Weltweit stieg die durchschnittliche Allokation in Privatmarktanlagen im vergangenen Jahr leicht auf knapp über 11 Prozent an, während sie in Nordamerika mit knapp über 12 Prozent unverändert blieb. Gemäss der von Aviva Investors veröffentlichten siebten Privatmarktstudie plant rund die Hälfte der Befragten, ihre Allokationen an den Privatmärkten in den nächsten zwei Jahren auszubauen. In den Jahren 2022 und 2023 waren es noch beinahe zwei Drittel. Möglicherweise warten die Anleger ab, bis sich die Privatmärkte an die makroökonomischen Veränderungen der vergangenen zwei Jahre angepasst haben. An den öffentlichen Märkten hingegen hat schon vor längerer Zeit eine Neubewertung stattgefunden.
David Hedalen, Head of Private Markets Research, Aviva Investors
Wertentwicklung als wesentlicher Einflussfaktor
Bei der Auswahl eines Assetmanagers für die Privatmärkte ist die Anlageperformance von grösserer Bedeutung als wettbewerbsfähige Gebühren und Erfahrung mit thematischen Strategien. Allerdings zeigten sich 2024 nur 61 Prozent der Anleger mit der Anlageperformance zufrieden (2023: 75 Prozent). Die an einigen Privatmärkten gebotenen Erträge könnten im Vergleich zu der starken Wertentwicklung börsennotierter Aktien als verhalten erachtet werden. Die Zufriedenheit in Bezug auf die massgeschneiderte Berichterstattung und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsfaktoren hat ebenfalls deutlich abgenommen, was mit der Wahrnehmung zusammenhängt, dass sich der Zugang zu Daten an den Privatmärkten allgemein schwierig gestaltet.
Illiquiditätsprämie als Anlagegrund
Obschon 70 Prozent der Anleger nach wie vor die Diversifizierung als wichtigsten Anlagegrund nennen, gewinnt die Illiquiditätsprämie als Anlagetreiber zunehmend an Bedeutung. 2023 erachtete nur ein Viertel der Anleger diese als Hauptgrund für Anlagen an den Privatmärkten. 2024 waren es bereits 40 Prozent, und 47 Prozent der Befragten rechnen damit, dass dieser Faktor in den nächsten beiden Jahren den wichtigsten Grund darstellen wird. Dies deutet auf zunehmende Komplexität sowie steigendes Interesse an der Ermittlung der zusätzlichen Renditen hin, die erforderlich sind, um das Risiko und eine langfristige Allokation an den Privatmärkten im Gegensatz zu den öffentlichen Märkten zu rechtfertigen.
Die grössten Hürden
Die Datenlage wird als herausfordernd angesehen – 40 Prozent der nordamerikanischen Anleger verweisen auf Schwierigkeiten beim Benchmarking der Wertentwicklung als eines der grössten Hemmnisse für Anlagen an den Privatmärkten. Auf globaler Ebene stellen indes die Anlagebewertungen und die hohen Transaktionskosten für jeweils 46 Prozent der Befragten die beiden grössten Hürden dar. In Europa und in der Region Asien-Pazifik werden die Bewertungen im Vergleich zum Vorjahr etwas stärker als Hürde wahrgenommen, während ein zunehmender Teil der Befragten in Nordamerika die hohen Transaktionskosten als Hindernis angibt.
Die langfristige Outperformance sieht gut aus
Das Vertrauen der Anleger in die Fähigkeit der Privatmärkte, ihre Börsenpendants hinter sich zu lassen, nimmt über längere Zeiträume zu. So erwarten 73 Prozent von ihnen, dass die Privatmärkte über einen Zeitraum von fünf Jahren eine Outperformance gegenüber den öffentlichen Märkten verzeichnen werden. Zudem gehen 50 bis 60 Prozent der Befragten (ebenfalls über einen Fünfjahreszeitraum) davon aus, dass die höchsten risikoadjustierten Renditen aus dem Aktiensegment (Immobilien, Infrastruktur und Private Equity) stammen werden, während 38 bis 48 Prozent im Private-Debt-Segment mit niedrigeren risikoadjustierten Renditen rechnen, trotz des von höheren Zinsen geprägten Umfelds, das für attraktive All-in-Renditen bei Anleihen sorgt. Auf risikoadjustierter Basis haben viele allerdings weiterhin den Eindruck, dass ein Engagement in Aktien lohnender ist. Eine globale Rezession wird auf kurze Sicht als das grösste Risiko erachtet. In diesem Zusammenhang nennen die Befragten in Europa und Asien aber auch immer häufiger das Liquiditätsrisiko. Auch die Politik hat als wesentlicher Risikofaktor an Bedeutung gewonnen, insbesondere in Nordamerika, was wohl an der Unsicherheit in Bezug auf die US-Wahlen zum Zeitpunkt der Umfrage liegt.
Netto-null ist die Zukunft
Nachhaltigkeitsaspekte gewinnen zunehmend an Bedeutung, wobei drei Viertel der Anleger diese nun als entscheidenden Faktor oder als einen von mehreren Faktoren für ihre Anlageentscheidungen erachten. Im Jahr 2023 waren es noch zwei Drittel der Befragten. Dabei bestehen signifikante regionale Unterschiede: So weist Nordamerika eine langsamere Verbreitungsrate auf, doch selbst dort berücksichtigen 54 Prozent der Anleger Nachhaltigkeitsaspekte und misst ein weiteres Drittel diesen eine zunehmende Bedeutung bei. Es bestehen nach wie vor Herausforderungen, insbesondere die Bedenken in Bezug auf Greenwashing, die Schwierigkeit bei der Messung der Auswirkungen, die Suche nach geeigneten Chancen und die Unsicherheit mit Blick auf regulatorische Vorgaben. Gleichwohl ist die Nachfrage nach Anlagen mit positiver, messbarer Auswirkung auf ein spezifisches ESG-Ziel vor allem im Asien-Pazifik-Raum gestiegen, und auch die Netto-null-Verpflichtungen haben zugenommen, auch in Nordamerika. Dort haben weniger Investoren Dekarbonisierungspläne für Immobilien und Infrastruktur eingeführt als in Europa und im Asien-Pazifik-Raum. Doch rund die Hälfte ist dabei, Pläne auszuarbeiten. Dieser Anteil entspricht jenem in anderen Regionen. Soziale Faktoren gewinnen ebenfalls an Bedeutung – 60 Prozent der Befragten in der Region Asien-Pazifik erachten soziale Ungleichheiten mit Blick auf die nächsten zehn Jahre als eines der bedeutendsten Risiken für Anlagen an den Privatmärkten. Indes zählt der soziale Wohnungsbau über alle Regionen hinweg weiterhin zu den beliebtesten nachhaltigen Anlageansätzen.