Nützliches wie Biogas und Biokraftstoffe verwandeln.

Diese sechs Schritte verlangen umfassende, koordinierte Verhaltensänderungen und erfordern, dass Regierung und Behörden auf allen Ebenen zusammenarbeiten, bedarfsgerecht investieren, Ideen austauschen, bewährte Verfahren übernehmen und langfristig planen. Sie stellen eine monumentale, kaum zu bewältigende Herausforderung dar, aber keine unmögliche. Wenn wir sie bewältigen, könnte die Welt tatsächlich die Art von städtischer Zukunft bekommen, die sie verdient.