Alles, was mit Gesundheit, Gesundheitserhaltung und Heilung sowie mit Technologie zu tun hat, ist in den vergangenen Jahren in der Schweiz zu einem attraktiven Startup- und Jungfirmenbereich aufgestiegen. Gemäss dem jüngsten Jahresbericht der Schweizerischen Vereinigung für Unternehmensfinanzierung (Seca) entfielen 2022 auf die Branchen Healthcare IT, Medtech und Biotech insgesamt rund 870 Millionen Franken an Investorengeldern. Das entspricht kombiniert einem Fünftel des gesamten Finanzierungsvolumens in der Schweiz – obwohl die Biotech-Finanzierungen im engeren Sinne um die Hälfte zurückgegangen waren. Allein der Kanton Zürich absorbierte etwas mehr als die Hälfte des gesamten schweizerischen Investorenvolumens. Hier sind die drei genannten Branchen anteilmässig untervertreten. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern.

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Interdisziplinäres Netzwerk

In Bülach, nördlich des Flughafens, ist in den vergangenen Jahren das Digital Health Center Bülach (DHC) entstanden. Seit Mai 2022 ist man «live». In einem Jahr wird man auf die andere Strassenseite in ein neues Gebäude mit moderner Infrastruktur wechseln. Das DHC bietet laut eigenen Angaben eine Plattform, um digitale Lösungen zwischen Startups, etablierten ICT-Unternehmen und Firmen aus der Gesundheitsbranche zu erarbeiten. «Es gibt – je nach Zielgruppe – sehr unterschiedliche Gründe, sich unserem Verein anzuschliessen», sagt CEO Stefan Lienhard. «Healthcare-Startups kommen oft mit «klassischen» Startup-Fragen rund um Gründung und Finanzierung, zu möglichen Businessmodellen oder zu Vertriebs- und Markteintrittsstrategien zu uns. Da helfen wir mit gezieltem Coaching und thematischen Beratungsangeboten, die durch Partner und Mitglieder unseres Vereins erbracht werden, weiter.»

Häufig würden gerade Startups im Gesundheitswesen die nötigen und relevanten Kontakte fehlen. Diese bekommen sie, indem sie das DHC als Plattform nutzen, um ihr eigenes Netzwerk und digitales Ökosystem aktiv auf- und auszubauen. Darüber hinaus müssen die Arbeitsplätze attraktiv und die Mitgliedschaft erschwinglich sein. «Unsere Partner und Lösungsanbieter bieten – ähnlich wie bei den Startups – gezielte Angebote für diese Firmen an: vom Design-Thinking- oder Prototyping-Workshop über ICT-Beratung, Strategieberatung und Support bei der Organisation von Events wie Startup-Nights bis hin zu Hackathons.» Das DHC sei weder lokal noch regional, sondern mindestens national ausgerichtet.

Neues Incubator-Programm

«Es ist nachvollziehbar, dass sich eine solche Community zuerst einmal lokal entwickelt und daher viele Firmen primär aus dem Kanton Zürich und der Deutschschweiz kommen», sagt Lienhard. «Es freut mich aber, dass wir schon im ersten Jahr ein Startup aus Portugal bei uns im Netzwerk haben.»

Ein nächstes wichtiges Thema für DHC ist die Initialisierung von neuen Projekten. «Es braucht Zeit und viel Vertrauen, um unsere Community zu einem Verein zusammenwachsen zu lassen», sagt Lienhard. «Mittelfristig wollen wir uns zusammen mit unseren Partnern an grössere Themen wagen.» Beispielsweise die künstliche Intelligenz. «Es gilt, in den nächsten Jahren herauszufinden, was eher Spielerei ist und was die Medizin wirklich nachhaltig verändern kann», sagt Lienhard. «Vor allem in Richtung prädiktiver Medizin stehen wir erst ganz am Anfang.»

Bezüglich der eigenen Projekt-Pipeline sticht laut Lienhard das Digital Health Collective heraus. «In Zusammenarbeit mit der Firma Tenity wollen wir per 2024 ein Incubation-Programm etablieren, in dessen Rahmen wir Ideen aus dem Healthcare-Umfeld binnen weniger Monate mit unserem Netzwerk und starken Partnern aus Wissenschaft und dem Gesundheitswesen auf ihr Marktpotenzial und auf ihre Marktfähigkeit prüfen.» Ideen mit Potenzial erhalten dann aus einem Fonds finanzielle Mittel, damit die Lösungen schneller und effizienter auf den Markt und somit für die Branche zugänglich sind. Lienhard erwartet viel: «Für Healthcare-Startups wären wir somit eine der national spannendsten Anlaufstellen zu diesem Thema.»