Jede fünfte Person ab vierzig Jahren wird in ihrem Leben an einer Herzinsuffizienz erkranken. In der Schweiz leiden circa 210 000 Patienten an einer Herzinsuffizienz – die nicht diagnostizierte Dunkelziffer liegt wohl nochmals ebenso hoch.

Bei über 65-jährigen Patienten ist die Herzinsuffizienz die häufigste Ursache für eine Hospitalisation. Die Sterblichkeit der Herzinsuffizienz ist dabei höher als bei den meisten Tumorerkrankungen, denn jede zweite Person mit Herzinsuffizienz stirbt statistisch fünf Jahre nach Diagnosestellung.

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Ebenso dramatisch ist die hochgradige Verminderung der Lebensqualität bei Herzinsuffizienz. Aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung spricht man inzwischen von einer Epidemie. Bis ins Jahr 2050 wird die Anzahl an Herzinsuffizienz erkrankten Personen um circa 50 Prozent zunehmen.

Bei zunehmender Herzinsuffizienz ist das Herz so geschwächt, dass es nicht mehr genügend Blut durch Organe, Muskeln und Gewebe pumpen kann und dadurch diese nicht mehr mit genügend Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden können.

Die häufigsten Symptome sind Kurzatmigkeit, geschwollene Beine, zunehmende Müdigkeit und Abnahme der Leistungsfähigkeit, Appetitlosigkeit oder Verdauungsprobleme.

Der Autor

Dr. med. Jan Vontobel, MSc LSE, Ärztlicher Direktor, Chefarzt Kardiologie, Hochgebirgsklinik Davos.

Die am weitesten verbreiteten Ursachen, die zu einer Herzinsuffizienz führen können, sind lange anhaltender nicht kontrollierter hoher Blutdruck, die koronare Herzkrankheit (Minderdurchblutung des Herzmuskels), Erkrankungen der Herzklappen, lange anhaltender Diabetes, angeborene Herzfehler sowie durchgemachte Chemotherapien.

Gründe für eine Minderdurchblutung

Rauchen ist bekannt als Hauptfaktor einer koronaren Herzerkrankung, zudem erhöhen das Passivrauchen und vermutlich auch der Konsum von E-Zigaretten das Risiko. Übergewicht, fehlendekörperliche Bewegung, Fast Food und übermässiger Zuckerkonsum stellen Risikofaktoren für die Entwicklung des Typ-2-Diabetes, oft auch Altersdiabetes genannt, dar. Das Risiko eines Diabetikers oder einer Diabetikerin, eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln, ist mehr als doppelt so hoch verglichen mit nicht zuckerkranken Menschen.

Die Rolle einer Herzinsuffizienz-Rehabilitation ist aufgrund der Erkrankungs- und Behandlungskomplexität der Behandlung zentral. Mittlerweile empfiehlt die Europäische Gesellschaft für Kardiologie, dass diesen Patienten eine Rehabilitation zustehen soll, denn sie verbessert die Prognose und die Lebensqualität nachhaltig.

Die Behandlung der Herzinsuffizienz ist komplex, aber aufgrund des medizinischen Fortschritts in den vergangenen Jahren bedeutend besser geworden. Herzinsuffizient sein bedeutet allerdings, dass man relativ viele Medikamente einnehmen muss. Doch viele Medikamente wirken nicht nur positiv, sondern verursachen störende Nebenwirkungen. Deshalb braucht es gute Aufklärung: Patienten sollen die Behandlung verstehen und partiell sowie angemessen mitbestimmen dürfen.

Lebensqualität ist oberste Maxime einer guten Reha. Ziel ist, dem Patienten möglichst viele «Werkzeuge» an die Hand zu geben, damit er selbst positiv auf den Verlauf der Erkrankung Einfluss nehmen kann. Medikamentenmanagement – wie zum Beispiel das Anpassen der Dosis der Wassertabletten (Diuretika) – ist nur ein Beispiel. Denn die Autonomie im Management der Erkrankung und das damit einhergehenden Verhindern der akuten Spital- oder Arztbesuche führen zu mehr Wohlbefinden.

Edukation wird in einer spezialisierten Rehabilitation sehr bedeutsam und ermöglicht die oben beschriebene Autonomie. Eine stationäre Rehabilitation für einen herzinsuffizienten Patienten dauert je nach Schwere vier bis sechs Wochen. Diese Dauer ist notwendig, um die Medikation perfekt einzustellen, Ausbildung zu betreiben und den geschwächten Körper zu trainieren. Trotzdem ist die Rehabilitation kosteneffizient, denn sie verhindert die teure Rehospitalisation aufgrund erneuter Verschlechterung der Krankheit!

Motivation und Einfühlungsvermögen

Ausserdem ist die Bewegungstherapie zentral. Hierbei profitieren die Patienten vom Know-how der Herzinsuffizienz-Rehabilitationszentren wie an der Hochgebirgsklinik Davos. Sind Patienten schwer herzinsuffizient, genügt es nicht, einzig vermehrte körperliche Aktivität zu empfehlen.

Erforderlich sind angepasste Therapieformen, viel Motivation und Einfühlungsvermögen, damit trotz Atemnot – die schon bei kleinster Anstrengung auftreten kann – eine Therapie überhaupt möglich ist.

Trotzdem ist eine gewisse Intensität notwendig, um eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Abnahme der Symptomlast zu erreichen. Hier hilft ein eingespieltes Team von Pflegenden, Sporttherapeuten, Ärzten, Aktivierungstherapeuten, Ernährungsberatern, Sozialberatern, Ergotherapeuten, Psychologen und Herzinsuffizienzberaterinnen.

Durch die enge Einbindung aller Spezialisten wie auch des Patienten lassen sich trotz schwerwiegender Erkrankung deutliche Verbesserungen in der Lebensqualität, Symptomkontrolle und schlussendlich auch eine schlüssige Prognose der Erkrankung erzielen.