Starlab Space kommt in den Innovationspark Dübendorf, hiess es Ende 2024. Die Firma, ein Kooperationsprojekt von Airbus, Voyager Space, MDA Space und Mitsubishi, baut die Raumstation Starlab. Diese soll in einigen Jahren die ISS im All ablösen. 

«Ein vollständiges Raumfahrtökosystem ist wesentlich komplexer und vielschichtiger als das, was die Öffentlichkeit typischerweise wahrnimmt», erklärt Peter Bodmer, Chairman und CEO der Beka Group sowie Präsident der Stiftung Switzerland Innovation Park Zurich. «Neben den eigentlichen Raumfahrtunternehmen und Startdienstleistern wie Space X, Blue Origin oder Axiom Starlab umfasst das Ökosystem Bodeninfrastruktur mit Kontrollzentren und globalen Kommunikationsnetzwerken sowie leistungsstarke Datenverarbeitungsanlagen, die den gesamten Missionsbetrieb ermöglichen.» Gleichzeitig brauche es einen stabilen regulatorischen Rahmen. «Und schliesslich – ganz pragmatisch – benötigt dieses Ökosystem auch robuste Finanzierungsstrukturen, von Venture Capital bis hin zu langfristigen Investitionen, um Innovationen von der Idee bis zur Umsetzung zu begleiten», so Bodmer weiter. 

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Grosse Potenziale bei Präzisionstechnologien

«Wir erleben gerade eine extrem spannende Zeit in der Raumfahrt», ergänzt Oliver Ullrich, Professor für Aerospace Medicine an der Universität Zürich und Chairman Director des Center for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein. Der Bau der Raumstation ISS hat noch 150 Milliarden Dollar gekostet. Die Betriebskosten betragen etwa 6 Milliarden pro Jahr. «Die Forschungsstation war also praktisch unbezahlbar», so Ullrich. «Die neue Generation von serienmässig produzierten Raumstationen wird dagegen kaum mehr als ein Grossraumflugzeug kosten.» 

Das erste Starlab solle 2029, die Axiom Station 2028 im Orbit installiert werden, erwartet Ullrich. Die orbitale Nutzungskapazität wird danach durch Serienfertigung massiv ansteigen. «Dabei handelt es sich aber nur um die ‹Räume›, das orbitale ‹Real Estate›», so Ullrich weiter. Hardware sind dann nicht mehr kleine Miniatureinheiten für die Forschung, sondern Bioreaktoren, Maschinen und Roboter für die Produktion. Somit werden es nicht nur wenigen Firmen für Nischenprodukte sein, sondern die ganze industrielle Breite, die diverse Hardware für die New Space Stations herstellen wird. «Die Schweiz ist hier hervorragend aufgestellt, denn bei uns sind insbesondere diejenigen Industriebereiche stark und innovativ, die von der New Space Economy als Erste und am meisten profitieren werden: Medizin und Biotechnologie, Pharmazie, Halbleiter, AI, Robotics, aber auch das Finanz- und Versicherungswesen.» 

Die Schweiz hat laut Ullrich besonders in den Präzisionstechnologien, bei Small Satellites (Small Sats) und Cube Satellites (Cube Sats) sowie in der Pharmaindustrie herausragende Potenziale. Weitgehend unerschlossen, aber signifikantes Wachstumspotenzial hätten auch weitere Weltraumanwendungen für die Pharmabranche, Materialforschung und Halbleiterindustrie. Bei vielen Produktionsprozessen stört die Schwerkraft auf der Erde. «Gerade bei Produkten, bei denen eine extrem präzise Gleichverteilung der Kräfte entscheidend ist, ist der Aufwand auf der Erde enorm», erklärt Ullrich. Enttäuschungen könnten sich laut Ullrich bei der Massenproduktion im All abzeichnen. «Die Weltraumfertigung wird sich insbesondere in der Frühphase auf hochwertige Nischenprodukte konzentrieren, bei denen die einzigartigen Bedingungen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten.»

 

Space as a Service

«Auf dem Campus des Innovation Park Zurich soll durch strategische Partnerschaften mit Raumfahrtunternehmen und Startdienstleistern, europäischen Unternehmen und Forschungsinstitutionen ein effizienter Zugang zu den neuen Raumstationen und den damit verbundenen Chancen geschaffen werden», erklärt Bodmer. «Das Center for Space and Aviation Switzerland and Liechtenstein (CSA) entwickelt im Innovationspark Zürich gezielt die Schlüsselelemente des Raumfahrtökosystems für die Greater Zurich Area.» Konkret soll im Innovationspark Zürich eine hochmoderne logistische Infrastruktur für eine durchgängige Wertschöpfungskette mit direkten Flugverbindungen von Dübendorf zu den Startplätzen in Florida und anderen globalen Launching Pads aufgebaut werden. «Ziel ist, den Innovationspark Zürich als Knotenpunkt im europäischen Raumfahrtnetzwerk mit globaler Reichweite zu positionieren», sagt Bodmer. 

Bis 2035 werde sich die Raumfahrt von einer Forschungsdomäne zu einem integrierten Wirtschaftsökosystem entwickeln. Parallel dazu entstehen neue Dienstleistungsmodelle: «Nicht nur für die Produktion wird die Weltraumwirtschaft interessant, sondern auch für neue Dienstleistungsmodelle: Space as a Service wird es kleinen Unternehmen ermöglichen, Weltraumexperimente durchzuführen, ohne eigene Raumfahrtexpertise aufbauen zu müssen», so Bodmer. «Das gesamte New-Space-Ökosystem wird von privaten Akteuren bestimmt, während sich staatliche Agenturen auf die Regulierung und auf Deep-Space-Forschungsmissionen konzentrieren – eine fundamentale Neugestaltung der Industrie.»