Ein Konzentrationsrisiko, häufig als Synonym für Klumpenrisiko verwendet, entsteht, wenn die Performance eines Portfolios von einer kleinen Anzahl von Positionen, Sektoren oder Faktoren bestimmt wird. «Auf dem aktuellen US-Aktienmarkt beispielsweise machen die zehn grössten Unternehmen einen ungewöhnlich hohen Anteil sowohl an der Zusammensetzung des Index als auch an den Gesamtrenditen des Index aus», sagt Patrick Lutz, Head of Wholesale Switzerland, Asset Management, L&G. «Dies ist ein zweischneidiges Schwert, denn in Zeiten, in denen die Märkte steigen, kann diese Art der Konzentration am Aktienmarkt zu hervorragenden Ergebnissen führen.» So stieg der S&P 500 beispielsweise zwischen Anfang 2023 bis Ende 2024 um über 50 Prozent. Doch konzentrierte Aktienmärkte bergen in volatilen Zeiten ein potenzielles Risiko, denn wenn die dominierenden Namen schwächeln, gibt es weniger ausgleichende Renditequellen, Verluste können sich schnell summieren, und Diversifizierungsvorteile schwinden.

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Aus der Vergangenheit lernen

Historisch gesehen führte das Konzentrationsrisiko bereits zu erheblichen Verlusten. «Beim Zusammenbruch der Dotcom-Blase Anfang der 2000er-Jahre sowie während der Finanzkrise von 2007 bis 2009 verzeichneten Indizes, die stark von einer kleinen Gruppe grosser Technologieaktien abhängig waren, überproportionale Verluste», sagt Patrick Lutz. «Eine vergleichbare Dynamik zeigte sich im April, als die Unsicherheit über die von Präsident Trump vorgeschlagenen umfassenden Zölle zu einem abrupten Rückgang des S&P 500 und anderer Indizes mit Konzentrationsrisiko führte.» In all diesen Fällen schnitt eine gleich gewichtete Version des S&P 500 besser ab als die Marktkapitalisierungsversion – was die Relevanz gleich gewichteter Ansätze für die Minderung der mit konzentrierten Aktienindizes verbundenen Risiken verdeutlicht.

Derzeit dominieren Mega-Cap-Technologieunternehmen die US-Large-Cap-Benchmarks, wodurch sie am stärksten konzentriert sind. «Das Konzentrationsrisiko kann jedoch auch in anderen Anlageklassen auftreten – beispielsweise bei Rohstoffen, die von wenigen Produzenten dominiert werden können», so der Experte. Ein weiteres Beispiel sind Unternehmensanleihen: Ein auffälliges Merkmal des heutigen globalen Marktes für Unternehmensanleihen ist, dass der Bankensektor einen grossen Anteil an den Gesamtemissionen ausmacht. Dies kann die Diversifizierung vieler Unternehmensanleiheindizes auf dem Markt einschränken und bedeutet wohl, dass der Index nicht die Gesamtheit der Realwirtschaft repräsentiert.

Diversifizierung ist das A und O

«Das Schlüsselwort im Umgang mit Konzentrationsrisiken ist Diversifizierung. Sie ist die erste Verteidigungslinie, bei der das Engagement über Sektoren, Regionen und Marktkapitalisierungen verteilt wird», so Lutz. «Um dies zu erreichen, sollten Anleger alternative Indexgewichtungsschemata anwenden und Konzentrationskennzahlen überwachen, um sicherzustellen, dass keine einzelne Position, kein einzelner Sektor und kein einzelner Stil das Portfoliorisiko dominiert.» Ein alternativer Ansatz zur Indexgewichtung, der zur Verringerung des Konzentrationsrisikos beitragen kann, ist zudem die Gleichgewichtung. «Die traditionelle Marktkapitalisierungsgewichtung verstärkt naturgemäss den Einfluss der grössten Unternehmen, während bei der Gleichgewichtung jeder Bestandteil bei jeder Neugewichtung das gleiche Gewicht erhält», erklärt Lutz. «Dadurch haben alle Aktien den gleichen Einfluss auf die Performance, was die Abhängigkeit von wenigen Mega-Caps verringert und das Portfolio besser diversifiziert.»

Final lässt sich sagen: Diversifizierte Indexansätze können im Vergleich zu traditionellen Marktkapitalisierungsgewichtungen sehr effektiv sein, insbesondere wenn die Marktführerschaft gering ist oder sich umkehrt. So erzielte der S&P 500 Equal Weight Index in Zeiten wie dem ersten Quartal 2025 bessere Ergebnisse als sein kapitalisierungsgewichtetes Pendant, was vor allem auf sein ausgewogeneres Engagement und seine geringere Abhängigkeit von einigen wenigen dominanten Aktien zurückzuführen war. Die Gleichgewichtung hat sich in der Vergangenheit in vielen Phasen erhöhter Volatilität als wirksames Mittel zur Abschwächung von Drawdowns erwiesen. Bei Marktrallys können marktkapitalisierungsgewichtete Indizes jedoch zusätzliche Aufwärtspotenziale nutzen. Es hängt alles von den Anforderungen des Anlegers ab, aber die Gleichgewichtung ist eine wertvolle Ergänzung des Instrumentariums.

Mit fortschrittlichen technologischen und analytischen Instrumenten können potenzielle Konzentrationsrisiken heute präzise identifiziert und gesteuert werden. Konzentrationskennzahlen wie der Anteil der zehn grössten Positionen am Gesamtgewicht oder der Herfindahl-Hirschman-Index bieten wertvolle Einblicke. Mithilfe von Faktor- und Attributionsanalysen lassen sich zugrunde liegende Risiken und Abhängigkeiten aufdecken. Zudem ermöglichen Szenarioanalysen und Stresstests die Modellierung des Verhaltens von Portfolios unter verschiedenen Marktbedingungen. Diese Bewertungen sind dank moderner Analytik jetzt in Echtzeit möglich, was eine schnelle Anpassung und effektive Überwachung des Risikos gewährleistet.