Die Welt steht Kopf: Energiekrise, drohender Strommangel und Inflation. Trotz allen Bemühungen in den vergangenen Jahren, Nachhaltigkeitsstrategien in den Geschäftsvisionen zu verankern und Firmen auf eine nachhaltige Zukunft auszurichten: Die aktuelle Situation lässt nachhaltige Engagements in den Hintergrund rücken. Also alles zurück auf Feld eins in Bezug auf Nachhaltigkeit? «Wer so denkt, denkt nur kurzfristig», sagte alt Bundesrätin Doris Leuthard gegenüber der «Handelszeitung» im Juli.

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Dass die Situation schwierig ist, verneinte sie nicht. Wer aber bereits früh auf nachhaltige Lösungen wie erneuerbare Energien gesetzt hätte, der wäre von der aktuellen Situation weniger betroffen. Und hätte eine kostengünstigere Lösung gefunden. Leuthard: «Es ist halt einfach immer teurer in einer Krise, als wenn man es vor zwei oder drei Jahren angegangen wäre.» Aber das sei typisch Schweiz: «Man schiebt es so lange auf, wie es geht, stellt dann aber meist schnell um, selbst wenn es teurer ist.» Trotz allem sei die Schweiz dann aber doch meist gut gefahren.

«Jede Krise stärkte die Innovationskraft – auch die Finanzkrise», ergänzt die alt Bundesrätin. Für Unternehmen heisst das also: Die Situation ist nicht einfach – doch wer jetzt mit gutem Beispiel vorangeht, wird diese Krise als Gewinner verlassen. Eine grosse Rolle für die nachhaltige Ausrichtung von Firmen spielt dabei die Führung. Wer nachhaltig führt, darf sich der Unterstützung seiner Mitarbeitenden sowie der wirtschaftlichen Existenz sicher sein.

Denn nachhaltige Führung geht über eine reine Nachhaltigkeitsabteilung hinaus. Sie beinhaltet, dass gerade Führungspersonen hinter der eingeschlagenen Richtung stehen; dass sie den Vorteil davon wahrnehmen und das Mindset im gesamten Unternehmen verankern. Wer nachhaltig führt, lässt seinen Mitarbeitenden Freiraum. Es ist eine Verschiebung der Kontrolle: Statt stets alles von oben her zu überprüfen, gilt es, den Angestellten Vertrauen zu schenken. Denn Vertrauen motiviert die Arbeitnehmenden und lässt sie über sich hinauswachsen. Und wer motiviert ist zu arbeiten, bleibt dem Unternehmen treu und hilft gerade in Krisenzeiten, innovative Lösungen zu suchen und umzusetzen. Davon profitieren schlussendlich beide Seiten: die Arbeitgebenden, da ihr Unternehmen wirtschaftlich bestehen bleibt, und die Angestellten, da ihre finanzielle Existenz nicht bedroht ist.

Tina Fischer
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