Die Schweiz soll ab 2050 nicht mehr Treibhausgase in die Atmosphäre ausstossen, als durch natürliche und technische Speicher aufgenommen werden können. Damit dieses ambitionierte Klimaziel erreicht werden kann, sind unterschiedlichste Massnahmen und Lösungen nötig. Insbesondere umweltfreundlichere und ressourcenschonendere Innovationen und Technologien. «Geistige Eigentumsrechte, insbesondere Patente, aber auch Marken und Designs spielen dabei eine enorm wichtige Rolle», sagt Marco D’Alessandro, Senior Policy Advisor Nachhaltige Entwicklung und Internationale Kooperation am Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE).

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Und weshalb? Patente schützen eine technische Erfindung über eine gewisse Zeit, während der niemand ohne Einwilligung des Inhabers oder der Inhaberin die patentierte Erfindung nutzen kann. «Als Gegenleistung muss der Patentinhaber die Erfindung genügend offenbaren, was wiederum anderen als Inspiration für neue Innovationen dient», hält der IGE-Spezialist fest. Mehr noch: Patente erleichtern, etwa mit Lizenzverträgen, auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen. Und stellen so auch den Wissens- und Technologietransfer sicher.

Wenig bekannt bei «grünen» Startups

Aber sie sind gerade für KMU und Startups auch wichtig für die finanziellen Aspekte der eigenen Unternehmung. Sie erleichtern den Zugang zu Investoren und Investorinnen. «Durch das Vorweisen ihres IP-Portfolios können die Firmen potenziellen Geldgeberinnen zeigen, dass in ihrem Unternehmen tatsächlich Substanz steckt und dass sich eine Investition wirklich lohnt», sagt D’Alessandro. Das zeigt, wie wichtig ein angemessener und wirksamer Schutz des geistigen Eigentums für Technologien und Innovationen auch im grünen Bereich ist.

Doch anders als in Branchen wie der Pharma mit langjähriger Erfahrung mit Patenten und weiteren Rechten des geistigen Eigentums scheinen Wissen und Bedeutung einer guten IP-Strategie insbesondere bei «grünen» Startups und KMUs noch weniger bekannt.

Viele scheuen zusätzliche Kosten. Dabei sind die Anfangsgebühren in der Schweiz nicht sehr hoch: 200 Franken für die Anmeldung und 500 Franken für die Prüfung. Diese Gebühren machen jedoch nur einen Teil der Gesamtkosten für den Patentschutz aus. Weitere Kosten ergeben sich beispielsweise für die nachfolgenden Jahresgebühren, die Unterstützung durch einen Patentanwalt oder die Ausweitung auf andere Länder.

Die Schweiz und Dänemark an der Spitze

 

Das IGE hilft KMU und Startups mit einer Reihe von Dienstleistungen. Zum Beispiel bei Patentrecherchen, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Aber auch mit Informationen, Weiterbildungen und Kursen im Bereich des geistigen Eigentums. Mehr noch: Auf dem KMU-Portal finden Interessierte zusätzliche relevante Informationen über Patente und dergleichen. «Wir möchten insbesondere unser Engagement für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung stärken», hält D’Alessandro fest. «Aus diesem Grund bietet dass IGE neu einige Dienstleistungen für Projekte gratis an, die bereits von anderen Bundesstellen als nachhaltige Projekte gefördert werden.»

Dazu zählen begleitete Patentrecherchen für bestimmte Projekte, welche das Bundesamt für Umwelt (Bafu) unterstützt. Wer sich einen weltweiten Überblick verschaffen möchte, findet bei «Wipo Green» weitere Informationen. Es handelt sich dabei um eine Initiative der Weltorganisation für Geistiges Eigentum (Wipo) – das IGE ist als Partnerin mit dabei.

Und wo steht die Schweiz international? Aufgrund der Grösse liegt sie gemessen an absoluten Zahlen weit hinten. Gemäss dem «Swiss Cleantech Report 2020», an dem das IGE ebenfalls beteiligt ist, existieren weltweit über zwölf Millionen aktive Patente (Stand 2020). Dabei können rund 18 Prozent aller Patente dem Bereich Cleantech zugeordnet werden. Aber lediglich 0,5 Prozent – also rund 10 000 – kommen aus der Schweiz. Ganz anders sieht es aus, wenn man die Qualität der Patente miteinbezieht: Zieht man qualitative Parameter hinzu, gehört die Schweiz mit Dänemark, Belgien und den Niederlanden weltweit zu den Spitzenreitern, wie aus dem Report weiter hervorgeht. Gemäss Angaben des IGE ist die Schweiz insbesondere in den Bereichen Photovoltaik und hoch entwickelte Materialien ganz vorne anzutreffen.