Banking-Dienstleistungen kann man zwar auch mobil nutzen. Aber mobiles Banking geht weiter: Apps sind für Smartphones optimiert, Produkte und Services sind sehr einfach gehalten und intuitiv nutzbar, im Hintergrund arbeitet idealerweise eine eigens gebaute oder gekaufte Bankensoftware, die Realtime-Anwendungen ermöglicht, und das Geschäftsmodell basiert auf einer einfachen (Gratis-)Kontenlösung und – teilweise – kostenpflichtigen Zusatzelementen.

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Zak mit 20 000 Kunden

Eine «echte» Neo-Bank weist zudem noch eine eigene Banklizenz auf. Nicht alles, was jetzt als eine Neo-Bank firmiert, verfügt über alle oben genannten Kriterien: Neon beispielsweise verlässt sich bezüglich des Kernbankensystems auf die Hypothekarkasse Lenzburg, Zak auf die Systeme der Bank Cler und beim neuen Angebot der Credit Suisse, dem «Direct Banking», ist das noch offen.

Und nachdem die britische Revolut und die deutsche N26 Zehntausende von schweizerischen Kunden «eingesammelt» hatten, ist seit 2018 auch in der Schweiz ein Neugründungsfieber entstanden. Zak der Bank Cler war der erste Schweizer Anbieter und dürfte gemäss Schätzungen (exakte Zahlen veröffentlicht man nicht) gegen 20 000 Kunden gewonnen haben. Unter den neuen schweizerischen Angeboten ist man damit die Nummer eins, aber es ist weiterhin offen, ob sich das überaus ambitiöse Ziel von 200 000 Kunden bis 2021 erreichen lässt; User stellen bei etlichen Prozessen (Onboarding und so weiter) weiterhin papiergestützte Elemente fest, die sich eigentlich mit den fortgeschrittenen Konzepten des Mobile Banking nicht decken.

«Wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden, treiben aber das Wachstum weiter voran», sagt Bank-Cler-Sprecherin Brigitte Haide. Nachdem im Frühjahr das Vorsorgekonto 3 (gebundene dritte Säule) in Zak integriert wurde, wurde im August das Mobile Payment mit den drei wichtigsten Anbietern Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay realisiert. Mit diesen Anbietern würden 99,5 Prozent aller Smartphone-User in der Schweiz abgedeckt. Im vierten Quartal 2019 soll neben der klassischen Sparen-3-Vorsorge auch die Vorsorge mit Wertschriften möglich sein.

Spiele im Sandkasten

Zu den Nutzerzahlen von Neon mag Co-Gründer Michael Noorlander nichts sagen. Gemäss Schätzungen von Analysten dürften es gegen 10 000 Kunden sein. Mit ebenfalls geschätzten 40 Franken Akquisitionskosten pro Neukunde würde Neon im Rahmen der Werte liegen, welche die britischen und deutschen mobilen Banken ausweisen. Ein kürzlich vorgenommener Vergleich von Moneyland sah Neon hinsichtlich der Preise führend. «Wir werden immer häufiger als zuverlässige und kostengünstigere Alternative zu traditionellen Anbietern genannt», sagt Noorlander auf Anfrage. «Wir sind sogar stärker gewachsen als erwartet.» Auf die Medienberichte zu den Problemen im Service bei Revolut und N26 und insbesondere zur bemängelten schlechten Erreichbarkeit habe man reagiert: «Wir haben Prozesse und Tools eingerichtet sowie das Team geschult», so Noorlander. «Wir versuchen auch immer nachzuvollziehen, was bei anderen passiert ist, und stellen uns dann die Frage, ob das auch bei uns hätte geschehen können beziehungsweise was wir tun können, um solche Fälle zu vermeiden.» Die nächsten Ausbauschritt sind E-Bills sowie ein Upgrade des Kartenprodukts.

Hotline zur Ausdifferenzierung

Erst in einer Testphase ist man bei Yapeal. Diese erfolgt mit sogenannten Ambassadoren. Reguliert wird Yapeal gemäss Finma auf der Basis der SRO VQF; die jetzt angelaufenen Tests erfolgen in der «Sandbox», bei der Fintechs laut Finma in kleinem Rahmen ihre Geschäftsmodelle testen können, ohne zuvor die aufwendigen Bewilligungsprozesse durchlaufen zu müssen. Eine Fintech-Lizenz sei bei der Finma beantragt, bei Yapeal kann Marketingchef Andy Waar aber nicht abschätzen, wann diese erteilt werden wird. Erst später könne man daran denken, eine Vollbanken-Lizenz zu beantragen, wie Waar sagt.

Bei Yapeal weiss man um die Missverständnisse, die sich aus den ersten Testankündigungen mit den Probekunden ergeben können; «live» bedeute nämlich nicht «public». Die drei mobilen Banken werden sich nicht nur gegen Revolut und N26 behaupten müssen. Auch die einheimische Konkurrenz formiert sich. Mit der CS hat eine erste grosse Bank ihre eigene Mobilbank unter der Bezeichnung «Direct Banking» angekündigt (mindestens drei weitere werden 2020 folgen). Gemäss Credit- Suisse-Sprecherin Gérianne Cruz sieht man sowohl die bestehenden als auch die neuen Mitbewerber als Kunden an.

Es ist indes noch vieles offen, unter anderem auch, ob und wie weit man «auf der grünen Wiese» etwas aufbaut oder auf bestehende Systeme zurückgreifen wird. «Das neue Produkt- und Dienstleistungsangebot für unsere Retailkunden, inklusive Konditionen, werden wir im ersten Halbjahr 2020 bekannt geben», so Cruz. Man hat sich zum Ziel gesetzt, auf Basis des neuen Angebots eine signifikante Zahl an Neukunden zu gewinnen. «Mit der Kombination von neuen digitalen Lösungen und einem künftig ausgebauten Zugang zu persönlicher Beratung über Telefon und weitere Kommunikationsmittel wollen wir uns bewusst gegenüber unseren Mitbewerbern (und insbesondere Neo-Banken) differenzieren.»