Digitec Galaxus, Amazon oder Zalando – die Consumer-Marken kennt man im E-Commerce bestens. Aber Mercanto, Alltron, Elektro-Material, Hogashop oder Sonepar, die vom Zürcher Beratungsunternehmen Carpathia auf die ersten Ränge der umsatzstärksten B2B-Plattformen gesetzt werden? Mercanto beispielsweise ist ein B2B-Shop für Food, Non-Food und Healthcare-Produkte. Oder Alltron: Dieser Grosshändler beliefert den Schweizer Fachhandel, Integratoren und Installateure mit mehr als 200’000 Artikeln aus den Bereichen IT-Hard- und Software, Netzwerke, Server, Mobilkommunikationsausrüstung, Gebäude- und Elektrotechnik sowie Büro und Freizeit, wie es vom Unternehmen heisst. 

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Aufbau von Roboterarmeen

Die Kunden dieser B2B-E-Commerce-Plattformen sind Firmen, aber die Innovations- und Technologiethemen gleichen denen der B2C-Plattformen. Bei Elektro-Material beispielsweise hat man im März dieses Jahres den eigenen KI-Chatbot EM.Buddy lanciert und damit laut eigenen Angaben «neue Massstäbe bei der digitalen Kundenberatung» eingeführt. Elektroinstallateure kommen hier über die Bildanalyse zu technischen Berechnungen und zur Normenberatung. Oder Indyvit: Die Plattform für Vitaminpräparate und Nahrungsergänzungsmittel nutzt neuerdings die Mass-Customization. Die Kunden können ihre Produkte individuell gemäss den individuellen Bedürfnissen und Blutwerten gestalten, was auch die Kundenbindung stärken soll. Grösste Herausforderung ist hier laut Beratern nicht die Technologie, sondern die Aufgabe, solche Vorzüge der individuell zusammengestellten Produkte gegenüber den Massenprodukten klar zu kommunizieren. 

«Der aktuelle Treiber im Onlinehandel ist hauptsächlich Chat GPT, welches in verschiedenen Bereichen des E-Commerce angewandt wird: von der Erstellung von Produkttexten bzw. -bildern und bei Übersetzungen über KI-basierte Verkauf-Chatbots und Suchfunktionen bis hin zu Datenanalysen und Personalisierung», sagt Darius Zumstein, Professor für Digitales Marketing an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). 

Die Entwicklung diverser KI-Anwendungen im E-Commerce erfolgt laut Zumstein schnell, fundamental und mit grosser Tragweite. «Letztes Jahr erstellten beispielsweise ‹nur› 42 Prozent der Onlinehändler die Produkttexte mit KI, dieses Jahr sind es schon 64 Prozent.» Im Jahr 2024 nutzte lediglich ein Drittel die KI für die Suchmaschinenoptimierung. Im Jahr 2025 sind es bereits mehr als die Hälfte und generieren damit zusätzlichen organischen Search-Traffic und Mehrverkäufe. «Wer dieses Jahr die KI noch nicht aktiv im Marketing und Vertrieb vorantreibt, kann keine Zeit und Kosten sparen und hat einen klaren Wettbewerbsnachteil», konstatiert Zumstein.  

Die grossen globalen Plattformen gehen noch einen Schritt weiter: Gemäss einem Bericht der «New York Times» bauen sie für ihre Auslieferlager ganze «Roboterarmeen» auf. Sie sollen nicht nur die Logistikaufgaben übernehmen, sondern auch nach und nach die davor gelagerten Produktionsprozesse. Auch wenn jetzt zunächst die Produktionskosten im Vordergrund stehen, um im Handelskrieg bestehen zu können – mittelfristig strebt man eine Verbesserung der Qualität an. Und langfristig will man die demografischen Entwicklungen der rasch alternden Gesellschaft in den Griff bekommen.