Die Flughafenregion ist auch eine Bauregion: Seit 2018 wurden praktisch jedes Jahr Hochbauten für Industrie, Gewerbe, Handel, Verwaltung, Gesundheit, Bildung und Forschung für knapp 500 Millionen Franken errichtet. «Wenn ich durch die Flughafenregion fahre, sehe ich eine Region im Wandel», sagt Daniel Gubler. Er ist CEO der Firma AFC, die 1995 als Spin-off der ETH Zürich gegründet wurde und sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Energie, Sicherheit und Brandschutz bei Gebäuden befasst. «Es entstehen moderne, oft eindrucksvolle Bauten. Einige davon setzen bereits starke Zeichen in Sachen Nachhaltigkeit. Ein Beispiel dafür ist das Projekt «Green Spin» in Winterthur, bei dem wir unsere integralen Planungsansätze von Beginn an eingebracht haben, um Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit optimal zu vereinen.»
Oft überdimensionierte Gebäudetechnik
Doch viele Bestandsbauten entsprechen noch nicht heutigen Standards – hier liegt laut Gubler grosses Potenzial. «Was ich zudem häufig sehe, ist überdimensionierte Gebäudetechnik.» Laut der Untersuchung «Optipower» des Bundesamts für Energie (BFE) sind technische Anlagen in Gebäuden oft um 30 bis 40 Prozent überdimensioniert. «Diese Überdimensionierung führt zu unnötigem Energieverbrauch, höheren Investitionskosten und ineffizientem Betrieb – und sie lässt sich mit durchdachter Planung vermeiden», so Gubler weiter. «Nachhaltigkeit beginnt nicht nur bei Neubauten, sondern vor allem auch bei der Transformation des Bestehenden – effizient, zielgerichtet und ohne Überflüssiges.»
Wie beispielsweise beim Referenzprojekt «Entwicklung landseitige Passagierfläche» (ELP) am Flughafen Zürich. Hierbei wird der nördliche Teil des Airport-Shopping-Bereichs grundlegend erneuert. Die neue Food-Hall ist Teil dieses Projekts. «Hier konnten wir durch energetische Simulationen und eine systematische Potenzialanalyse nachweisen, dass durch gezielte Massnahmen – beispielsweise an den HLK-Anlagen, bei der Beleuchtung und der Gebäudehülle – rund 30 Prozent Energie eingespart und über 40 Prozent weniger CO₂-Emissionen entstehen», erklärt Gubler. «Die Nachhaltigkeit endet nicht bei der Energieeffizienz», so der Experte weiter. «Sicherheit – etwa in Form von Brandschutz oder Entrauchung – ist integraler Bestandteil eines funktionierenden, nachhaltigen Gebäudes.» Besonders bei Sanierungen könne der Brandschutz zum Spielverderber oder Kostentreiber werden. «Durch die gezielte Vermeidung überdimensionierter Techniksysteme senken wir Investitions- und Betriebskosten, vermeiden teure Nachrüstungen und sorgen für wirtschaftlich tragfähige Lösungen», so Gubler.
Sicherheit mit Echtzeitdaten
«Sicherheit ist ein Bestandteil von Lebens- und Arbeitsqualität», erklärt Elisabetta Carrea, CEO des Swiss Safety Center mit Sitz in Wallisellen ZH, «und ohne Sicherheit gibt es keine Nachhaltigkeit.» Ein modernes Sicherheitsverständnis reiche über reine Gefahrenabwehr hinaus. Es gehe um Vertrauen, Stabilität und Planbarkeit – zentrale Voraussetzungen für hohe Lebensqualität und Nachhaltigkeit. «Für Unternehmen bedeutet das: attraktive Arbeitsplätze, sichere Prozesse, geringe Ausfallrisiken», sagt Carrea weiter. «Für die Einwohnerinnen und Einwohner: ein Gefühl von Sicherheit im Alltag, in der Mobilität, in der digitalen Welt. Wer sich sicher fühlt, ist produktiver, zufriedener und innovativer – Sicherheit ist also nicht nur Schutz, sondern auch ein Standortvorteil.» Die starke Urbanisierungsdynamik und das internationale Umfeld können sozialen Stress erzeugen. Hier sind auch Unternehmen gefordert, auf mentale Gesundheit und soziale Integration zu achten.
Abseits der klassischen Flughafensicherheit stellten sich in der Flughafenregion viele weitere Sicherheitsfragen, erklärt Carrea weiter: «Dazu gehören beispielsweise die Themen kritische Infrastrukturen, wie Energieversorgung, IT-Netze und Logistik, deren Ausfall massive Auswirkungen hätte.»
Die Sicherheitslandschaft werde sich bis 2030/2035 weiter verändern, und Sicherheitsaspekte würden noch mehr in den Vordergrund rücken, prognostiziert Carrea. «Cyberbedrohungen werden zunehmen, ebenso klimabedingte Risiken wie Hitze, Überschwemmungen oder Versorgungsunterbrüche.» Gleichzeitig werde Sicherheit immersiver und vorausschauender – dank prädiktiver Systeme, vernetzter Infrastruktur und Echtzeitdaten. «Die Sicherheitsorganisation der Zukunft ist vernetzt, lernfähig, integrativ und auch noch präventiver.»