Lions Club Zug will keine Frauen-Mitgliedschaft: Darum hat das peinliche Folgen für Gerhard Pfister

Gerhard Pfister redet gern und viel: Mal fordert der Mitte-Präsident Waffenlieferungen in die Ukraine, mal lästert er über die katastrophale EU-Politik des Bundesrats. Wenn er aber auf seine Mitgliedschaft beim Lions Club Zug angesprochen wird, dann verstummt er. «Was mit dieser Mitgliedschaft zu tun hat, gehört zu den wenigen Dingen in meinem Leben, die noch privat sind.» Dabei möchte er es belassen und ergo keine Fragen beantworten. Es wäre wohl zu peinlich. Denn sein Lions Club Zug, in dem er sich mit anderen Politikern und Wirtschaftsvertretern trifft, ist eine reine Männerveranstaltung. Und wird es auch bleiben. Auch wegen Pfister. Am 7. März stimmten die Zuger Löwen über die Mitgliedschaft von Frauen ab. Zwar sprach sich die Mehrheit der Mitglieder für ein Ja aus, doch das geforderte Quorum von 75 Prozent kam nicht zustande. Auch wegen Pfister; dieser soll sich bei der Urabstimmung enthalten haben, wie mehrere Mitglieder aus dem Lions Club Zug bestätigen. Es war knapp: Hätte der prominente Bundespolitiker mit Ja gestimmt, wäre das Ergebnis ins Positive gekippt. Ärger im Lions Club Zug Während Pfister nicht für eine Frauenbeteiligung war, legte sein Parteikollege, der Zuger Ständerat Peter Hegglin, ein Ja ein. Er bedauere den negativen Ausgang der Abstimmung. «Schade», sagt er, aber er sei es gewohnt, Abstimmungsergebnisse zu akzeptieren. Weniger glücklich scheint Lions-Club-Zug-Präsident Andreas Umbach mit dem Abstimmungsausgang zu sein. Er habe seinen Posten letzte Woche an einem Anlass quittiert, heisst es in Zug. Umbach ist ein Mann der Wirtschaft. Er präsidiert den Verwaltungsrat der Industriefirmen SIG Group und Landis + Gyr, ist Präsident der Zuger Wirtschaftskammer – und hätte sich wohl als Präsident eines hartnäckigen Only-Men-Service-Clubs in der Wirtschaftswelt lächerlich gemacht. Er selber will sich auf mehrfache Mailanfrage nicht äussern, doch auf der Website des Clubs sei, wie ein Mitglied erzählt, der Name des Präsidenten seit ein paar Tagen gelöscht. Vermutlich sucht man nach einem Nachfolger. Mehr als die Hälfte der Schweizer Clubs sind reine Männerclubs Zug ist ein besonderer Kanton: In den Firmen ist Gleichberechtigung von Mann und Frau längst die Norm, in Unternehmen wie Glencore, Zuger Kantonalbank oder V-Zug sind gemischte Teams und Gremien seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Das müsste auch bei den drei Lions Clubs im Kanton Zug so sein. Denn seit Jahren plädiert die Leitung der internationalen und Schweizer Lions-Bewegung für gemischte Clubs. Doch in Zug tun sich die «Löwen» offenkundig schwer. Alle drei Zuger Lions Clubs – Lions Club Kolin, Lions Club Zug, Lions Club Zugerland – sind reine Männerveranstaltungen; die «Damen», wie sie in den Club-Programmen jeweils genannt werden, sind nur an speziellen Anlässen an der Seite ihrer Männer zugelassen – oder werden an Weihnachten fürs Kuchenbacken geschätzt. Schweizweit sind von den 276 Lions-Service-Clubs deren 154, also mehr als die Hälfte, noch immer reine Männerclubs. Im Zeitalter von Diversity erstaunliche Zustände, noch erstaunlicher, dass dies selbst Mitte-Präsident Pfister nicht ändern will. Altersdurchschnitt liegt bei über 60 Jahren Die Altherren in den Zuger Lions Clubs tun sich mit ihrer Renitenz keinen Gefallen, denn bei jüngeren Generationen lässt sich mit einem Männerclub nicht mehr punkten, stattdessen heuern die unter 50-Jährigen bei der wachsenden Zahl von gemischten Clubs an. Die Unbeweglichkeit der Zuger Löwen widerspiegelt sich im Altersdurchschnitt, der bei über 60 Jahren liegt; die Spanne liegt zwischen 40 und 101 Jahren. «Die reinen Gender-Clubs sind ein Auslaufmodell», sagt Peter Lüscher, Sprecher beim Lions-District Centro, zu dem die Zuger Lions gehören. «Eine Sackgasse» nennt es ein Mitglied beim Lions Club Zug. Da ist die Konkurrenz zumindest in Zug schon ein oder zwei Schritte weiter: Der Rotary Club Zug nahm 1999 die erste Frau in ihren Reihen auf, heute beträgt der Frauenanteil bei den Rotariern immerhin 14 Prozent.

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Gerhard Pfisters Enthaltung kostet Frauen die Lions-Mitgliedschaft