Kunststoffe wie Plastik kommen vor allem als Verpackungen, aber auch als Zusatzstoffe in Industrie, Baugewerbe, Textilindustrie und im Gesundheitswesen zum Einsatz und sind aus der Welt nicht mehr wegzudenken. Die OECD schätzt, dass der weltweite Kunststoffverbrauch von 460 Millionen Tonnen bis 2060 auf 1231 Megatonnen steigen wird – falls keine weitreichenden Massnahmen ergriffen werden. Damit erhöht sich der Verbrauch schneller als bei den meisten Rohstoffen.

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Billionen Stück Plastikmüll im Meer

Menschen in Industrie- und Schwellenländern verbrauchen im Durchschnitt 156 Kilogramm Kunststoff pro Jahr. Die Menge an Plastikmüll, die jedes Jahr anfällt, beträgt 353 Millionen Tonnen. Davon werden heute nur rund 10 Prozent rezykliert. Ein Teil des Rests landet auf Müllhalden in aller Welt, rund 5,25 Billionen Stück Plastikmüll landen in den Weltmeeren.

Die Menge des global produzierten Plastiks wächst weiter und stellt zunehmend ein Umweltproblem dar. Im Februar 2022 verabschiedete die UNO in einem historischen Akt eine Resolution zur Bekämpfung der globalen Plastikmüllflut – mit dem Ziel, ein international rechtsverbindliches Abkommen bis Ende 2024 zu erzielen.

Die Autorin

Tzoulianna Leventi, Investment Manager, Abrdn, Aberdeen/Edinburgh.

Es gibt viele gute Nachrichten

Aber ohne massive Verbesserungen in allen Bereichen wird die Welt in einer Flut von fast unzerstörbarem Müll ertrinken. Zu den Produkten, die nachhaltiger gestaltet werden müssen, gehören Einweg-Plastikverpackungen, wegwerfbare medizinische Produkte, wasserfeste, aber umweltschädliche Farben und vieles mehr.

Die ermutigende Nachricht ist, dass sich viele kleinere, hoch innovative Unternehmen in Europa diesen Herausforderungen stellen und praktikable und nachhaltige Lösungen entwickeln. Einige Unternehmen finden neue Verwendungsmöglichkeiten für jahrhundertealte, traditionelle Materialien wie zum Beispiel Kork. Andere entwickeln im Labor nachhaltige, biologisch sogar abbaubare Produkte, welche die erdölbasierten Kunststoffe ersetzen.

Der weltweite Marktanteil von Bioplastik an der gesamten Produktion beträgt nur gerade 1 Prozent. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der globale Markt für Biokunststoffe bis 2028 jährlich mit über 10 Prozent wachsen wird.

 

Steigende Nachfrage nach Alternativen

Zahlreiche Unternehmen forschen und entwickeln heute bereits vielversprechende Alternativen. Das niederländische Unternehmen Corbion gehört zu denjenigen, die im Labor neue Produkte herstellen, die auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren. Dazu gehören Inhaltsstoffe für biologisch abbaubare Haut- und Haarpflegeprodukte, welche auf Milchsäure und Laktaten basieren. Das Unternehmen stellt auch Polymilchsäure (PLA) her, ein biobasiertes, wiederverwertbares und kompostierbares Polymer, aus dem Materialien hergestellt werden können, die Kunststoff in vielen Bereichen ersetzen, von Verpackungen über Fasern bis hin zur Verwendung in der Automobilindustrie.

Das Problem, hochentwickelte Farben, Klebstoffe und Kraftstoffe durch ebenso hochentwickelte pflanzliche und nachhaltige Produkte zu ersetzen, ist die tägliche Arbeit des norwegischen Unternehmens Borregaard. Es ist eine «Bioraffinerie», die aus Bestandteilen von Holz Stoffe herstellt, die in der Landwirtschaft, im Bauwesen, in Arzneimitteln und Kosmetika sowie in Batterien zum Einsatz kommen. Seit 1962 stellt Borregaard aus Fichtenholz Vanillin her. Dieses wird in der Lebensmittelproduktion und für Körperpflegeprodukte verwendet. Das Vanillin aus Tannenholz reduziert die Emissionen um 90 Prozent im Vergleich zu Vanillin auf Erdölbasis.

Der weltgrösste Hersteller von Korkprodukten ist Corticeira Amorim in Portugal. Das Familienunternehmen beweist, dass auch traditionelle Materialien für neue Lösungen einsetzbar sind. Da Kork von lebenden Bäumen geerntet wird, ist er ein kohlenstoffnegatives Produkt. Eine Korkeiche muss 25 Jahre lang wachsen, bis ihre Rinde geerntet werden kann, aber dann wächst sie nach und kann in den nächsten 150 bis 200 Jahren alle neun Jahre geerntet werden. Amorim stellt heute auch Autositze und Innenausstattungen für Renault her und hat Korkisolierungen für den Mars-Rover der Nasa geliefert.

Wirtschaft und Gesellschaft werden Antworten auf die Bedürfnisse der Welt finden müssen. Der Markt für nachhaltige Kunststoffe bietet Anlegern mittelfristig attraktive Chancen. Allerdings gilt es, selektiv zu sein und Qualitätstitel auszuwählen und in eine umfassende Anlagestrategie einzubetten.

125 Kilogramm Kunststoffe pro Kopf

1 Million Tonnen So hoch ist der Verbrauch von Kunststoffen in der Schweiz. Dies entspricht 125 Kilogramm pro Kopf. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) entstehen dadurch jedes Jahr 780 000 Tonnen Kunststoffabfälle. 86 Prozent davon werden in Kehrichtverbrennungsanlagen und Zementwerken verwertet, 10 Prozent werden rezykliert.

Importe Die Schweiz importiert den Rohstoff zur Fertigung von Kunststoffprodukten, das Kunststoffgranulat, zu 100 Prozent. 702 000 Tonnen davon hat die Schweizer Kunststoffindustrie gemäss dem Verband Kunststoff.swiss im Jahr 2021 verarbeitet.