In den letzten Jahren haben geopolitische und innenpolitische Entwicklungen die Private-Equity-Landschaft im asiatisch-pazifischen Raum (APAC) deutlich verändert. Die Region bietet jedoch weiterhin Potenzial für attraktive Renditen. Um ein auf die neuen Bedingungen zugeschnittenes Portfolio aufzubauen, sind eine regionale Diversifizierung, lokale Expertise und der Zugang zu den richtigen Anlagemöglichkeiten entscheidend.
Der asiatisch-pazifische Raum hat sich im 21. Jahrhundert zu einem Powerhouse der Weltwirtschaft entwickelt und macht laut IWF inzwischen über 35 Prozent des globalen BIP aus. Die Aussichten sind jedoch von Land zu Land unterschiedlich: Während entwickelte Volkswirtschaften wie Japan und Südkorea hinter der globalen Wachstumsrate zurückbleiben, dürften gewisse aufstrebende Länder deutlich schneller wachsen. So wird für Indien bis 2025 ein Wachstum von 6,2 Prozent erwartet, für Vietnam eine Wachstumsrate von 5,2 und für China von 4,0 Prozent. Die Dynamik der Region zeigt sich zudem in den Investitionen in Forschung und Entwicklung – über die Hälfte aller weltweiten Patente entfällt auf die APAC-Region.
Doug Coulter und Brooke Zhou, Partner und Co-Leiter Private Equity APAC, LGT Capital Partners
Veränderte Private-Equity-Trends in APAC
Da das Universum börsennotierter Unternehmen – insbesondere in Schwellenländern – deutlich kleiner ist als im Westen, bleibt Private Equity ein effektiver Weg, um am Wachstum der Region teilzuhaben. Nach dem pandemiebedingten Einbruch der Private-Equity-Aktivitäten zeigen sich inzwischen wieder Erholungstendenzen. Auffällig ist dabei die Verschiebung von wachstumsorientierten Investitionen hin zu Buyouts. Dies verdeutlicht die zunehmende Vorsicht der Investoren, die operative Optimierungen und Effizienzsteigerungen gegenüber reinem Wachstum bevorzugen. Betrachtet man die Deals nach Wert, entfielen 48 Prozent auf Buyouts – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu früheren Jahren.
Ein weiterer Trend ist die stärkere Fokussierung auf grössere, etablierte Fondsmanager. Aufgrund der globalen Unsicherheiten führt dies bei grossen Transaktionen zu mehr Wettbewerb und höheren Bewertungen. Für Anleger, die ihren Fokus auf kleinere, länderspezifische Fonds richten, ergeben sich hingegen häufig attraktivere und weniger stark umkämpfte Möglichkeiten. Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung der letzten Jahre war die Umschichtung von Kapital weg von China hin zu anderen regionalen Volkswirtschaften in der Region (siehe Abbildung). Dies hat bisher vernachlässigte Märkte sichtbarer gemacht und zu einer breiteren regionalen Abstützung bei den Allokationen geführt.
Portfolioaufbau über mehrere Zugangspunkte
Investoren, die eine erfolgreiche Private-Equity-Strategie für die APAC-Region aufbauen möchten, sollten einen ausgewogenen und diversifizierten Portfolioansatz verfolgen, der nicht zu stark auf ein bestimmtes Land oder Segment ausgerichtet ist. Für den Zugang zum Markt stehen im Wesentlichen drei Methoden zur Verfügung, wobei primäre Engagements in Private-Equity-Fonds für die meisten Investoren der typische Ausgangspunkt sind. Lange dominierten grosse milliardenschwere Fonds den Markt. Analysen zeigen jedoch, dass die Renditen von Primärfonds in der Regel negativ mit der Fondsgrösse korrelieren. Das Aufkommen kleinerer, hochspezialisierter Private-Equity-Manager, die oft aus grösseren Plattformen hervorgehen, schafft dabei neue Möglichkeiten, die ohne lokale Kenntnisse nur schwer zugänglich sind.
Ein weiterer Zugangspunkt sind Secondaries. Sie bieten entscheidende Vorteile, indem sie das sogenannte Blind-Pool-Risiko reduzieren, da in bestehende, reifere Portfolios investiert wird. Zudem haben die Bewertungen in der APAC-Region – insbesondere in China – den tiefsten Stand seit der globalen Finanzkrise erreicht, was Anlegern attraktive Einstiegsmöglichkeiten zu deutlich niedrigeren Bewertungen eröffnet. Des Weiteren gewinnen Co-Investitionen an Bedeutung, da sie Primär- und Sekundärinvestitionen ergänzen und auf bestehenden Beziehungen zu den Private-Equity-Managern aufbauen. Investoren können so ihr Engagement gezielt ausweiten und Transaktionen wählen, die besonders gut zu den Stärken des jeweiligen Managers passen.
Voraussetzungen für erfolgreiche Investitionen in APAC
Um im asiatisch-pazifischen Raum erfolgreich in Private Equity zu investieren, ist nicht nur eine Präsenz vor Ort erforderlich, sondern auch ein profundes Verständnis der wirtschaftlichen, regulatorischen und kulturellen Gegebenheiten. Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit mit erfahrenen lokalen Managern, die Zugang zu hochwertigen Transaktionen bieten. In Kombination mit einem flexiblen, auf mehrere Strategien ausgerichteten Ansatz lässt sich so eine breite Diversifikation sowie eine optimierte Rendite über verschiedene Marktphasen hinweg erreichen. Gerade weil die Möglichkeiten im Bereich Private Equity in APAC so vielfältig sind, ist eine durchdachte Strategie essenziell.