Der Film «I, Robot» feierte 2004 sein Debüt in den Kinos dieser Welt. Die Geschichte, die 2035 in Chicago spielt, zeigt, wie humanoide Roboter bereits in vielen Bereichen als Helfer eingesetzt werden. Spannend wird es jedoch, als einer sich erstmals gegen die Menschen stellt. Ohne sagen zu können, wie weit Systeme mit KI im Jahr 2035 wirklich sein werden, ist jetzt schon ein positiver Fakt, dass KI sowohl den beruflichen als auch den privaten Alltag der Menschen erleichtern kann – zunehmend auch in Schweizer KMU. Sie bringt vor allem dort Mehrwert, wo sie lästige Routineaufgaben übernimmt – automatisiert und eigenständig.

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Fest in die Wertschöpfung integriert

«KMU brauchen KI dort, wo sie spürbar Zeit, Komplexität oder Fehlerquoten reduzieren kann – und zwar im täglichen Geschäft», sagt Sandra Völler, Geschäftsführerin bei Agilita, einem Cloud-Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Wallisellen ZH. «Wir sehen seit rund zwei Jahren sehr konkret bei über zweihundert aktiven Kundenprojekten im Schweizer und deutschen Mittelstand, wie KI im Alltag von KMU ankommt. Nicht als Vision, sondern als etwas, das heute bereits echte Arbeit erleichtert.» Diese Potenziale finden sich überall dort, wo repetitive Prozesse und datenbasierte Entscheidungen anfallen. Laut Völler sind die Anwendungsfelder vielfältig: Im Bereich Finanzen und Controlling zählen hierzu die automatisierte Abstimmung, die Anomalieerkennung und intelligente Vorschläge. Für Einkauf und Supply-Chain sind typische Beispiele Bedarfsprognosen, automatisierte Bestellvorschläge und die Bewertung von Lieferantenrisiken. Im Service und Vertrieb nennt Völler KI-gestützte Angebote, Absatzprognosen sowie die automatisierte Dokumentation. Und bei HR und Zeiterfassung beinhalten die Nutzungsmöglichkeiten die sprach- oder fotobasierte Leistungserfassung, intelligentes Skill-Matching sowie die Optimierung von Onboarding-Prozessen. Völler rät: «Erst das Problem beschreiben, dann sich mit dem Prozess beschäftigen und danach prüfen, wie man die KI einsetzen kann.» Und sie warnt: «Bitte nicht andersrum.» Sie ist überzeugt: KI nimmt Arbeit ab, aber nicht Arbeit weg. «Wir sehen bei den KMU keine Stellenabbauprogramme, sondern schnellere Entscheidungen, weniger Routinearbeit und mehr Zeit für Kundennähe und Wertschöpfung.» Völler empfiehlt, die Einführung von KI im Unternehmen beim firmeneigenen ERP-System zu beginnen – und nicht bei isolierten Tools. Dies gewährleistet, dass wichtige Daten, strukturierte Prozesse, Sicherheit und Compliance von Anfang an integriert sind. Sie erwartet, dass KI in KMU bis 2030 zur Selbstverständlichkeit geworden ist und prognostiziert eine Automatisierung von Routineaufgaben im Backoffice um 30 bis 50 Prozent, branchenübergreifend personalisierte Kundenerlebnisse sowie neue Geschäftsmodelle, die ohne KI im Mittelstand nicht möglich wären.

KI als sinnvolles Werkzeug verstehen

Die Boston Consulting Group (BCG) geht davon aus, dass KI aufgrund ihrer zunehmenden Reife und fallender Kosten bis spätestens 2030 ein unverzichtbarer Bestandteil der Geschäftsprozesse auch in vielen KMU sein wird. Das ist entscheidend für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Innovationsfähigkeit des Mittelstands. Der optimale Ausgangspunkt für die KI-Einführung – so auch hier der einstimmige Tenor – sind bestehende ERP- und CRM-Systeme, da diese bereits integrierte Module und eine strukturierte, risikoarme Datenbasis bieten, wodurch das Implementierungsrisiko gesenkt wird.

BCG identifiziert grosses Potenzial in Bereichen wie der automatisierten Produktionsplanung, im Supply-Chain-Management, in der Logistik und der signifikanten Verbesserung der Customer Experience durch personalisierte Angebote. KMU müssen jedoch Herausforderungen wie den Mangel an internem KI-Know-how, die Qualität der Stammdaten und die Notwendigkeit der IT-Modernisierung bewältigen. Die Empfehlung ist daher klar: Es braucht einen strukturierten, strategischen Ansatz und eine direkte Umsetzung in der Praxis. Pilotprojekte, die gezielte Schulung der Mitarbeitenden sowie die Zusammenarbeit mit externen Technologiepartnern für hochspezifische Anwendungen können die Effizienz steigern und die Entscheidungsfindung durch KI verbessern. KI als Werkzeug zu sehen, ist der Anfang – sie sinnvoll einzusetzen, ist der nächste Schritt.