Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hat eine Pandemie Regierungen so drastisch und nahezu zeitgleich gezwungen, ihre Wirtschaft stillzulegen und sie anschliessend im Schockverfahren wieder zum Leben zu erwecken. Das Ergebnis? Die Rückkehr der Inflation, Engpässe am Arbeitsmarkt sowie steigende Zinssätze, Anleihenrenditen und Staatsschulden.

Gleichzeitig wird das geopolitische Umfeld durch Kriege in Ölförderregionen, eine reifere Wirtschaft in China sowie das Aufkommen einer nationalen Industrie- und Umweltpolitik neu geordnet. Und während die alte Gefahr verfeindeter Grossmächte zurückzukehren scheint, könnten neue Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) die Menschheit ebenfalls grundlegend verändern.

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Der Autor

Daniel Kalt, Chefökonom und Anlagechef Schweiz, UBS Chief Investment Office Global Wealth Management, Zürich.

Plan aufstellen und ausgewogen investieren

In dieser anspruchsvollen neuen (Anlage-)Welt gilt es erst recht, sich ein paar grundlegende Prinzipien für ein erfolgreiches Investieren zu Herzen zu nehmen. Beginnen wir beim wohl zentralen Grundsatz, einen Plan aufzustellen: Wir empfehlen Anlegerinnen und Anlegern, ihre Vermögenswerte entlang der drei Vermögensstrategien «Liquidität. Langlebigkeit. Weitergabe» zu strukturieren. Der «Topf» für die Liquidität soll sicherstellen, dass die Anleger über ausreichend flüssige Mittel verfügen, um ihren kurzfristigen Ausgabenbedarf zu decken. Im Teilvermögen «Langlebigkeit» geht es um jene Anlagen, mit denen über das Erwerbsleben hinaus ausreichend Erträge generiert werden sollen, um auch im Ruhestand den Lebensstandard halten zu können. Und drittens können in der Weitergabestrategie Ziele verfolgt werden, die über das Leben der Anlegenden hinausreichen, etwa um ein Erbe zu hinterlassen oder philanthropische Ziele zu verfolgen. Der Vorteil einer solchen Aufteilung der Vermögenswerte liegen auf der Hand: Es kann mit unterschiedlichen Zeithorizonten und damit auch mit differenzierten Risikoprofilen investiert werden.

Wealth Way UBS

Vermögensplanung: Der UBS Wealth Way

Quelle: ZVG

Zweitens sind wir davon überzeugt, dass mit Blick auf das kommende Anlagejahr ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Anleihen sowie einer Beimischung alternativer Anlagen sehr viel Sinn macht. Vieles spricht dafür, dass sich das Wachstum insbesondere in den USA zwar spürbar abschwächen wird, dafür aber auch die Inflationsraten sich graduell in Richtung der Zielkorridore der Zentralbanken bewegen werden.

In diesem Umfeld dürften Aktien weiter nach oben tendieren. Gleichzeitig erwarten wir, dass die Zentralbanken in der zweiten Jahreshälfte beginnen, die Leitzinsen zu senken und sich somit die Zinskurven allmählich nach unten und somit die Anleihenpreise nach oben bewegen. Sollte hingegen etwa die US-Wirtschaft eine harte Landung, sprich eine ausgewachsene Rezession, hinlegen, würden zwar die Aktienmärkte leiden. Weil in einem «hard landing»-Szenario aber die Zinsen kräftig nach unten kämen, würden Anleihen eine deutlich positive Performance abwerfen und so die Rückschläge an den Aktienmärkten kompensieren. Wer also im Rahmen seiner Liquiditätsstrategie schon genügend flüssige Mittel bereithält, sollte in der Langlebigkeitsstrategie nicht auch noch übermässig viel Cash halten, sondern gut ausgewogen und dem persönlichen Risikoprofil entsprechend breit diversifiziert in Anleihen, Aktien sowie zusätzlich alternative Anlagen investieren.

 

Qualitätswerte, alternative Renditequellen und disruptive Unternehmen

Drittens empfehlen wir für 2024 quer über die Hauptanlageklassen hinweg den Fokus auf Qualität zu legen. Im Fixed-Income-Bereich bieten Qualitätsanleihen attraktive Renditen und potenzielle Kapitalzuwächse, wenn die Zinsen wie erwartet sinken. Bei Aktien dürften Qualitätsunternehmen mit guten Bilanzen und einer hohen Rentabilität, darunter auch viele im Technologiesektor, am besten aufgestellt sein, um in einem Umfeld mit schwächerem Wachstum Gewinne zu erwirtschaften.

Viertens können in alternativen Anlageklassen wie Währungen und Rohstoffe mit einer Ausnutzung der Handelsspannen in einem Seitwärtstrend attraktive Zusatzrenditen generiert werden. Zu Beginn des Jahres 2024 dürfte der Dollar um die aktuellen Niveaus herum stabil bleiben. Im Jahresverlauf könnte sich jedoch eine Dollar-Schwäche herausbilden. Damit wäre es attraktiv, das Aufwärtspotenzial des Dollar zu verkaufen, um die Rendite zu verbessern. An den Rohstoffmärkten können sich Anleger für potenzielle Carry-Renditen positionieren und zugleich gegen geopolitische oder Wetterrisiken absichern.

Wer fünftens – etwa in der Weitergabestrategie – den Anlagehorizont weit in die Zukunft richten kann, wird davon profitieren, dass während des kommenden Jahrzehnts einige der höchsten Renditen am Aktienmarkt durch Unternehmen generiert werden dürften, die neue Technologien nutzen können, um neue Märkte zu erobern, etablierte Anbieter zu verdrängen oder Kosten zu senken. Diese führenden Disruptoren erfolgreich zu identifizieren, ist entscheidend für die Steigerung des langfristigen Portfoliopotenzials und können dem oben dargelegten Kernportfolio sowie den alternativen Renditequellen im Sinne eines Satelliteninvestments ergänzend beigefügt werden.