Geld anlegen und gleichzeitig etwas Gutes für Umwelt und Gesellschaft tun – das geht mit aktiv verwalteten Fonds ebenso wie mit passiven Exchange Traded Funds (ETF). Es gibt jedoch einige wichtige Unterschiede zwischen den beiden. Passive Nachhaltigkeitsfonds richten ihren Blick in die Vergangenheit. Die Anbieter legen zur Auswahl nachhaltiger Anlageziele klare Bewertungsmethoden fest, nutzen Algorithmen und Datenanalysen. Das kann helfen, die historischen Erfolge von Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) einzuordnen. Aktive Fondsmanager treten hingegen direkt mit dem Management der Unternehmen, in die sie investieren, in den Dialog, um echte und nachhaltige Veränderungen zu bewirken. Ihr Blick ist nach vorn gerichtet: Sie wollen die Nachhaltigkeits-Champions von morgen ausfindig machen und gleichzeitig der Stimme der Anleger Gehör verschaffen.

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Passiv heisst Vergangenheit

Die primäre Rolle von aktiven Portfoliomanagern bestand in der Vergangenheit darin, für ihre Anleger angemessene Renditen zu erzielen. Doch die Anleger erwarten zunehmend, dass ihre Kapitalanlagen neben der wirtschaftlichen Rendite auch eine positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt haben – oder zumindest keine schädigende.

Die Anbieter passiver Produkte haben darauf reagiert, indem passive Fonds zum Beispiel ESG-Indizes wie den Dow Jones Sustainability Index nachbilden. Viele ESG-Indizes und passive Nachhaltigkeitsstrategien selektieren und bewerten Wertpapiere jedoch ausschliesslich anhand von allgemein verfügbaren Daten, die auf vergangenen Ereignissen basieren. Sie verzichten dabei auf zukunftsgerichtetes, menschliches Urteilsvermögen und einen intensiven Dialog mit den beteiligten Unternehmen.

Aktiv für die Zukunft

Für die Bewertung künftiger Entwicklungen ist das menschliche Urteilsvermögen, begleitet durch eine entsprechende Fundamentalanalyse, unerlässlich. Auch wenn Algorithmen beim Sortieren von Daten und beim Erkennen von Mustern sehr effektiv sind, können sie doch nicht mit Unternehmensverantwortlichen sprechen, ihre Zukunftsvision erfragen und Forderungen der Anleger an sie weitertragen.

Aktive Manager dagegen erhalten einen vertieften Einblick und können ihre Erkenntnisse in einen konstruktiven Dialog mit einem Unternehmen einbringen. Es muss die Aufgabe von Fondsmanagern sein, Veränderungen einzufordern und Unternehmen dazu zu bewegen, nachhaltiger zu handeln. Gespräche mit Unternehmen aus der Metall- und Bergbaubranche beispielsweise beschränkten sich einst auf einen Bericht über die Gewinne, die aktuellen und künftigen Investitionen und die erwarteten Erträge.

Heute ist es offensichtlicher denn je, dass ESG-Faktoren einen Einfluss auf die Entwicklung des Aktienkurses und die Gesellschaft haben. So konzentrieren sich viele Gespräche seit einigen Jahren auch auf die Sicherheit der Bergwerke. Die Renditen bleiben enorm wichtig, aber das Management dieser Unternehmen konzentriert sich jetzt stärker auf den Einfluss auf die Gesellschaft.

Wo kein Algorithmus hinkommt

Solche Dialog-Strategien können langfristig überdurchschnittliche Renditen generieren. Und sie geben Anlegern mehr Gewissheit, dass ihre Kapitalanlagen auch den gewünschten bleibenden, positiven gesellschaftlichen und umweltschonenden Effekt haben.

ESG-Indizes können dazu beitragen, die Aufmerksamkeit auf ESG-Themen zu lenken und Anlegern passive ESG-Anlagevehikel zur Verfügung zu stellen. Doch in ihrer derzeitigen Form können diese Instrumente nicht die gleichen Vorteile bieten wie ein aktiver Dialog mit den Unternehmen. Schliesslich sind die Anreize für Anleger und für Unternehmen, die Kapital an den Finanzmärkten aufnehmen wollen, zunehmend im Einklang.

Um hier einen Unterschied zu machen, läuft allerdings alles auf einen aktiven Dialog hinaus. Ein starrer Bewertungsmechanismus reicht nicht aus. Ein engagierter und aktiver Manager kann dort hingehen, wo ein Algorithmus nicht hinkommt: in die Chefetage.

Jürg Rimle, Länderchef Schweiz, Fidelity International, Zürich.