Will die State Street die Credit Suisse kaufen?», «Harris Associates steigt bei Credit Suisse aus» und «Liontrust Asset Management will den Schweizer Vermögensverwalter GAM übernehmen» – die Asset-Management-Branche spielt in der Schweiz eine wichtige, weitherum unterschätzte Rolle: Ausländische wie auch einheimische Unternehmen sind sehr aktiv. Die einheimischen Vertreter tragen gemäss dem jüngsten Branchenbericht der Hochschule Luzern (HSLU) rund 1 Prozent zum schweizerischen Bruttoinlandprodukt bei. Ihr Anteil am schweizerischen Finanzsektor liegt bei 11 bis 13 Prozent, und zwischen 2018 und 2022 bezahlten die Unternehmen in diesem Finanzsubsektor insgesamt 3,5 Milliarden Franken Steuern. Das gelang auch deshalb, weil man den Gewinn auf fast 5 Milliarden Franken heben konnte, obwohl der Umsatzpool leicht zurückgegangen war. Auf jeden Franken Umsatz entfallen 66 Rappen auf die Kosten – der Rest ist Gewinn.

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Gebühren rauf, Kosten runter

Insgesamt werden 3 Billionen Franken verwaltet – und die Assetmanager tragen einen wichtigen Teil zum Pensionssystem bei. Seit 2004 wurden 32 Prozent der Vermögen der zweiten Säule durch Anlageerträge und damit durch die Assetmanager eingespielt. «Die Assetmanager spielen damit eine Schlüsselrolle für die zweite Säule», folgern die Experten und Expertinnen der HSLU.

Neben Aktien und Obligationen spielen Immobilien und Private-Equity-Beteiligungen die grösste Rolle. Auf Infrastrukturanlagen entfallen knapp 2 Prozent. Die grössten Assetmanager sind die UBS vor der Zürcher Kantonalbank, Pictet Asset Management, Partners Group und LGT Capital Partners. Mit Axa und Baloise gehören auch zwei Versicherungen zu den Top Ten. Sie messen sich im Wettbewerb auch mit den grossen ausländischen Vertretern, die oft als Pure Players auftreten. Von den Generalisten kennt man Blackrock, von den diversifizierten Assetmanagern Blackstone und KKR. Spezialisten wie die Partners Group konzentrieren sich beispielsweise auf Private Equity.

In der Praxis lassen sich die Grenzen nicht immer präzise ziehen. Teilweise finden sich unter dem gleichen Konzerndach Finanzdienstleister und Assetmanager, wobei der Bank- oder Versicherungsteil Kunde der Asset-Management-Sparte ist. Die grossen Assetmanager kontrollieren über die Gelder, die sie für ihre Kundinnen verwalten, bedeutende Anteile der börsengelisteten schweizerischen Unternehmen.

«Kontrolle ist nicht Teil ihres Geschäfts», stellt Brett Christophers fest. Der Wirtschaftsgeograf, der an der Universität von Uppsala in Schweden arbeitet, hat im Rahmen des Buchs «Our Lives in Their Portfolios» die Asset-Management-Branche analysiert. Denn die «gewöhnlichen» Assetmanager verdienen ihre Gebühren vor allem in Abhängigkeit von der Höhe der verwalteten Mittel.

Für Spezialisten dagegen sind die Performancegebühren, also ihr Anteil am Anlageerfolg, deutlich bedeutsamer. Bei Blackrock zum Beispiel tragen die Performancegebühren 3 Prozent pro Jahr zum Gesamteinkommen bei. Bei Blackstone, wo man 100 Prozent «alternative» Anlagen verwaltet, werden 40 Prozent der Einnahmen mit Performancegebühren eingespielt. «Beides sind Assetmanager», schreibt Brett Christophers, «aber sie bewegen sich in völlig verschiedenen Bereichen.»

 

Bei Pensionierten kommt wenig an

Eine besonders problematische Rolle spielen die Assetmanager laut Brett Christophers in zwei Bereichen: Einerseits bei Infrastrukturprojekten, bei denen sie sich in Versorger einkaufen und dann, kaum sind die Verträge wirksam, die Preise anheben und die Servicequalität vernachlässigen. Anderseits bei Wohnimmobilienbeständen, die sie direkt halten oder via Fonds für Pensionskassen und weitere institutionelle Investoren verwalten. Solche «Renditeobjekte» versprechen stetig steigende Renditen. Die Maximierung von Erträgen bildet laut Christophers eines der zentralen Prinzipien der Assetmanager. Denn der Wert der Anlagen wird in Abhängigkeit von den Cashflows gemessen – und je höher die sind, weil die Kosten reduziert worden sind, desto mehr verdienen Assetmanager über ihre Performancegebühren. Das erklärt, warum Services konstant schlechter werden, wenn Assetmanager irgendwo einsteigen.

 

Ausstieg kurz vor nötigen Investitionen

Die meisten halten ihre Assets nicht ewig. Einige Jahre sind die Regel. In dieser Zeit vermeiden Assetmanager Investitionen, so gut es irgendwie geht. Wenn sie Geld ausgeben, dann allenfalls für kosmetische Eingriffe. Nach einigen Jahren steigen sie dann aus – bevor die nächsten teuren, unvermeidlichen Investitionen drohen. In der Zeit haben sie die Kosten gedrückt, die Cashflows gesteigert und den «Wert» der Infrastruktur- oder Renditeobjekte gesteigert.

Davon könnten theoretisch die Pensionskassen beziehungsweise die Pensionierten als Kundinnen und Kunden der Assetmanager profitieren – aber in der Praxis ist es komplizierter. Von den Bruttoerträgen schneiden sich zuerst die Assetmanager ihre Gebühren ab. Auch die Pensionskassenverwaltungen kosten Geld. «Es gibt beträchtliche Unterschiede zwischen den Einnahmen der Kassen und dem, was bei ihren Versicherten ankommt», konstatiert Christophers.

Für die Zukunft ist Brett Christophers realistisch: Menschen haben mit Covid-19 gelernt, dass sie ohne Büros auskommen können – aber es geht nicht ohne die Infrastruktur von Versorgern und ohne Wohnraum. Beides ist knapp – und beides sind beliebte Ziele der Assetmanager.