Vom Regen in die Traufe. So müssten Schweizer Klein- und Mittelunternehmen (KMU) ihre Situation nach dem Abklingen der Pandemie doch eigentlich beschreiben. Steigende Preise, Lieferengpässe, getrübte Konjunkturaussichten und Personalmangel – die Liste der Herausforderungen ist lang. Aber, Überraschung: 66 Prozent schätzen die wirtschaftspolitische Lage in der Schweiz als gut bis sehr gut ein. Noch positiver bewerten die KMU die Situation des eigenen Unternehmens. 73 Prozent melden eine gute oder sehr gute wirtschaftliche Lage und 56 Prozent konnten ihren Umsatz in den vergangenen zwölf Monaten steigern. Das sind die Ergebnisse der KMU-Mittelstandstudie 2022 der Raiffeisen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Schweizer KMU sind so etwas wie das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Nicht Grossunternehmen ab 250 Mitarbeitenden dominieren die Unternehmenslandschaft, sondern die Klein- und Mittelunternehmen: 99,7 Prozent der Firmen in der Schweiz gelten laut Bundesamt für Statistik als KMU. Etwa zwei Drittel aller Beschäftigten in der Schweiz bekommen ihr Gehalt von einem KMU überwiesen. Die zuversichtliche Stimmung zeigt: Die KMU können Krise. Über 90 Prozent der im Rahmen der Studie Befragten geben denn auch an, sehr gut, gut oder zumindest einigermassen auf neue Krisen vorbereitet zu sein. Dennoch ist eine leichte Eintrübung der Zukunftsaussichten festzustellen. Sorgen bereiten ihnen besonders die steigenden Energie- und Rohstoffpreise – 84 Prozent erachten dies als grösstes Konjunkturrisiko. Und damit verbunden sind die Engpässe in den globalen Lieferketten: Die pünktliche Lieferung von Produkten und Dienstleistungen ist in vielen Branchen längst zu einem zentralen Einkaufskriterium geworden. Über die Lieferketten hinaus rücken die ökologischen, ökonomischen und sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit in Schweizer Unternehmen vermehrt in den Mittelpunkt. Die Studie zeigt deutlich, dass das Thema in der Breite angekommen ist. Dabei betrachten die meisten Firmen Nachhaltigkeit als Chance und nicht etwa als Herausforderung.

Der Hauptauftrag der befragten Firmen an die Politik ist, die Beziehungen mit der EU auf ein solides Fundament zu stellen. Deutlich an Bedeutung gewonnen hat die Forderung an die Politik, die Energiewende voranzutreiben. Weitere wichtige Themen sind der Fachkräftemangel und der Abbau von Bürokratie. Trotz allen Herausforderungen bleibt als gute Nachricht: Für Schweizer KMU ist das Glas immer noch halb voll.