Viele Menschen verknüpfen die Gesichtserkennung mit der flächendeckenden Überwachung einzelner Bürgerinnen und Bürger. Meistens dient in diesem Fall China als schlechtes Beispiel. Natürlich wird in China die Gesichtserkennung eingesetzt, um die Bürgerinnen und Bürger zu überwachen. Aber wie bei jeder Technologie gibt es sinnvolle und weniger sinnvolle Einsatzgebiete. Die Überwachung von Bürgerinnen und Bürgern ist bei weitem nicht die einzige Anwendung von Gesichtserkennung. Es gibt viele sinnvolle Einsatzgebiete dieser Technologie.

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Gesichtserkennung ist vielfältig

Aber was ist Gesichtserkennung überhaupt? Die Gesichtserkennung teilt sich in drei Stufen ein: erstens die Face Detection. Erkenne ich auf einem Bild oder Video ein Gesicht? Zweitens: Face Match. Ist das Gesicht einer Person auf unterschiedlichen Bildern das gleiche? Und drittens Face Recognition (Gesichtserkennung). Ist dieses Gesicht auf einem bestimmten Bild zum Beispiel Peter Muster? Also erst die dritte Stufe identifiziert eine Person und ist technisch eine Erkennung von einer Person.

Immer wieder werden Kritiken laut, dass die Gesichtserkennung offenbar rassistisch ist und mit gewissen Ethnien ein Problem hat. Wie gut die Gesichtserkennung funktioniert, hängt davon ab, wie gut der Algorithmus ist und wie gut die Trainingsdaten sind. Also kurzum, wie gut die Software programmiert ist.

Es gibt viele Anwendungen der Gesichtserkennung, die durchaus Sinn ergeben.

Wie zuverlässig wird eine Person heute erkannt? Dazu gibt es internationale Benchmarks wie zum Beispiel die Datenbasis Labeled Faces in the Wild, an dem Firmen die Zuverlässigkeit ihrer Algorithmen testen. Dabei geht es darum, dass man aus einem grossen Datenset von Gesichtern das richtige erkennt. Die besten Algo rithmen erkennen über 99,83 Prozent der Personen richtig. Die Algorithmen sind also bereits heute zuverlässiger als jede Zollbeamtin und jeder Zollbeamte.

Sinnvolle Anwendungen

Es gibt zahlreiche Anwendungen der Gesichtserkennung, die durchaus Sinn ergeben. Einfaches Beispiel ist der Zugang zu Bürogebäuden mittels Face Match (Access Control). Hier benötigt es nicht einmal eine persönliche Identifikation, sondern lediglich ein Matching der Person, die an der Tür steht. Der Einlass ist bedeutend sicherer als eine Schlüsselkarte ohne Code. Natürlich gibt es auch bei der Ermittlungsarbeit der Polizei sinnvolle Einsätze. Bei der Frage etwa, ob die richtige Person in Gewahrsam ist.

Aber auch das Sichten von Gewaltvideos oder Kinderpornografie kann die Gesichtserkennungmaschine deutlich effizienter und zuverlässiger als ein Ermittler, eine Ermittlerin. Die Maschine macht dies emotionslos und kann auch Monate später Opfer zuverlässig identifizieren und eine Verbindung zu anderen Videos herstellen.

Flächendeckende Überwachung?

Die heutigen Datenschutzgesetze sind in den meisten Ländern bereits so aufgestellt, dass die flächendeckende Überwachung nicht möglich ist. Zudem gelten Gesichtsvektordaten als biome trische Daten und sind speziell durch das Gesetz geschützt. Dementsprechend ist es in der Schweiz nicht möglich, flächendeckende Überwachung zu betreiben und Videomaterial auf Vorrat zu speichern.

Christian Fehrlin, CEO, Deep Impact, Winterthur.