Eine Kernaufgabe von Führungskräften ist es, Mitarbeitende zu motivieren, zu inspirieren oder zu mobilisieren, um sie zur Erreichung einer Vision und zu Hochleistung zu führen. Insbesondere in einer (Arbeits-)Welt im Umbruch mit multiplen Herausforderungen für Mitarbeitende tritt jedoch eine zweite Kernaufgabe gleichberechtigt hinzu: die Beschleunigungsfalle, Überforderung und/oder Erschöpfung aktiv verhindern.

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Gesunde Führung ist essenziell

Die Veränderungen der letzten Jahre führten zu einem rapiden Anstieg von virtuellem Arbeiten und Homeoffice, sodass im Jahr 2021 bereits 56 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise im Homeoffice arbeiteten. Während diese Entwicklung definitiv seine Vorteile hat, kann es aber auch in einer Entgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben, einer erhöhten Erschöpfungs- und Burnout-Gefahr sowie einem steigenden Isolationsempfinden der Mitarbeitenden resultieren. Heutzutage mit den zunehmenden psychischen und stressbedingten Erkrankungen und dem prognostizierten Fachkräftemangel ist es folglich strategisch bedeutsamer denn je, die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden durch gesunde Führung zu erhalten und zu fördern. Ein Kern dieser Aufgabe besteht in der gesunden Führung. Diese gewinnt enorm an Stellenwert.

 

Die Autorin

Prof. Dr. Heike Bruch, Professorin für Leadership, Universität St. Gallen.

Gesunde Führung auch von sich selbst

Gesunde Führung beinhaltet, dass Führungskräfte sich für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden verantwortlich fühlen und sich aktiv für ihre ganzheitliche Gesundheit einsetzen – physisch, psychisch, sozial. Es gibt vier Einflusswege der gesunden Führung:

• Achtsamkeit, das heisst eine Sensibilität für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeitenden,

• gesundheitsorientierte Werte, was beinhaltet, dass Führungskräfte glaubhaft machen, dass ihnen die Gesundheit der Mitarbeitenden am Herzen liegt,

• aktives gesundheitsorientiertes Führungsverhalten, was bedeutet, dass Stressoren oder Belastungsfaktoren erkannt und aus dem Weg geschafft werden, und

• als Vorbild handeln.

Vor allem wenn Teams stark virtuell arbeiten, sollten Führungskräfte und alle Beteiligten expliziter und bewusster alle Formen gesunder Führung berücksichtigen. Schon mit der Achtsamkeit beginnt es, da es im virtuellen Raum oft schwieriger ist, zu spüren, wie es anderen geht.

Entscheidend ist jedoch auch die gesunde Selbstführung, die umfasst, dass Führungskräfte mit ihrer eigenen Gesundheit verantwortungsvoll umgehen und als authentisches Vorbild fungieren. Mitarbeitende, deren Führungskräfte beispielsweise regelmässig Überstunden machen, krank arbeiten oder anderweitig ihre gesundheitlichen Grenzen überschreiten, gehen davon aus, dass dieses Verhalten auch von ihnen erwartet wird, und prägen so den Umgang mit Gesundheit sowie die Kultur negativ.

Inspirierende Führung

Gesunde Führung ist jedoch nicht isoliert zu betrachten, sondern kann nur wirken, wenn sie auf einem Fundament guter Führung aufsetzt. Entscheidend ist dabei eine Kombination zielorientierter (transaktionaler) und inspirierender (transformationaler) Führung, die die emotionale Erschöpfung von Mitarbeitenden nachweislich bereits um 50 Prozent reduziert. Besonders bei hybridem Arbeiten gewinnen die emotionale Führung, die Inspiration, Wertschätzung und Förderung eines Gemeinschaftsgefühls enorm an Stellenwert.

Führungskräfte sollten zielorientiert, inspirierend und gesund führen.

 

Wie eine Befragung von 13 000 Mitarbeitenden ergab, wirken sich hingegen Laissez-faire-Führung (22 Prozent Isolationsempfinden / 48 Prozent emotional erschöpft) oder ein fehlender Teamzusammenhalt (33 Prozent Isolationsempfinden / 50 Prozent emotional erschöpft) signifikant negativ auf das Gesundheitsempfinden aus. Für die Gesundheit im Unternehmen ist es daher ideal, wenn die Führungskräfte zielorientiert, inspirierend und zusätzlich gesund führen.

Gesunder Umgang mit Hybrid Work

Führungskräfte können jedoch nicht nur durch ihre direkte Führung die Gesundheit der Mitarbeitenden beeinflussen. Ein wichtiger Bestandteil ist ebenfalls ein gesunder Umgang mit hybridem Arbeiten durch Spielregeln oder generelle Leitplanken. So zeigt die Forschung klar, dass Homeoffice in einem gewissen Rahmen durchaus positive Gesundheitseffekte aufzeigt, ein Übermass jedoch zu negativen Auswirkungen führen kann.

Besonders positive Wirkungen hat ein Arbeitsmodell gezeigt, das 40:60 heisst. So wurde gezeigt, dass zwei bis drei Homeoffice-Tage pro Woche zu wünschenswerten Ergebnissen führen. Entscheidend für den Erfolg ist allerdings, dass der Umgang mit Hybrid Work im Team verankert und auf die Aufgabenanforderungen und die Bedürfnisse der Teammitglieder zugeschnitten wird. Nur dann zeigen sich positive Wirkungen auf Leistung, Wohlbefinden und Gesundheit im Unternehmen.

Gesunde Führung …

  • stellt die Förderung der physischen, psychischen und sozialen Gesundheit ins Zentrum,
  • baut auf zielorientierter und inspirierender Führung auf,
  • beinhaltet Achtsamkeit bezüglich der Gesundheit der Mitarbeitenden,
  • erfordert, dass Führungskräfte glaubhaft zeigen, dass die Gesundheit für sie einen hohen Wert hat,
  • umfasst, dass Führungskräfte Stressoren gezielt aus dem Weg räumen und gesundheitsfördernde Bedingungen schaffen,
  • bedingt gesunde Selbstführung, sodass Führungskräfte als Vorbild fungieren,
  • wird in Zeiten von Hybrid Work entscheidender und verlangt einen aktiven Umgang mit gesunder New Work und Kultur.