Die Schweiz wird nach Einschätzung des Empa-Energieexperten Peter Richner noch lange von ausländischen Stromexporten abhängig bleiben. Umso erfreulicher sind daher die Meldungen vom Wochenende aus Sapporo. Die sieben Industrienationen (G7) – Japan, Deutschland, USA, Kanada, Grossbritannien, Frankreich und Italien – haben sich während ihres Treffens auf ehrgeizigere Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien verpflichtet.

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Erstmals legten die G7-Staaten konkrete Ziele für den Ausbau von Solarenergie und Windenergie fest. Danach sollen bis 2030 gemeinsam rund 150 Gigawatt Offshore-Windleistung zugebaut werden, was ungefähr der Leistung von 150 Kernkraftwerken entspricht. Zudem sollen zusätzlich ein Terrawatt Photovoltaik installiert werden. Gleichzeitig bekräftigten die G7, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen und das Abschalten zu beschleunigen. Allerdings wurde 2030 nicht als Ausstiegsdatum festgeschrieben, wie es einige Länder gefordert hatten.

Die am Sonntag erzielte Einigung war das Ergebnis wochenlanger schwieriger Verhandlungen zwischen Japan und anderen Mitgliedstaaten, in denen die Industrieländer versuchten, eine Antwort auf die Kritik zu finden, dass sie infolge der Ukraine-Krise bei den Klimazielen einen Rückzieher machten. In ihrem Abschlusscommuniqué des Gipfels verpflichteten sich die G7-Staaten, «den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen unvermindert zu beschleunigen, um bis 2050 Netto-Null in den Energiesystemen zu erreichen».

In früheren Entwürfen hatte sich Japan gegen die Aufnahme dieses Satzes gewehrt, aber Grossbritannien, Deutschland und Frankreich verhandelten erfolgreich über seine Aufnahme. Zudem wird angestrebt, «bis 2035 einen vollständig oder überwiegend dekarbonisierten Energiesektor zu erreichen». Die Formulierung lässt allerdings die Möglichkeit offen, weiterhin fossile Brennstoffe zu nutzen.

Darüber hinaus einigten sich die Mitglieder darauf, zusammenzuarbeiten, um den Einfluss Russlands auf die Lieferketten im Kernenergiesektor sowie die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen nach Europa zu verringern. Umweltgruppen bezeichneten die endgültige Fassung als weitaus ehrgeiziger als frühere Entwürfe zum Engagement der G7 bei der Bewältigung der Klimakrise.

Offen gelassen wurde die Tür aber für weitere Investitionen in Erdgaskraftwerke und Terminals, da dies für die Energiesicherheit notwendig sei.