Als der Bitcoin-Preis noch geboomt hatte, stellte man in Vorsorge-Foren und Fachpublikationen regelmässig die Frage, ob und wie sinnvoll die Beimischung von solchen Kryptowährungen bei Anlageportfolios im Rahmen der langfristigen Vorsorge sei.

Argumente waren die tiefen Korrelationen mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Obligationen sowie die Verbesserung der Gesamtperformance eines Portfolios. Auch wenn einzelne Komponenten stark schwanken, verbessert sich das Risiko-Rendite-Profil gemäss moderner Portfolio-Theorie, wenn man untereinander wenig korrelierende Assets zusammenfasst.

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Keine laufenden Erträge

Laut Analysten funktioniert das auch. Sie weisen indes darauf hin, dass es für die Kryptowährungen keine bewährten Bewertungsgrundlagen gibt – womit die Frage, ob sie «billig» oder «teuer» sind, nicht wirklich beantwortet werden kann. Zudem scheiden sich hier die Geister. Anhänger der Kryptowährungen haben deutlich mehr, die Skeptiker haben gar keine Anteile ihrer Vorsorgeportfolios in Kryptowährungen investiert. Ideal sind gemäss der Theorie Anteile von 2 bis maximal 5 Prozent.

In der Praxis ist es etwas komplizierter. Die Swisscanto-Vorsorgestudie weist für «Alternative Anlagen», in die neben Rohstoffen und Hedgefonds auch Kryptowährungen eingeschlossen werden, für die vergangenen Jahre Anteile von rund 6 Prozent auf.

Digitale Wallets entziehen sich meistens der Statistik und der Vermögensübersicht.

 

Im Rahmen der freien Vorsorge sind die Verhältnisse indes anders – und diese Daten fliessen nicht in die Auswertungen von Pensionskassenvermögen ein. Zudem halten viele Privatanlegerinnen und -anleger ihre Kryptowährungen in digitalen Wallets, die sich nicht nur meistens der Statistik entziehen, sondern auch der Vermögensübersicht, wie sie Banken erstellen.

Erste Spezialisten wie Finpension mit Sitz in Luzern integrieren digitale Assets bereits in Vorsorgelösungen. «Wir haben damit vor rund einem Jahr auf ein Kundenbedürfnis reagiert», erklärt Philipp Zumbühl, der für dieses Thema zuständige Projektleiter bei Finpension. Ein erster Fonds, der Crypto Market Index Fund, hatte die BVV-2-Kriterien erfüllt und liess sich damit integrieren. «Wir haben aber digitale Assets nicht in unseren Standardstrategien», so Zumbühl weiter, «denn diese schütten wie auch Gold keine laufenden Erträge aus.»

Dividenden sind für Vorsorgeeinrichtungen, im Gegensatz zu Privatinvestoren, steuerfrei, und weder bei digitalen Assets noch bei Gold gibt es solche laufenden Erträge. Insofern gebe es gewisse Parallelen zwischen diesen beiden Asset-Klassen.

Natürlich gebe es auch Alternativen zu Fonds, sagt Zumbühl. «Grundsätzlich sind auch Direktanlagen möglich, so beispielsweise über Aktien oder Obligationen. Aber es stellt sich immer die Frage, wie gut man dann diversifiziert ist und ob es eine Steuerbefreiung auf diesen Anlagen gibt.» Diese ist auch und gerade bei US-Finanzanlagen wichtig, weil hier 30 Prozent der Dividendenerträge einbehalten werden, die kaum zurückgefordert werden können – ausser die zuständigen Assetmanagerinnen und -manager nehmen bei ihren (Index-) Fonds eine Anlegerkreiskontrolle vor. Dann greifen die Bestimmungen der Doppelbesteuerungsabkommen.

Gesamtanteil 0,2 Prozent

Maximal 5 Prozent können die Kunden und Kundinnen von Finpension in digitalen Assets halten. «Wir haben da bewusst tiefe Limiten gesetzt», sagt Zumbühl. «5 Prozent klingt nach wenig, aber auf 100 000 Franken Anlagevermögen sind das bereits 5000 Franken.» Die konkreten Auswirkungen auf ein Gesamtportfolio, beispielsweise mit historischen Daten, hat man hier nicht näher untersucht. «Wir möchten mit unserem Angebot möglichst effizient und möglichst nahe am Markt arbeiten», so Zumbühl. Im Vergleich mit der Situation im Frühling sei das Interesse an digitalen Assets als Teil der Vorsorge leicht gesunken, sagt Zumbühl. «Im April waren es 4,8 Prozent der Portfolios, die den Fonds einsetzten, gegenwärtig sind es 4,4 Prozent», so Zumbühl. Volumenbasiert sankt der Anteil bei der Finpension-3a-Vorsorgestiftung von 0,20 auf 0,18 Prozent. «Und das ist nicht viel», so der Vorsorgespezialist.