Das vergangene Jahr war für viele Investoren ein Desaster: Zum ersten Mal seit mindestens 45 Jahren verzeichneten sowohl Aktien als auch Anleihen über den Zeitraum eines gesamten Kalenderjahrs negative Renditen.

Die Turbulenzen der Märkte im Jahr 2022 und die Aussicht auf relativ hohe Renditen an den Geldmärkten führten dazu, dass sich die Anleger bargeldähnlichen Produkten zuwandten. Geldmarktfonds befanden sich laut dem Investment Company Institute am 6. September mit 5,6 Billionen US-Dollar auf einem Allzeithoch. Barinvestitionen erscheinen nach wie vor vielen Anlegern attraktiv, aber die Fed scheint kurz vor einem entscheidenden Wendepunkt zu stehen. Die Geschichte lehrt uns, dass dies eine günstige Gelegenheit sein könnte, wieder auf Aktien und Anleihen zu setzen.

Niemand weiss genau, wann die Fed ihre Zinserhöhungen beenden wird. Sowohl die Märkte als auch die Fed gehen jedoch davon aus, dass aktuell der Höchststand beim Leitzins in etwa erreicht ist und bis Ende 2024 eine Zinssenkung um rund 100 Basispunkte stattfinden wird.

Die Geschichte zeigt, dass die Bargeldrenditen nach dem Ende von Zinserhöhungen der Fed zurückgehen.

Geldmarktfonds mögen mit einer Rendite von etwa 5 % gegenüber dreimonatigen US-Treasuries als Benchmark attraktiv erscheinen, insbesondere nach einer längeren Periode experimenteller Nullzinspolitik im Anschluss an die globale Finanzkrise. Doch die derzeit durch das Festhalten an Barinvestitionen erzielte Rendite wird durch die aktuell moderate Inflation geschmälert. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass es nach Beendigung der Zinserhöhungen durch die Fed keine weitere Aufwärtsentwicklung bei bargeldähnlichen Instrumenten geben wird.

Diese These wird von konkreten Zahlen der Vergangenheit gestützt. In den 18 Monaten nach Ende der letzten vier Zinserhöhungszyklen der Fed gingen die Renditen bargeldähnlicher Anlagen jeweils schnell und stark zurück. Die Rendite dreimonatiger US-Staatsanleihen, die sich generell ähnlich wie bargeldähnliche Instrumente entwickeln und deshalb als Benchmark herangezogen werden, fiel dabei durchschnittlich um 2,5 %. 

Investieren im aktuellen Umfeld

Im Jahr nach dem Ende der letzten vier Zinserhöhungszyklen der Fed wiesen jeweils sowohl Aktien als auch Anleihen starke Renditen auf. Für langfristige Investoren ist wichtig zu wissen, dass diese relative Stärke auch über einen Zeitraum von fünf Jahren erhalten blieb.

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Quelle: ZVG

Heute werden Anleihen ihrem Ruf wieder gerecht und bieten Investoren ein solides Renditepotenzial. Der Bloomberg US Aggregate Index, den wir als Referenzwert für Qualitätsanleihen nutzen, hatte Ende August eine Yield-to-Worst-Rendite von 5,0 %. Das ist ungefähr das Doppelte des Durchschnitts der letzten 10 Jahre. Dieses Potenzial bietet aktuell eine solide Basis für eine gute Gesamtrendite.

Das Zinsexposure, das Anleihen im Jahr 2022 schadete, kommt ihnen nun bei sinkenden Zinsen zugute. Das folgende hypothetische Beispiel zeigt, wie es funktionieren könnte. Die Duration des Index als Mass für die Zinssensitivität beträgt 6,25 Jahre. Wenn also die Renditen 2024 um etwa 100 Basispunkte sinken, verzeichnen die Anleger eine positive Kursrendite von 6,25 %, wenn alle anderen Faktoren unverändert bleiben. Diese Ertrags- und Kurskomponenten addieren sich zu einer hypothetischen einjährigen Rendite, die im zweistelligen Bereich liegen könnte, falls keine signifikante Verschlechterung der Bonität eintritt. Beim selben Szenario würden die Renditen von Geldmarktfonds unter 5 % sinken.

Für Aktien gilt, dass bei Beendigung der Straffungspolitik ein Risiko für das Finanzsystem verschwindet. Und da sich die Kreditkosten für Unternehmen und Verbraucher stabilisieren und schliesslich zu sinken beginnen, erhöhen sich Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne. 

Aktuell könnte eine gut diversifizierte Strategie auch für vorsichtigere Anleger attraktiv sein. Ausgewogene Portfolios beinhalten in der Regel defensivere Positionen mit Dividendenaktien und hochwertigen Anleihen. Wenn sich das Wirtschaftswachstum abschwächt oder es zu einer Rezession kommt, kann diese Strategie eine gewisse Stabilität bieten.

Veränderung braucht Mut

Anlageentscheidungen haben eine starke emotionale Komponente. Erlittene Verluste schmerzen lange, und die aktuellen Renditen auf den Geldmärkten erscheinen attraktiv. Aber als Investoren wissen wir, dass die Märkte niemals stillstehen. Anleger laufen Gefahr, zu lange auf Bargeld zu setzen, und dadurch die sich ergebenden Chancen auf dem übrigen Markt zu verpassen.

Capital Group konzentriert sich darauf, Anlegern zu langfristigem finanziellen Erfolg zu verhelfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der beste Weg zu diesem Ziel über die Aktien- und Anleihemärkte führt. Unsere Analysten und Portfoliomanager suchen unabhängig von den Aufwärts- und Abwärtsentwicklungen des Marktes ständig weltweit nach neuen Anlagechancen. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und setzen uns dafür ein, dass Menschen von erfolgreicher Anlagetätigkeit profitieren können.