In den vergangenen Jahren haben sich die Co-Working-Einrichtungen massiv weiterentwickelt: Aus den vormaligen umfunktionierten Büros sind loftähnliche Räumlichkeiten geworden, inklusive vieler zusätzlicher Elemente wie Koch- und Waschgelegenheiten. Nachhaltigkeit bei den Materialien, der Beleuchtung und der Klimatisierung oder Belüftung steht hoch im Kurs. Gleichzeitig sind die Räumlichkeiten so organisiert, dass man Anschluss an eine Community hat – aber auch individuell und fokussiert in Rückzugsecken arbeiten kann.
Mischung unterschiedlicher Produkte
Hinzu kommt allerhand moderne Technik, beispielsweise solche für die Onboarding- und Empfangsfunktionen, die Buchungen und die Rechnungsstellung. Grosse Co-Working-Firmen organisieren ihre Standorte so, dass sich Menschen aus gleichen und/oder ergänzenden Branchen zusammenfinden. Wo kein Fitnesscenter integriert ist, befindet sich vielfach eines in der unmittelbaren Nachbarschaft. Teilweise gibt es auch Betreuungsmöglichkeiten für Haustiere. Ebenso wichtig sind Verpflegungsmöglichkeiten in der Nähe.
Marktforscher prognostizieren dem Co-Working-Geschäft jährliche Wachstumsraten von 16 Prozent bis 2030. Zu den wichtigsten Treibern der Entwicklung gehören neben technologischen Verbesserungen ebenso die steigende Bedeutung der Freelancer-Wirtschaft, der Start-up-Kultur und der flexiblen Arbeitsformen bei etablierten Firmen. Wenn eine solche beispielsweise aus dem Ausland in die Schweiz expandieren möchte, liegt es nahe, zunächst über einen Co-Working-Raum eine erste Präsenz etwa für das Recruiting und den Aufbau eines Netzwerkes zu schaffen. So zum Beispiel am Flughafen Zürich.
Die Zürcher Firma Novu Campus wird ihren «Campus» im Juni dieses Jahres im Circle eröffnen. «Die Nachfrage und das Interesse sind sehr gross, und wir haben den Grossteil unserer Flächen bereits vermietet», sagt Falk Stefani, Teil des Gründerteams von Novu Campus. Gebucht werde das komplette Angebot, dazu gehören unter anderem geschlossene Team-Offices für 4 bis 14 Personen, Arbeitsplätze im Open-Space-Bereich sowie Memberships ohne dedizierten Arbeitsplatz. Viele Firmen buchen auch eine Mischung dieser Produkte. «Ebenfalls sehr gross ist das Interesse bezüglich der Meeting- und Eventflächen.» Die Interessenten seien überwiegend junge Unternehmen wie Start-ups. «Es haben aber auch schon zwei grössere Corporates unterschrieben», sagt Stefani.
«Unser Fokus liegt darauf, junge und spannende Firmen als Mieter für unseren Campus zu gewinnen», so Stefani weiter. Man geht über das klassische Co-Working hinaus: «Das Potenzial respektive der Mehrwert im Campus liegt insbesondere im Entrepreneur-Ökosystem, das im Campus entsteht.» Es gehe um Austausch, Sichtbarkeit und Community. Die Mieter profitierten von spannenden neuen Kontakten, spontanem Austausch und Geschäftsmöglichkeiten. «Darüber hinaus bieten wir im Novu Campus mit unserem Café, dem Gym, dem Podcaststudio und vielem Weiteren eine einzigartige Infrastruktur», erklärt. «Das Ziel dahinter: Das Office wird zu einem Ort, wo Mitarbeitende gerne hinkommen und Freude haben, was sich sehr positiv auf die (Unternehmens-)Kultur auswirkt und den Unternehmenserfolg fördert. Ganz im Sinne von «Culture eats strategy for breakfast».
Offenheit mitbringen
Für die Mitarbeitenden bedeutet das laut Stefani: «Offenheit mitbringen. Co-Working funktioniert am besten, wenn man neugierig ist, ins Gespräch kommt und sich einbringt. Wer allein kommt, wird bei uns nicht lange allein bleiben.» Es lohne sich, bewusst Zeit für Vernetzung und Community-Events einzuplanen. «Ich glaube, Co-Working- und Campus-Konzepte wie unseres werden in Zukunft immer wichtiger», sagt Stefani in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung. «Es geht im Kern darum, Orte zu schaffen, wo Menschen über Unternehmensgrenzen hinaus idealerweise in spezifischen Themenclustern miteinander interagieren – und das nicht nur «strukturiert» in Form von Meetings oder Workshops, sondern insbesondere auch spontan beim Kaffee oder Sport. Firmen, die solche Cluster nutzen oder sogar mit aufbauen, werden langfristig innovativer, erfolgreicher und auch kulturseitig stark profitieren.»