L’Oréal kommuniziert, dass es sich als Marktführer für seine Auswirkungen auf die Gesellschaft verantwortlich fühlt. Wie äussert sich das bezüglich Vielfalt und Integration innerhalb des Unternehmens?

Wir haben in unseren verschiedenen Tochtergesellschaften weltweit und auch bei L’Oréal Schweiz einen Ausschuss für Vielfalt und Inklusion eingerichtet. Ziel ist, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Unterschiede geschätzt werden. Hier sind wir bereits sehr erfolgreich: Bei unserer jährlichen Mitarbeitendenbefragung 2022 gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, dass sie sich unabhängig von Alter, sexueller Orientierung, Geschlecht oder Religion fair behandelt fühlen. 

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Welche Initiativen halten Sie für die erfolgreichsten? 

Unsere Gruppe ist seit langem führend bei der Gleichstellung der Geschlechter, und dies dank diversen Initiativen. So schulen wir zum Beispiel unsere Führungskräfte, um sie für unbewusste Vorurteile zu sensibilisieren. Und wir beleben den Pride Month, indem wir unseren Mitarbeitenden Veranstaltungen und Seminare anbieten oder an der Zurich Pride teilnehmen. Im Januar wurden wir auch bereits zum sechsten Mal in den Bloomberg Gender-Equality Index aufgenommen und damit für die Gleichstellung der Geschlechter in unserem Unternehmen anerkannt. In der Schweiz haben wir zudem die Edge-Zertifizierung für Geschlechtergleichheit erhalten. Ausserdem haben wir das Schweizer LGBTI-Label für unsere Politik zur Einbeziehung von Menschen aus der LGBTI+-Gemeinschaft bekommen. All das zeigt: Vielfalt ist für uns Normalität.

Der Bodenständige

Name: Urs Odermatt
Funktion: Country Coordinator L’Oréal Switzerland
Alter: 60
Ausbildung: Universität Luzern, Studium der Betriebswirtschaft

Das Unternehmen Die L’Oréal-Gruppe ist das grösste Kosmetikunternehmen der Welt. Im Jahr 2022 betrug der Umsatz rund 40 Milliarden Dollar. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 87 000 Mitarbeitende.

Wie offen sind Sie für neue Arbeitsmodelle? 

Zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir sehr schnell auf hybride Arbeitsformen umgestellt. Als Nummer eins unter den Beauty-Tech-Unternehmen waren wir gut vorbereitet. Seit dem Ende von Corona können wir zwei Tage in der Woche im Homeoffice arbeiten.

 

Reichen Ihren Mitarbeitenden die zwei Tage Homeoffice, oder besteht der Wunsch auf mehr Zeit zu Hause? 

Zwei Tage sind eine gute Lösung, zwischen Flexibilität und dem Bedürfnis, die starke L’Oréal-Kultur zu leben. L’Oréal ist ein «People’s business»: Die Möglichkeit, sich persönlich zu treffen und Ideen auszutauschen, ist für uns von grossem Wert. 

 

Hat die jüngere Generation eine andere Einstellung bei den Arbeitsmodellen? 

Ich sehe keinen Unterschied aufgrund des Alters, sondern eher aufgrund von Gewohnheiten, Lebensmomenten und der Familiensituation. 

Mit Ihrem Programm «L’Oréal for the Future» haben Sie sich Nachhaltigkeitsziele für 2030 gesetzt. Sind Sie auf Kurs? 

Das Jahrzehnt bis 2030 ist entscheidend, deswegen haben wir gemeinsam mit externen Wissenschaftern und Wissenschafterinnen mit «L’Oréal for the Future» ein Programm entwickelt, das unsere vorherigen Bemühungen nochmals verschärft und sie in Einklang mit dem Klimaziel 1,5 Grad Celsius sowie mit den planetaren Belastungsgrenzen bringt. Dafür ist es notwendig, dass wir auch unsere Produzenten, Lieferantinnen und Konsumenten mit auf diese Reise nehmen. Geschafft haben wir sicher schon einiges. Zum Beispiel ist es uns gelungen, unseren CO₂-Fussabdruck von unserem Wachstum zu entkoppeln: Wir haben die absoluten CO₂-Emissionen unserer Fabriken und Vertriebszentren bis 2022 gegenüber 2005 um 91 Prozent reduziert, während das Produktionsvolumen um 45 Prozent gestiegen ist. Bis Ende 2022 schafften wir es, unseren Verbrauchern 24 Prozent der CO₂-Emissionen (Ziel: 2 Prozent bis 2030) zu ersparen, die bei der Verwendung unserer Produkte entstehen. Damit sind wir unserem für 2030 definierten Ziel ein gutes Stück voraus.

Wo müssen Sie noch nachlegen?

Nachhaltigkeit ist eher ein Weg als ein Ziel. Wir gehen mit Technologie und Innovation voran und arbeiten ambitioniert daran, unseren Zielen Tag für Tag näherzukommen.

 

Was hat sich bereits in der Schweizer Organisation geändert?

Um transportbedingte CO₂-Emissionen zu reduzieren, haben wir beispielsweise einen E-Shuttle-Truck für den Transport von Produkten zwischen Deutschland und der Schweiz oder setzen für die Lieferungen zu einem unserer wichtigsten Einzelhändler komplett auf die Schiene.

 

Wie messen Sie die Umweltauswirkungen Ihrer Produkte? 

Wir nutzen eine mit Wissenschafterinnen und Wissenschaftern entwickelte Produktlebenszyklusanalyse, die ein Produkt im Hinblick auf 14 verschiedene Umweltauswirkungen über seine komplette Lebensdauer hinweg auf den Prüfstand stellt. Die Ergebnisse aus diesen Analysen nutzen wir, um unsere Produkte permanent zu verbessern – mit Erfolg: Ende 2022 waren bereits 97 Prozent aller neuen oder renovierten Produkte ökologisch gestaltet.

Nutzen Sie Innovationen, um Ihren Fussabdruck zu verbessern? 

Sicherlich! Der L’Oréal Water Saver ist beispielsweise eine innovative Handbrause für Friseure, die von der Gruppe gemeinsam mit dem Schweizer Startup Gjosa  entwickelt wurde und an den Waschbecken im Salon bis zu 69 Prozent Wasser einsparen kann. Der Water Saver ist seit Januar in der Schweiz in mehr als 350 Salons im Einsatz und hat seitdem zu mehr als vier Millionen Litern Wasserersparnis verholfen. Bahnbrechend ist für uns auch die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Carbios. Seit 2017 arbeiten wir zum Beispiel gemeinsam an einer enzymatisch recycelten Kosmetikverpackung, also an einer PET-Verpackung, die aufgrund des innovativen, enzymatischen Recyclingprozesses in einem unendlichen Kreislauf gehalten werden kann.

 

Wie binden Sie Ihre Mitarbeitenden in einen nachhaltigen Ansatz ein? 

Wir schaffen regelmässige Berührungspunkte, um unsere Mitarbeitenden über die Fortschritte der Gruppe zu informieren und sie für die Veränderungen, die unser Unternehmen durchläuft, zu engagieren. Man kann einen so grossen Wandel nicht angehen, ohne jeden und jede dazu zu befähigen, einen Unterschied zu machen. Darüber hinaus besteht unser gesamter Fuhrpark aus Elektro- oder Biogasfahrzeugen, und wir fördern die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel mit speziellen Abonnements für unsere Mitarbeitenden.

Florian Fels
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