Während der Osterwoche fand in Washington eine der wichtigsten Wirtschaftskonferenzen statt: die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank, der sogenannten Bretton-Woods-Institutionen. Die grossen Themen waren die Zölle und der negative Einfluss auf das Weltwirtschaftswachstum. Über dem Treffen schwebte aber auch die Frage, ob die USA den Austritt aus den Bretton-Woods-Institutionen erwägen. Doch was hat es mit solchen Austrittsspekulationen auf sich? Was würde passieren, wenn sich die USA tatsächlich zurückziehen würden? Und was hat das alles mit Bretton Woods und der Nachkriegszeitordnung zu tun?

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1. Wo die Weichen für das Wirtschaftssystem der Nachkriegszeit gestellt wurden

Bretton Woods ist ein Ausflugsort im US-Bundesstaat New Hampshire. Im abgeschiedenen Mount Washington Hotel kamen im Juli 1944 die Vertreter von über vierzig Staaten zu einer Konferenz zusammen, um eine stabile Neuordnung der Weltwirtschaft nach dem Ende des Krieges zu planen. Abwertungswettläufe und ruinöse Zollpolitik auf Kosten der Handelspartner wie in der Zwischenkriegszeit sollten durch ein Regelwerk verhindert werden. Ergebnis der Verhandlungen war die Schaffung eines Systems mit festen Wechselkursen und dem an Gold gekoppelten Dollar als Anker – sowie die Gründung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der heutigen Weltbank. Der britische Verhandlungsführer, der Ökonom John Maynard Keynes, konnte sich mit seinem Vorschlag einer internationalen Zahlungsunion mit der globalen Reservewährung «Bancor» nicht gegen die Amerikaner durchsetzen.