Es gibt keine Lohndiskriminierung von Frauen mehr

Die Frauen, die am Frauenstreiktag Mitte Juni durch die Strassen zogen, waren «immer noch hässig»! Sie verlangten endlich «echte Gleichstellung» und ein Ende des jahrzehntelangen Lohnbeschisses. Und dieser geht gemäss Gewerkschaft Travailsuisse ins Tuch: «Es sind 7,7 Milliarden Franken jährlich, die Frauen ohne Erklärung nicht auf ihrem Lohnkonto haben.» Und solange diese geschuldeten Milliarden nicht fliessen, so lange sind die Aktivistinnen vom Frauenstreiktag «hässig». Und so lange gibt es keine Angleichung des Rentenalters für Frauen und Männer auf 65 Jahre. Dabei ist das, was die Streikfrauen und die Gewerkschaften einfordern, also Lohngerechtigkeit und das Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit, bereits Realität. So führen sämtliche aktuellen Lohnanalysen in den Kanton St. Gallen, Zug, Luzern, Bern, Basel-Stadt, Appenzell-Innerrhoden oder Zürich zu einem einzigen Schluss: «Es gibt keine systematische Lohndiskriminierung.» Dasselbe Resultat in den Gemeinden Kriens, Oberägeri, Winterthur oder Zürich: «keine systematische Lohndiskriminierung». Oder in Baar: «Männer und Frauen in derselben Funktion erhalten denselben Lohn.» Und wo Lohndifferenzen zwischen Frau und Mann aufscheinen, sind sie leicht erklärbar. Der Rest, die «nicht erklärbare Lohndifferenz», liegt beim Staat zwischen null und 3 Prozent. Also weit weg von jenen 8,7 bis 18 Prozent, die SP, Grüne und Gewerkschaften seit Jahren monieren. Arbeitsmarkt und Leistung werden ignoriert Was beim Staat gilt, zählt auch in der Privatwirtschaft. Betriebe ab hundert Mitarbeitenden sind gemäss Gleichstellungsgesetz neu zu Lohngleichheitsanalysen verpflichtet, deren Resultat offengelegt werden müssen. Damit ist fast die Hälfte der Lohnabhängigen erfasst. Ein lohnendes Geschäft für Lohnberater, die mittlerweile über eine Million Datensätze auf Diskriminierungen absuchten. Und auch hier: Die nicht erklärbaren Lohndifferenzen sind so selten wie in den Verwaltungen im Land. Das Competence Centre for Diversity and Inclusion der Universität St. Gallen hat bislang 160'000 Datensätze unter die Lupe genommen. Das Fazit von Projektmanagerin Theresa Goop: «99 Prozent der Unternehmen halten die Lohngleichheit gemäss Gleichstellungsgesetz ein.» Nur bei 1 Prozent liegt der unerklärte Lohnunterschied über der Schwelle von 5 Prozent. Doch mit Lohndiskriminierung hat dies noch nichts zu tun. Dieselbe Erfahrung bei Urs Klingler, Gründer von Klingler Consultants. Er untersucht seit über zehn Jahren Kompensationssysteme und hat bislang 550 Lohnanalysen für Firmen durchgeführt. Sein Fazit: «Ich bin noch nie auf eine absichtliche Diskriminierung gestossen.» Junge Schweizer haben mehr mit tiefen Löhnen zu kämpfen Ohnehin sieht er das Problem nicht zwischen Frau und Mann, sondern zwischen Jung und Alt. «Eine Pflegefachperson verdient zwischen 70'000 und 119'000 Franken, das prägende Merkmal ist das Alter.» Oder dann die Betriebszugehörigkeit. Auf der Strecke bleiben bei dieser starren Art der Lohnzuteilung Engagement und Leistung. Die Beratungsfirma Matto Group hat bislang 1,3 Millionen Lohnsätze auf Diskriminierung abgesucht und mit ihrer Lohnanalyse Lohncheck.ch dabei die Schwächen der traditionellen, groben Berechnungsart verfeinert. So bezieht man auch Berufserfahrung, tatsächliche Funktion (statt Anforderungsniveaus) oder Branchenerfahrung und Führungsspanne mit ein. Werden auch lohnrelevante Faktoren wie die Arbeitsmarktsituation integriert, schmilzt die unerklärbare Lohndiskriminierung gegen null Prozent: Bei Konditorinnen und Konditoren auf 1,3 Prozent, bei Pflegeassistentinnen und -assistenten auf 0,9 Prozent, beim Detailhandelspersonal auf 0,8 Prozent. Tobias Egli, Mitgründer des Startups Matto-Group: «Eine Diskriminierung können wir nicht erkennen.» Und es sind trotz Feinanalyse weitere lohnrelevante Faktoren noch gar nicht berücksichtigt. Wenige Lohnfälle vor den Schlichtungsstellen Auch die Streitfälle vor Schlichtungsstellen und Gerichten geben keine systematische Lohndiskriminierung von Frauen her. 2021 landeten in der Schweiz sieben Fälle vor den Schlichtungsstellen, der Vorstufe des Arbeitsgerichts. Vier der sieben Fälle endeten mit einem Vergleich der Parteien; in zwei Fällen zog die Klägerin die Anzeige zurück. Bei einer Anzeige stellte die Schlichtungsstelle in Basel-Stadt eine Klagebewilligung aus. Allerdings kaum aus Überzeugung, sondern eher aus Verzweiflung. Es sei der klagenden Sozialarbeiterin anlässlich der Schlichtungsverhandlung vom Juni 2021 nicht gelungen, eine Lohndiskriminierung glaubhaft zu machen, hielt die Schlichtungsstelle fest. Weil sich Arbeitgeber wie Arbeitnehmerin anschliessend nicht auf einen Vergleich einigen konnten, wird die Klägerin jetzt wohl vor ein Arbeitsgericht ziehen – mit hohem Prozessrisiko. Gesamtarbeitsverträge wirken Diskriminierung entgegen Und wie gross ist die Zahl der Streitfälle 2022, basierend auf dem Gleichstellungsgesetz? Die Antwort ist kurz: null. All die Einzelfälle, die vor einer Schlichtungsstelle oder vor Arbeitsgericht landen, lassen jedenfalls kaum auf eine ernsthafte Lohndiskriminierung aufgrund des Geschlechts schliessen. Dass es wenig Missbrauch gibt, ist verständlich. Gerade in tieferen Lohnsektoren greifen Gesamtarbeitsverträge. Vor allem aber ist der Arbeitsmarkt seit Jahren ausgetrocknet. Jeder Betrieb sucht mit grossem Aufwand Lernende, Mitarbeitende und will sie in der Regel auch halten; niemand will sich mit systematischer Diskriminierung Chancen verbauen.

Es gibt keine Lohndiskriminierung von Frauen mehr

Darum gibt es die Lohndiskriminierung bei Frauen nicht