Der Digitalisierungsgrad bei einer Vielzahl von Maklern und Maklerinnen ist trotz oder gerade aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts unzureichend, der Einsatz von Papier immer noch weitverbreitet. Viele Prozesse und Arbeitsabläufe werden noch manuell ausgeführt, wobei die erforderliche Qualität nicht mehr sichergestellt werden kann. Der Fachkräftemangel, neue Regularien und der Anspruch der Gesellschaft machen die Automatisierung unverzichtbar.

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Die Unterschiede je nach Unternehmen sind erheblich. Technologie erfordert ein entsprechendes Budget, Mitarbeitende und eine digitale Denkweise. Die Kosten für externe Beratung sind hoch und digitale Produkte nicht immer passend. Viele verargumentieren die fehlende Digitalisierung durch die emotionale Komponente, da eine Transaktion nach wie vor viel persönlichen Beratungsaufwand erfordert. Dabei unterstützt gerade die Digitalisierung auch diesen Faktor. Während eine Proptech-Maklerin 35 bis 40 Objekte ohne Qualitätsverlust bearbeiten kann, sind es bei traditionellen Maklern lediglich 10 bis 15.

Der Autor

Levent Künzi, Co-Founder und CEO von Properti, Zürich.

Digitale Lösungen sind ein Muss

Digitale Produkte werden zu einem integralen Bestandteil der Immobilienbranche und ein zentraler Baustein für ein zufriedenstellendes Kundenerlebnis – ähnlich wie im E-Banking, wo jeder rund um die Uhr auf sein Bankkonto zugreifen, Transaktionen tätigen und vieles mehr tun kann. So beeinflusst der Anspruch der Eigentümerinnen, ihr Immobilienportfolio in Echtzeit einzusehen und zu managen, ebenso die Arbeit der Maklerin. Digitale Lösungen wie virtuelle Erstbesichtigungen werden zur Norm. Das vermeidet unnötigen Stress für die Eigentümerinnen, ihre Privatsphäre bleibt gewahrt, und alle Interessenten haben die gleichen Chancen.

Die Vorteile von digitalen Prozessen und Lösungen sind vielfältig: Zeitersparnis, nahezu grenzenloser Informationszugang, Transparenz, fehlerfreie Transaktionen und die Aussicht auf höhere Renditen aus Immobilieninvestitionen. Zahlreiche Anfragen, die Terminplanung, die Einhaltung von Vorschriften, der Informationsaustausch und die Vorbereitung aller erforderlichen Vertragsdokumente können effizient über eine Plattform verwaltet werden. Dies ermöglicht bereits heute, fast 50 Prozent mehr Zeit für persönliche Kundenberatung aufzuwenden, was vor allem die Servicequalität deutlich verbessert, so die Erfahrung von Properti mit den eigens dafür entwickelten digitalen Lösungen.

 

Wo liegen die Grenzen?

Die Grenzen werden immer noch von Menschen selbst gesetzt. Technisch wäre so gut wie alles digitalisierbar, wobei die Schnittstellenproblematik noch eine signifikante Rolle spielt. Auch ist der Erwerb oder die Veräusserung einer Immobilie für viele eine emotionale Angelegenheit, und der persönliche Kontakt ist nach wie vor erwünscht. Aus diesem Grund bleibt der Mensch als Beraterin oder Berater unabdingbar. Eine weitere Barriere liegt derzeit bei externen Dienstleistungen; dies betrifft insbesondere den Verkauf und die Vermietung: Notare oder Verwaltungen hinken in Sachen Digitalisierung oft hinterher. Solange diese Dienste und Systeme nicht implementiert werden, wird die digitale Transformation in der Immobilienwelt nur langsam Fortschritte machen.

 

«Business as usual» ist keine Option

Die Geschwindigkeit, mit der sich die Immobilienwelt weiterentwickeln wird, bleibt schwer abzuschätzen. Doch wenn man bedenkt, welchen gewaltigen Fortschritt die künstliche Intelligenz in wenigen Monaten gemacht hat, etwa Chat GPT, wird die Transformation an Tempo zulegen und auch die letzten Hindernisse hinter sich lassen. Eine erste Konsolidierung hat bereits stattgefunden. In dieser Hinsicht ist das Beispiel des E-Bankings aufschlussreich. Diejenigen, die Veränderungen ignorieren, werden früher oder später von der Realität eingeholt. Die Immobilienbranche muss ein digitales Ökosystem schaffen, in dem moderne Tools nicht nur akzeptiert, sondern auch zu einem von allen akzeptierten Standard werden: «Technologie ersetzt keine Makler und Maklerinnen, aber Makler und Maklerinnen mit Technologie ersetzen jene ohne.»