Chat GPT bestand den MBA-Zulassungstest bei einem Professor der Wharton School an der renommierten University of Pennsylvania, lautete die Schlagzeile im Januar. Die damals verfügbare Version 3 zeigte laut dem Professor «eine bemerkenswerte Fähigkeit, bestimmte Aufgaben von hoch bezahlten Wissenschaftlern und insbesondere Arbeiten, die von MBA-Absolventen erledigt werden, zu automatisieren.» Dazu gehören Manager, Beraterinnen und Analysten. Chat GPT war Anfang 2023 zwar noch nicht perfekt – gemäss Schätzungen der Forscher hätte es aber zu einem B-Grad gereicht, was etwa einer Note 5 auf der Skala in der Schweiz entspricht.

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Die Diskussion hat sich inzwischen weiterentwickelt. Im Vordergrund stehen dabei die Möglichkeiten, dass Chat GPT oder vergleichbare Systeme komplette Arbeiten schreiben.

 

Chat GPT macht auch Rankings

Open AI, der Hersteller von Chat GPT, hat das limitierte Gratisangebot, mit dem sich ein kürzerer Aufsatz, aber keine längere Qualifikationsarbeit schreiben lässt, ausgeweitet. Die Plus-Version ist für Individualkunden gedacht, die auch längere Texte benötigen. Die Enterprise-Version ist für Firmenkunden konzipiert, die dann jeweils auch in den Genuss der neusten Features kommen. Auch hier sind längere Texte möglich. Aber hier gibt es die Möglichkeit, als Unternehmen eigene Daten einzubringen und durch das KI-System verarbeiten zu lassen.

Mitarbeitende von Firmen, die über diese Version verfügen, können damit gemäss dem US-Branchendienst Analytics Insight ihre Texte um diesen firmen- und meistens auch branchenspezifischen Content anreichern lassen – es ist damit von aussen kaum noch nachvollziehbar, ob ein Mensch oder eine Maschine solche Texte verfasst hat. Schulen gehen deshalb dazu über, sich mehr für die Entstehungsprozesse von Arbeiten zu interessieren und die Studierenden diesbezüglich zu befragen: Wie hatte man recherchiert? Wie entstand das theoretische Modell? Wie musste es angepasst werden, weil die Daten in eine andere Richtung liefen?

 

Qualität stagniert

Hinzu kommen weitere Schwachstellen von Chat GPT, auf die Forscher jüngst hinwiesen: Seit der Einführung der Version 4 im März ist die Qualität des Outputs trotz der grossen Anzahl User nicht besser geworden. Hier zeigen sich die Schwächen, wenn es darum geht, ganz neue Wissenselemente innert kurzer Zeit zu absorbieren und zu Ergebnissen zu verarbeiten.

Startups entwickeln zunehmend kleinere Modelle für bestimmte Anwendungszwecke.

 

In diese Lücke springen zunehmend Startups. Sie entwickeln kleinere Modelle für bestimmte Anwendungszwecke. Sollte sich diese von vielen Startups vorangetriebene Entwicklung durchsetzen, würde es für die MBA-Schulen und ihre Absolvierenden einfacher werden, ihre Arbeiten schreiben zu lassen. Anders sieht es aus, wenn sich generelle Modelle, wie sie Chat GPT zugrunde liegen, etablieren. Derzeit ist das Rennen offen – Open AI wird Berichten zufolge vorerst keine Version 5 entwickeln. Auch hier sind die Kosten ein Problem und Hindernis zugleich.

Für die MBA-Schulen wird die Aufgabe laut Analysten nicht einfacher. Immerhin: Chat GPT rangiert an den besten Schulen ähnlich wie die führenden Ranking-Spezialisten. Unter den Top Ten befinden sich alle üblichen Verdächtigen.