Donald Trumps Zollpolitik sorgt für Verunsicherung an den Märkten. Im ersten Halbjahr 2025 schwanken die Aktienkurse deshalb stark. So brachen die Börsen Anfang April aus Furcht vor einem Handelskrieg weltweit ein – nur um sich wenige Tage später wieder vollständig zu erholen und danach weiter zuzulegen.
Inzwischen sind viele Zölle in Kraft, doch zu einem Handelskrieg kam es deswegen nicht. Aber niemand weiss, wo der US-Präsident als Nächstes mit dem Zollhammer zuschlägt. Und für eine erneute Börsenpanik braucht es bei den aktuell hohen Kursen nur einen kleinen Auslöser. Für Anleger stellt sich deshalb die Frage: Was tun, wenn es an der Börse wild rauf und runter geht? Welche Anlagen machen in turbulenten Zeiten Sinn?
«Buy the dip»?
Für Warren Buffett ist klar: «Seien Sie gierig, wenn andere ängstlich sind», lautet ein Bonmot des berühmtesten Investors der Welt. Denn erst wenn die Kurse gefallen sind, bietet sich die Chance, Aktien unter ihrem Wert zu kaufen. Weil vor allem amerikanische Aktien heute sehr hoch bewertet sind, hat Buffetts Firma Berkshire Hathaway in letzter Zeit grosse Bargeldbestände angehäuft. Die Firma hält inzwischen 344 Milliarden Dollar in Cash und Bargeldäquivalenten. Damit ist Berkshire bereit zuzuschlagen, falls es zu einem grossen Crash kommt.
Das Ziel sei, «grossartige Firmen zu billigen Preisen zu kaufen», so die 95-jährige Investorenlegende, die Ende Jahr als CEO von Berkshire abtritt. Mit dieser Strategie brachte es Buffett zu einem Vermögen von 150 Milliarden Dollar. Doch ob sie auch für Privatanleger Sinn macht, steht auf einem anderen Blatt. Denn es braucht viel Wissen und eine ausgiebige Analyse, um zu erkennen, wann eine Aktie unterbewertet ist.
«‹Buy the dip› funktioniert theoretisch gut, praktisch ist das Timing jedoch extrem schwierig», sagt Roman Przibylla, Anlageexperte bei Maverix Securities in Zürich. «Viele Anleger kaufen viel zu früh wieder nach oder haben nicht die Disziplin, konsequent zu bleiben, wenn es weiter nach unten geht.»
Den Sturm aussitzen
Selbst Buffett sagt, dass es unmöglich sei, den Markt zu «timen». Auch er könne den Zeitpunkt von Abstürzen oder starken Anstiegen nicht voraussehen. «Wer in Krisen zu früh verkauft, realisiert Verluste und verpasst dann sehr oft den entscheidenden Aufschwung danach», erklärt Przibylla das Problem. «Historische Analysen zeigen, dass wenige sehr gute Börsentage einen Grossteil der Rendite ausmachen – und die liegen meist unmittelbar nach starken Rückgängen.»
Grosse Crashs sind zudem selten, und während man an der Seitenlinie auf den Absturz wartet, verpasst man die laufenden Kursgewinne. «Wer regelmässig investiert, etwa mit Sparplänen, verfolgt im Grunde einen systematischen ‹buy the dip›-Ansatz, ohne auf den perfekten Einstiegszeitpunkt angewiesen zu sein», rät Przibylla.
Wenn man breit investiert ist und sich nicht auf wenige Themen beschränkt hat, dann zahlt es sich aus, wenn man langfristig an seinen Investments festhält. Denn über längere Zeit betrachtet sind die Aktienmärkte immer gestiegen. Ein Beispiel: Der Börsenindex S&P 500 mit den 500 grössten Unternehmen der USA hat in den letzten 35 Jahren eine durchschnittliche Rendite von mehr als 10 Prozent pro Jahr gebracht. Und dies trotz den Crashs beim Platzen der Dotcomblase im Jahr 2000 und in der globalen Finanzkrise ab 2007. «Disziplin und Geduld zahlen sich aus», ist Przibylla überzeugt.
«Die grössten Risiken liegen nicht nur in den Märkten selbst, sondern im Verhalten der Anleger», so der Experte. «Panikverkäufe am Tiefpunkt, zu hohe Klumpenrisiken oder das unüberlegte Hinterherlaufen von Trends führen oft zu den grössten Verlusten.»
Sichere Häfen
Trotz der langfristig guten Bilanz von Aktien schwören viele Anleger in Krisenzeiten auf «sichere Häfen». Dabei handelt es sich um Anlagen, denen eine gute Wertbeständigkeit zugeschrieben wird. Das bekannteste Beispiel ist Gold. Das Edelmetall legte im Jahr 2025 bis Ende August in Dollar gerechnet um rund 30 Prozent zu, mehr als der S&P 500 (rund 10 Prozent) oder Bitcoin (rund 20 Prozent).
«Gold bleibt der klassische sichere Hafen mit langer Historie, Bitcoin ist die moderne, digitale Ergänzung», so Przibylla. «Beide können als Beimischung sinnvoll sein, um ein Portfolio in schwierigen Zeiten robuster aufzustellen.» Während Bitcoin lange einen ähnlichen Kursverlauf wie volatile Tech-Aktien zeigte, schlägt sich die Kryptowährung in jüngster Zeit besser als die meisten Aktienmärkte.
Ein bekannter sicherer Hafen ist auch der Schweizer Franken, der immer dann gefragt ist, wenn an der Börse Chaos herrscht. Schweizer sind damit privilegiert, da sie ohnehin einen Teil ihres Vermögens in der begehrten Währung halten. «Bargeld kann in Phasen hoher Unsicherheit ein strategisches Polster sein», sagt Przibylla. «Wichtig ist aber: Bargeld verliert in Zeiten von Inflation real an Wert.» Das gilt auch für den Franken. «Entscheidend ist die Balance zwischen Sicherheitspuffer und sinnvoll investiertem Kapital.»