Die „normale“ Entwicklungszeit eines Impfstoffs dauert in der Regel circa 10 Jahre. In einer rund einjährigen Rekordzeit wurde das Covid-19-Vakzine entwickelt. Verschiedenste Teilbereiche der Life Science-Branche wie Pharmazie, Biotechnologie und Medizintechnik haben seit Beginn der Pandemie Aussergewöhnliches geleistet. Wie sich die Risiken während der Pandemie verändert haben, erläutert Renate Pochert, Risk Engineer Life Science bei Chubb.

Auch das Segment Geschäftsreisetätigkeit hat einen grossen Wandel erlebt: Bedingt durch Reisebeschränkungen und Homeoffice-Pflicht gingen Geschäftsreisen generell stark zurück. Öffnungen für private und geschäftliche Reisen stehen kurz bevor, jedoch ist auch hier einiges zu beachten, sagt Gosia Kuczewska, Corporate A&H Manager bei Chubb in der Schweiz.

Risk Management von Geschäftsreisen 

Rund 78% der Geschäftsreisenden in Europa können es kaum erwarten, wieder unterwegs zu sein, besagt eine aktuelle Umfrage der Chubb. Die Befragten vermissen das Reisen, setzen sich jedoch mit dem Versicherungsschutz vor dem Antritt auseinander, was raten Sie Ihren Kunden in Bezug auf die Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitern Frau Kuczewska?

Transparenz und leicht verständliche Unternehmensprotokolle sind dabei die wichtigsten Elemente eines erfolgreichen multinationalen Reise- und Unfallversicherungsprogramms. Arbeitgeber sollten vor allem deutlich vermitteln, dass sie im Notfall für Ihre Mitarbeiter leicht zu erreichen sind. In jedem Fall ist es wichtig, diese 5 Punkte zu befolgen: informieren, vorbeugen, kontrollieren und überwachen, sowie natürlich letztlich handeln, damit die Sicherheit auf Geschäftsreisen jederzeit gewährleistet ist. Apps wie beispielsweise Chubb Travel Smart können ein aktives Risikomanagement und die Erfüllung der Fürsorgepflicht von Unternehmen unterstützen. Sie ermöglichen Arbeitgebern und ihren Mitarbeitern eine schnelle und einfache Kommunikation und tragen so zu einer zusammenhängenden Strategie für eine diesbezügliche Echtzeit-Kommunikation bei. Darüber hinaus versorgt die App die Mitarbeiter mit aktuellen Nachrichten und Reiseinformationen in Echtzeit, basierend auf ihrem Standort und Reiseziel. Gerade die Pandemiezeit hat Geschäftsreisen in der Tat durch die verschiedenen Reisebeschränkungen auf den Kopf gestellt. In bestimmten Branchen und Ländern werden Geschäftsreisen nun langsam wieder aufgenommen.

Weshalb sollten Unternehmen eine globale Mobilitätslösung für Geschäftsreisen implementieren?
Die Antwort ist recht simpel: Weil die Vorteile klar überwiegen. Eine globale Mobilitätslösung reduziert bei Geschäftsreisen ins Ausland eine Vielzahl von Risiken wie beispielsweise Gesundheitsrisiken, Haftungsrisiken oder Kostenrisiken. Auch sind Unternehmen mit einem multinationalen Reise- und Unfallversicherungsprogramms besser auf die geänderten Begebenheiten in einer Nach-Corona-Ära vorbereitet.
 

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Quelle: ZVG

Life Science Risk Management 

Frau Pochert, wie haben Sie das Pandemie-Jahr aus Sicht einer Life Science Risk Engineer erlebt? Welches waren die wesentlichsten Veränderungen?
Mit Ausbruch der Pandemie war das herausragendste Thema zunächst wie und mit welchen Mitteln den Covid-19-Erkrankten in Krankenhäusern geholfen werden kann. Hier zeigte sich sehr schnell, dass Beatmungsgeräte für eine Langzeitbeatmung das wesentliche Medizinprodukt waren, das Patienten in ihrem Überlebenskampf unterstützen konnte. 

Angesichts des Mangels an Beatmungsgeräten boten auch branchenfremde Industrien, wie etwa Automobilhersteller ihre Hilfe bei der Produktion der dringend benötigten medizinischen Geräte an, beziehungsweise prüften, ob eine Herstellung möglich wäre. Die starke Regulierung der Herstellung von Medizingeräten stellte jedoch sowohl die zugelassenen Hersteller von Beatmungsgeräten als auch die freiwilligen Unterstützer vor ein Dilemma: In der Kürze der Zeit war es unmöglich, alle Anforderungen zur Zulassung für Medizinprodukte zu erfüllen und das mit der Produktion einhergehende Qualitätsmanagement gemäss ISO 13485 einzuführen. Aus diesem Grund konnten letztlich auch keine Beatmungsgeräte auf den Markt gebracht werden, die seitens industriefremder Hersteller gefertigt wurden.

Welche Besonderheiten gab es in der Entwicklung und Herstellung der Impfstoffe?
Die Entwicklung der Impfstoffe erfolgte geradezu in Rekordzeit – eine Tatsache, der sich viele Menschen oftmals gar nicht bewusst sind. Üblicherweise wird für Impfstoffe eine etwa zehnjährige Entwicklungszeit angesetzt. Die rund einjährige Findungsphase der Covid-19-Vakzine ist daher umso ungewöhnlicher und herausragender.

Nachdem die Impfstoffe gefunden waren, begann zunächst eine sehr langsame Produktion. Dies lag vor allem daran, dass die Entwickler der Impfstoffe in erster Linie Forschungsunternehmen sind, die keine eigene Produktion betreiben. Für die benötigten Herstellungskapazitäten von Milliarden Impfdosen waren Kooperationen notwendig. Die Produktion von Arzneimitteln und Impfstoffen unterliegt allerdings einem strengen Zulassung- und Qualitätsmanagement: Anlagen und Prozesse zur Herstellung des Impfstoffes müssen zuerst verifiziert und zertifiziert werden, bevor die Produktion beginnen kann. Mit der Zulassung des Impfstoffes werden die Prozessschritte festgelegt und dürfen nur mit seltener Ausnahme und mit Genehmigung der regulierenden Behörden angepasst werden.

Diese Prozesse sind bei einigen Herstellern schon abgeschlossen, bei anderen im Endstadium der Zulassung. Daher spüren wir den schnellen Anstieg an verfügbaren Impfdosen und geimpften Personen weltweit und können darauf hoffen, dass die Pandemie endlich abebbt.