Geht es darum, Abfälle zu minimieren, steht die Schweiz recht gut da. Die hiesige Recyclinginfrastruktur ist gut entwickelt. Und das Sammelsystem für Papier, Glas, Metall und Kunststoff ist effizient und gut organisiert. So lag die Recyclingrate im Jahr 2023 bei insgesamt 52 Prozent, womit wir im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern gehören. Auch an Initiativen fehlt es nicht: «Erde Schweiz», «Too good to go» oder «Recircle» führen zu Verhaltensänderungen bei den Konsumenten und ermutigen die Bevölkerung dazu, Abfälle zu vermeiden und Ressourcen effizienter zu nutzen. Doch es gibt noch reichlich zu tun: Pro Kopf und Jahr fallen in der Schweiz rund 671 Kilogramm Abfall an – und auch wenn 51 Prozent davon dem Recycling zugeführt werden, sind die rund 320 Kilogramm, die nicht genutzt werden, immer noch viel zu viel.

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Nun wurde jedoch die Dobler-Motion – «Förderung der Kreislaufwirtschaft. Die Schweiz soll mehr Plastik rezyklieren» – angenommen. Neben der stofflichen Verwertung (Recycling) spielt dabei auch die Wiederverwendung eine wichtige Rolle. Jährlich entstehen rund 790 000 Tonnen Kunststoffabfälle in der Schweiz, und das Traurige daran ist: Fast die Hälfte dieses Materials war weniger als ein Jahr im Einsatz. Rund 83 Prozent (660 000 Tonnen) landen in Kehrichtverbrennungsanlagen. «Die Dobler-Motion ist ein wichtiger Schritt für die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz», sagt François Gerber, Geschäftsleiter von Circular Economy Switzerland (CES). «Sie schafft die Grundlage für ein landesweites, koordiniertes Kunststoffrecycling und fördert die Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren.» Und er fügt an: «Die Motion fordert explizit die Prüfung privater und subsidiär öffentlicher Lösungen, was Raum für Innovation und Kooperation mit Unternehmen und Organisationen wie unserer schafft.» In seinen Augen hebt die Motion hervor, dass durch hochwertiges Kunststoffrecycling CO2-Emissionen reduziert werden können, da weniger Material in Kehrichtverbrennungsanlagen landet. Und dass im Zuge der Anpassungen aufgrund der Dobler-Motion sowohl die Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (VVEA) als auch die Ordnungsbussenverordnung schweizweit vereinheitlicht werden sollen, zeigt, dass alle Kantone an einem Strang ziehen müssen.

Promarca Nachhaltigkeitsaward 2025

Auch beim Expertenanlass von Promarca am 11. September wurde über die Dobler-Motion diskutiert. Grundsätzlich begrüsst der schweizerische Markenartikelverband die mit der Motion Dobler angestrebten Ziele. Da die neue Verpackungsverordnung neue Anforderungen enthält, bringt sie auch neue Herausforderungen für die Markenhersteller mit sich. Kritisch ist vor allem zu sehen, so der Verband, dass die Übergangsfristen bereits in Kürze in Kraft treten, während noch nicht alle Parameter klar definiert sind. So müssen zahlreiche Anpassungen von den Unternehmen vorgenommen werden. Vom Verpackungsdesign und den Komponenten bis hin zur Lieferkette. Zudem gibt es aktuell keine Werke in der Schweiz.

Es braucht kreative Lösungen. Das ist klar. Und das Bewusstsein, dass Nachhaltigkeit weit über reines Recycling hinausgeht und immer öfter im Sinne der Kreislaufwirtschaft gedacht und agiert werden muss. Beispiele dafür, wie das aussehen kann, gab es dann auch bei der Verleihung des Promarca Nachhaltigkeitsawards 2025, die Teil des Expertenanlasses war. «Mit dem Promarca Nachhaltigkeitsaward setzen wir ein starkes Zeichen dafür, dass verantwortungsvolle Markenführung nicht nur zeitgemäss, sondern zukunftsentscheidend ist», sagte Barbara Castegnaro, Director von Promarca, während der Preisverleihung. «Die Vielfalt und Innovationskraft der eingereichten Projekte zeigen eindrücklich, wie viel kreative Energie in nachhaltigen Lösungen steckt. Diese Inspiration möchten wir mit dem Award weitertragen und sichtbar machen.» Sieger des diesjährigen Awards ist das Kaffeeröstunternehmen La Semeuse, das unter anderem mit seiner aussergewöhnlichen Lieferkette – der Kaffee wird zu einem grossen Teil mit Segelschiffen transportiert – ein Zeichen setzen konnte.

Es ist erst ein Anfang

Die Zusammenarbeit zwischen privaten und öffentlichen Akteuren bleibt essenziell für den Erfolg von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Durch entsprechende Initiativen besteht nun eine neue Grundlage für innovative Lösungen, die sowohl den Umweltschutz fördern als auch grosse Herausforderungen für Unternehmen mit sich bringen können. Es wird einen Dialog brauchen, um ausgewogene Lösungen zu finden.