Die Statistiken der beiden grössten Veranstaltungshäuser belegen, dass die Stadt an der Rhone eine erfolgreiche internationale Meetingstadt ist: Das CICG (Centre International de Conférences Genève) betreute im vergangenen Jahr 81 Konferenzen und Events mit über 33 000 Teilnehmenden. Und in den Palexpo-Hallen, draussen beim Flughafen Genf, der früher Cointrin hiess, fanden im Vorjahr 137 Veranstaltungen und Messen mit fast 700 000 Besuchern statt; damit erwirtschaftete das Unternehmen 72,1 Millionen Franken.

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Zu diesen zwei grossen Flächeanbietern kommen jedoch unzählige weitere Hotel-, Restaurant- und Locations-Anbieter, die jährlich mehrere Hundert MICE-Events durchführen. Gründe genug also, um bei der Marketingverantwortlichen Kathrin Spiller von der Stiftung Genf Tourismus & Kongress nachzufragen.

Wie positioniert sich Ihre Stadt heute?

Nicht zuletzt aufgrund der seit Jahrzehnten in unserer Stadt ansässigen Institutionen UNO, WHO und IKRK spielen wir eine traditionelle und starke Rolle als vertrauenswürdiger und sicherer Gastgeber für internationale Konferenzen. Aber natürlich betreuen wir auch kleinere und individuelle Produktpräsentationen, Kundenanlässe, Mitarbeiter-Events, Incentive-Programme und Award-Events.

Alles potenzielle Kunden also für Ihre Geneva Transport Card?

Genau, und das passt durchaus zu den neuen Herausforderungen einer Destination – wie Nachhaltigkeit beispielsweise. Alle unsere Hotelgäste erhalten die Geneva Transport Card, mit der man in der Zone 10 Busse, Trams, lokale Züge und die Mouettes-Boote kostenlos benutzen darf.

Genf ist also nicht nur Gastgeber von grossen Polittreffen?

Nein, und genau das wollen wir auch unseren Kunden in der Deutschschweiz noch deutlicher erklären: Wir bieten einen unterschiedlichen Mix aus kleinen und mittleren Tagungs- und Treffpunkten an. Unser Beratungsteam liefert dazu Ideen und Vorschläge.

Um was geht es bei Ihrer Arbeit genau?

Wir unterstützen Firmen, Verbände und Organisationen bei deren Erstanfrage in Punkten wie Unterkunft, Venues, Verpflegung und Rahmenprogrammen.

Welches sind die wichtigsten Quellmärkte für Genf?

Die Schweiz bleibt unser wichtigster Markt, gefolgt von Nordamerika und Frankreich. Auch Deutschland ist als Nummer sechs relevant für uns.

Apropos USA: Gibt es Reaktionen auf Trumps Politik, was zum Beispiel die Subventionen für die Vereinten Nationen betrifft?

Wir befragten in diesem Frühjahr unsere Hotelpartner zu den Budgetkürzungen der UNO; die Antworten fielen ziemlich unterschiedlich aus. Während die einen optimistisch bleiben, erwarten andere Rückgänge von 10 bis 40 Prozent. Als internationale Konferenzstadt müssen wir auch die Entwicklung in Europa und in Asien im Auge behalten.

Wie steht es um die MICE-Nachfrage aus der Deutschschweiz?

Da gibt es noch Potenzial; viele Unternehmen haben Genf einfach nicht auf dem Radar. Erstens, weil sie den Reiz unserer (Alt-)Stadt und das Angebot nicht kennen, und dann vielleicht auch, weil einige ihre Firmenevents lieber in der eigenen Sprachregion durchführen wollen.

Und drittens wohl auch, weil eine Zugfahrt, etwa von Zürich nach Genf, doch einige Stunden betragen kann?

Das ist so. Reine Geschäftstagesbesuche, beispielsweise eben aus Zürich, sind machbar, aber logistisch weniger sinnvoll. Aber sobald eine Übernachtung im Programm dabei ist, spielt die Anreisezeit eigentlich keine tragende Rolle mehr. Und so wirbeln wir kräftig die Trommel in der Deutschschweiz. Vor wenigen Wochen durften wir zum Beispiel eine Familie aus der Ostschweiz begrüssen. Es war schön zu sehen, wie begeistert und überrascht alle Teilnehmenden vom Genfer Angebot waren.

Warum soll eine Firma oder ein Verband in Genf tagen – was sind Ihre USPs?

Ein Argument ist unsere langjährige Erfahrung im Veranstaltungswesen. Ein weiteres ist, als ein Beispiel, die Einzigartigkeit des Auditoriums im Cern Science Gateway; dort können Besucher nach ihrer Arbeitstagung Spannendes lernen und modernste Technik erleben. Und wenn wir schon beim Rahmenprogramm sind, dann möchte ich auch darauf hinweisen, dass Firmen ihre Mitarbeitenden innert 15 Minuten zu den Weinlandschaften im Kanton bringen können. Genf produziert mehrere wunderbare Weine, die man vor Ort testen und geniessen kann.

Gibt es weitere neue Angebote in der Region?

Wir sehen der Eröffnung des neuen Besucherzentrums der UNO entgegen; ab März soll das «Portail des Nations» auch für Firmenausflüge interessant sein: Als Tor zur Welt visualisiert es die grossen Herausforderungen unserer Zeit und die Arbeit der Vereinten Nationen.

Zudem gibt es in Genf ja auch spannende Museen.

Richtig, und dazu drei Tipps von hervorragenden Anbietern: das Internationale Rotkreuz- und Rothalbmondmuseum, das Internationale Museum der Reformation (MIR), sowie natürlich das Patek-Philippe-Museum mit der wohl umfassendsten und kostbarsten Uhrensammlung der Welt.

Und zum Schluss noch kurz die Frage: Was läuft im Hotelsektor?

Wir stehen in einem Verjüngungsprozess: Das «Beau-Rivage» unterzieht sich derzeit einer grosszügigen Renovation, und das nachbarliche und von der emiratischen Hotelgruppe Jumeirah erworbene «Richemond» wird bis 2027 komplett renoviert. Auch das «Four Seasons» ist vom Baufieber erfasst und im Hotel Metropole, das der Stadt gehört, werden die Tagungsräume aufgefrischt. Und letztlich wird auch das «Hilton» unweit des Flughafens komplett erneuert. Alles sehr spannend für unsere High-End-Hotellerie.

Genf Tourismus/Interveiw Spiller
Quelle: ZVG
Zur Person

Kathrin Spiller ist seit 2023 Marktmanagerin DACH-Region bei Genf Tourismus & Kongress. Davor war sie unter anderem als Eventmanagerin beim Medtech-Unternehmen Implantica sowie als Tourismusmanagerin bei Via Outlets tätig.