Am 22. Mai 2010 bezahlte erstmals jemand mit Bitcoin. Laszlo Hanyecz überwies 10’000 Bitcoins an Jeremy Sturdivant, der ihm dafür zwei Pizzas von Papa John’s zukommen liess. Damit war der Beweis erbracht, dass die Kryptowährung zum Tausch einer Ware taugt. Doch die Beteiligten konnten sich nicht im Traum ausmalen, was dereinst aus der damals neuartigen Technologie werden sollte.

Seit den nerdigen Anfängen in den Tiefen des Internets hat der Bitcoin eine unglaubliche Entwicklung hingelegt: Hanyeczs 10’000 Bitcoins entsprachen damals 41 Dollar, heute liegt ihr Wert bei über 1 Milliarde Dollar. Zwar hat sich die Kryptowährung als Zahlungsmittel auch 15 Jahre später nicht durchsetzen können, dafür aber ist sie ein wichtiges Geldaufbewahrungsmittel für Anleger geworden.

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Höhenflug mit Aussicht auf mehr

Trotz immer noch grossen Schwankungen: In diesem Jahr knackte der Bitcoin mehrfach sein Allzeithoch, und auch die lange gefürchtete extreme Volatilität hat abgenommen. Ein wichtiger Grund dafür ist die kryptofreundliche Regulierung und Politik der US-Regierung seit Donald Trumps Amtsantritt. Doch das jüngste Kursfeuerwerk begann schon früher. «Vor allem die ETFs von Blackrock haben den Bitcoin-Kurs befeuert», sagt Kryptounternehmer Rino Borini, der an der Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) zum Thema lehrt.

Was war passiert? Der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock stieg Anfang 2024 in den Kryptohandel ein und gab einen Bitcoin-ETF heraus. Anleger brauchen damit kein Wallet mehr und müssen sich auch nicht mehr bei einer Kryptobörse anmelden, um in Bitcoin zu investieren. Stattdessen hält Blackrock für sie die Coins. Der ETF mit dem Namen iShares Bitcoin Trust (Ibit) wurde zu einem durchschlagenden Erfolg. Im Juni 2025 hielt Blackrock für den ETF rund 3 Prozent aller existierenden Bitcoins mit einem Gegenwert von über 70 Milliarden Dollar.

Alternative zum Fiatgeld

Bezüglich der Marktkapitalisierung überholte Bitcoin im laufenden Jahr Silber; alle existierenden Bitcoins sind über 2 Billionen Dollar wert. Im Vergleich mit Gold, das seit Jahren ebenfalls stark an Wert zulegt, ist Bitcoin damit noch klein – Gold hat eine Marktkapitalisierung von über 20 Billionen Dollar. Dennoch ist offensichtlich: Bitcoin ist eine ernst zu nehmende Anlage geworden und dank Blackrock in der Mitte der Vermögensverwaltung angekommen. Und Blackrock-CEO Larry Fink sieht noch viel Potenzial nach oben. «Wenn Sie Angst davor haben, dass sich die Währung abwertet oder wenn Sie sich Sorgen um die wirtschaftliche oder politische Stabilität Ihres Landes machen, dann gibt es ein Werkzeug namens Bitcoin für Sie», sagte Fink an einer Podiumsdiskussion im Januar. Er erwartet, dass immer mehr institutionelle Anleger auf Bitcoin setzen werden, um sich gegen Gefahren an den Märkten abzusichern. Denn mit seiner dezentralen Struktur und der technischen Begrenzung auf 21 Millionen Coins bietet Bitcoin eine Alternative zum Fiatgeld, das sich durch Inflation abwertet.

Genau diese Hoffnung hegt auch Borini. «Noch stehen die meisten Banken und Vorsorgeeinrichtungen an der Seitenlinie», sagt der Kryptounternehmer. «Wenn diese beginnen, im grossen Stil zu investieren, dann gibt dies Bitcoin den nächsten Schub.» Dazu kommen Staaten als mögliche Investoren; Trump hat bereits angekündigt, dass die USA eine strategische Kryptoreserve aufbauen wollen. Die genaue Ausgestaltung ist aber noch offen.

Wertaufbewahrung im Fokus

Generell spielt die aktuelle US-Regierung eine wichtige Rolle für den aktuellen Bitcoin-Boom. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit tauschte Trump kryptokritische Regulatoren aus. In vielen wichtigen Positionen sitzen nun Personen, die Kryptowährungen fördern wollen. Eine treibende Kraft ist etwa die republikanische Senatorin ​​Cynthia Lummis. Sie fordert, dass die Notenbank Federal Reserve Bitcoin kaufen soll, und sieht die Währung als Mittel, um den US-Schuldenberg abzubauen.

Bleibt die Frage nach dem Nutzen von Bitcoin als Zahlungsmittel. In diesem Bereich hat sich seit dem ersten Pizzakauf weniger getan. Zwar hatte Nayib Bukele, der kryptofreundliche Präsident von El Salvador, Bitcoin 2021 neben dem Dollar zum gesetzlichen Zahlungsmittel in seinem Land gemacht. Doch noch drei Jahre später wurden nur 1 Prozent der Überweisungen mit dem digitalen Geld abgewickelt. Und 2025 schaffte El Salvador den Bitcoin als Zahlungsmittel auf Druck des Internationalen Währungsfonds (IWF) wieder ab.

«Bitcoin ist heute ein Wertaufbewahrungsmittel», sagt Kryptounternehmer Rino Borini. Ein Grund für die geringe Nutzung als Zahlungsmittel seien die immer noch grossen Wertschwankungen. So ging es beispielsweise auch 2025 zeitweise um 20 Prozent runter mit dem Kurs. Dazu kommt, dass bestehende Zahlungsmethoden in stabilen Ländern wie der Schweiz einwandfrei funktionieren. Debitkarten und Twint sind bequemer als Bitcoin-Transaktionen. «Doch in Schwellenländern gibt es durchaus gute Gründe, mit Bitcoin zu bezahlen.» Das könne zum Beispiel eine Hyperinflation sein oder ein Krieg, in dem die Landeswährung nicht mehr funktioniert. Der Bitcoin wäre eine Alternative zum Dollar, auf den die Bevölkerung in solchen Fällen oft ausweicht.