Der Kostendruck auf Vermögensverwalter nimmt seit Jahren stetig zu. Seit dem 1. Januar 2023 müssen diejenigen, die unabhängig sind, einen Lizenzantrag bei der Finma stellen, um weiterhin tätig sein zu können. Hierdurch wird zwar eine einheitliche Aufsicht gewährleistet, jedoch werden die Anforderungen und Kosten jedes einzelnen Marktteilnehmers weiter nach oben getrieben. Die Tatsache, dass sich die Schlinge um die Branche immer enger zieht, muss jedoch nicht ihr Ende bedeuten. Ganz im Gegenteil.

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Für die zahlreichen Akteure im Markt ergibt sich die Möglichkeit, sich neu zu erfinden. Man erinnere sich an die Auflösung des Euro-Mindestkurses Anfang 2015. Damals wurde prophezeit, dass die Schweizer Exportindustrie aufgrund des teuren Frankens nicht länger konkurrenzfähig sein werde. Was ist stattdessen geschehen? Den Schweizer Exportunternehmen ist es gelungen, ihre Produktivität zu steigern und sich im globalen Konkurrenzkampf bestens zu behaupten. Dieselbe Chance hat nun auch die Branche unabhängiger Schweizer Vermögensverwalter.

Die Autoren

Fabian Jenny, Chief Executive Officer, Pascal Bucher, Chief Operating Officer und Yves Hauser, Chief Investment Officer, Finaport, Zürich

Erstens: Effizienter werden

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen unabhängige oder – aus Bankensicht – «externe» Vermögensverwalter (EVV) auf verschiedenen Ebenen ansetzen. Zuerst einmal gilt es, nicht nur technologisch, sondern auch ökonomisch aufzurüsten. Im Klartext heisst das, dass die EVV strenger nach betriebswirtschaftlichen Indikatoren geführt werden müssen. Dies erfordert, Prozesse und Kontrollsysteme zu hinterfragen, Businesspläne und Kostenrechnungen zu führen und so weiter.

Die Vermögensverwaltungsplattformen haben sich darauf spezialisiert, unabhängigen Beratern eine professionelle Infrastruktur zu Verfügung zu stellen. Neben der Finma-Zulassung bieten einige von ihnen länderspezifische Lizenzen, um Anlagedienstleistungen in unterschiedlichsten Märkten zu erbringen. Für kleinere und mittelgrosse EVV ist der Anschluss an eine Plattform eine ressourcenschonende Lösung.

 

Zweitens: Klarer positionieren

Zweitens müssen sich EVV im Konkurrenzkampf gegen Banken und Fintechs klarer positionieren. Während sich die grossen Mitstreiter durch vermehrt digitale Dienstleistungen von der persönlichen Kundenbetreuung wegbewegen, müssen EVV ihre Kundschaft noch stärker ins Zentrum ihres Tuns stellen. Durch diese Entwicklung haben Banken die Anzahl der Beraterinnen und Berater reduziert, um bei steigenden Technologie- und Compliance-Ausgaben ihre Margen zu halten.

EVV betreuen deutlich weniger Kundinnen und Kunden und haben mehr Zeit für die individuelle Betreuung. Beraterwechsel finden kaum statt. Durch diese Positionierung haben EVV die Möglichkeit, weitere Kundinnen und Kunden für sich zu gewinnen, denen dieses Betreuungsmodell mehr zusagt.

In diesem Sinne sollten EVV jenen unternehmerisch denkenden Finanzexperten einen Platz bieten, die eine persönliche, kundenorientierte Vermögensverwaltung und Anlageberatung betreiben möchten.

Drittens: Den eigenen USP definieren

Dritter Parameter: EVV müssen sich über ihre Anlagephilosophie differenzieren. Die Kundinnen und Kunden verstehen heute bedeutend mehr von Finanzanlagen als noch vor einigen Jahren. Sie suchen nach einer Sparringspartnerin, die ehrlich ihre Meinung vertritt und den Kundinnen und Kunden hilft, ihren langfristigen Anlagezielen möglichst emotionslos treu zu bleiben. Das Erzählen von schönen Geschichten genügt schon lange nicht mehr. Somit sollte das Anlagekonzept auf akademischen Studien basieren und nicht auf dem Bauchgefühl selbsterkorener Börsenpropheten.

Zudem muss das Asset Management schlank und effizient aufgebaut sein. «Wir können alles» ist passé. Ein klarer, glaubwürdiger Fokus ist der Treiber zum Erfolg. Das Anlageangebot kann mit der Hilfe eines starken Netzwerks ergänzt werden. Wer, wenn nicht EVV, verfügt über den breitesten Zugriff auf Secondary Research, der per Knopfdruck gebündelt und für Kundeninformation und Anlageentscheid verwenden werden kann? Ein geldwerter Vorteil, wenn man bedenkt, wie viele Gebühren man als Direktkundin oder -kunde gerade für solches Research bei Banken bezahlt.

 

Ganzheitliches Kostenmanagement

Die Regulierung treibt die Kosten in die Höhe; kostenbewusste Kundinnen und Kunden setzen die Margen auf dem Finanzplatz Schweiz unter Druck. Umso wichtiger ist es für EVV, effiziente Symbiosen einzugehen und transparente Anlage- und Kostenstrategien zu verfolgen. Als Vertrauenspersonen für alle finanziellen Angelegenheiten müssen EVV ihre Kundschaft beim ganzheitlichen Kostenmanagement unterstützen. Die sind bereit, für hochwertige Expertise angemessene Preise zu bezahlen. Der Fokus muss sich auf die Nettoperformance der Anlagestrategien richten. Sie berücksichtigt beide Elemente: Leistung und Kosten. Mit dieser Positionierung und weiteren Alleinstellungsmerkmalen der externen Vermögensverwaltung überwiegen auch im Umbruch die Wachstumschancen.