Ob Startups, kleine oder mittelständische Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten – KMU machen mehr als 99 Prozent der Schweizer Unternehmenslandschaft aus und stellen laut Bundesamt für Statistik rund zwei Drittel aller Arbeitsplätze. Gekonnte Gesundheitsförderung – auch in kleineren Unternehmen – birgt also ein enormes Potenzial für eine gesunde Gesellschaft. «Dass Mitarbeitergesundheit ein wichtiges Thema ist, ist zumindest vom Bewusstsein her auch in modernen KMU angekommen. Aber natürlich haben sie finanziell nicht die gleichen Möglichkeiten wie Grosskonzerne», weiss Martin Hafen. Er ist Soziologieprofessor am Institut für Sozialmanagement, Sozialpolitik und Prävention an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, leitet den Master-Studiengang Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und lehrt und publiziert seit rund zwanzig Jahren zu diesem Themenbereich. Er weiss: «Wer sich körperlich und psychisch wohlfühlt, ist leistungsfähiger, motivierter und hat seltener Krankheitsabwesenheiten – deshalb geht dieses Thema Unternehmen jeder Grösse etwas an.» Der Schlüsselmechanismus sei, wie bei vielen gesundheitlichen Problemen, negativer Stress, der langfristig seelisch wie körperlich krank machen kann. «Natürlich gibt es auch andere Lebensbereiche, die Stress auslösen, aber die Arbeitsstelle, an der wir so viel Lebenszeit verbringen, ist schon eine hochgradig stressrelevante Umwelt», so Martin Hafen. Grosskonzerne haben das betriebliche Gesundheitsmanagement bereits oft wie das Qualitätsmanagement ganz oben in der Organisationshierarchie angesiedelt. «Sie haben erkannt, dass BGM eine Führungsaufgabe ist, erheben systematisch den Gesundheitszustand der Mitarbeitenden und bereits bestehende Massnahmen, decken Lücken auf und entwickeln Pläne, um die Situation zu verbessern», weiss der Soziologe. Oft würden die Massnahmen konkret in den Bereichen Bewegung, Ernährung und Stressregulation ansetzen und sich direkt an die Mitarbeitenden richten. «Das bringt aber alles nichts, wenn die Gründe der Stressbelastung durch falsche Organisation der Arbeit nicht wahrgenommen und angegangen werden», ist Hafen sicher. Weniger Budget hin oder her – «KMU haben den grossen Vorteil, dass die Verhältnisse überschaubarer sind und so der Gesundheitszustand und die Überforderung von Mitarbeitenden eher wahrgenommen werden können», sagt Martin Hafen. «Zentral ist aber eine offene Beziehungskultur, die es auch erlaubt, schwierige Aspekte anzusprechen.» Als Führungsperson müsse man die Augen offenhalten und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sprechen. Die gute Nachricht: «Ehrliche Wertschätzung, Entwicklungsmöglichkeiten, Abwechslung in der Arbeit sowie die Förderung eines guten Betriebsklimas lassen sich auch mit geringen Mitteln erreichen – dafür braucht es keinen teuren Fitnessraum!»

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Zusätzlich gibt es viele weitere kleine Massnahmen, die nicht viel kosten und mit denen sich der Businessalltag angenehmer gestalten lässt. Sie drücken Wertschätzung und Vertrauen aus und tragen so zu körperlichem und geistigem Wohlbefinden bei

«Das Thema BGM geht Unternehmen jeder Grösse etwas an.»

Martin Hafen Soziologieprofessor, Hochschule Luzern – Soziale Arbeit