Eigentlich ist Biel prädestiniert für panschweizerische Konferenzen. Eigentlich ist Bienne auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln einfach zu erreichen. Und eigentlich ist Biel/Bienne ein attraktives multikulturelles Städtchen, welches in der hiesigen MICE-Branche viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Denn richtig ist die schon 2019 gemachte Aussage von Nick Hayek jr., dem CEO der Swatch Group: «In Sachen Attraktivität muss sich Biel nicht mehr vor den europäischen Städten verstecken. Viele junge Leute wollen in dieser kreativen und innovativen Stadt arbeiten.» Zum Wirtschaftsstandort passen die Industrietradition und die fortgeschrittene digitale Transformation. Neben den Flaggschiffen der Schweizer Uhrenindustrie sind am Röstigraben auch viele KMU aktiv, beispielsweise in den Bereichen Mikrotechnik und Mikroelektronik. Zusammen lösen sie eine hohe Wertschöpfung aus.
Und trotzdem, irgendwie schafft es das «bilingue» Biel nie ganz in die allgemeine Wahrnehmung. Und wenn, dann sind es (abgesehen von der Uhrenbranche) meist populäre Ereignisse. So wie damals, als Biel einer der vier Austragsorte der Expo 02 war, oder wie im Juni dieses Jahres, als sich der unterklassige FC Biel bis ins ehrenhaft verlorene Final des Schweizer Cups durchkämpfte. Oder, wie im vergangenen Jahr, als Nemo mit dem ESC-Gewinn den Namen der Heimatstadt kurzfristig in die Welt trug.
Hauptsächlich Tagesgeschäft
Die generelle Nachfrage für B2B-Events wird häufig durch vor Ort ansässige Wissenschaftsund Wirtschaftsorganisationen oder aktive Bildungsstätten ausgelöst. Aber zur Förderung der Attraktivität braucht es zusätzlich auch ein «cooles Image». Also Werte, die durch Wahrnehmungen oder Gefühle entstehen und so auch emotional die Nachfrage nach einem gewissen Anbieter steigert. Rational gesehen bietet Biel/Bienne einiges für die Veranstalter von Seminaren, Geschäftstagungen oder Ausstellungen. Zwar gibt es hier nur drei klassische Business- und Tagungshotels, aber bei der geografischen Lage Biels (zwischen Basel, Bern, Luzern und Zürich) dürfte es sich bei einem Grossteil der Veranstaltungen sowieso «nur» um Tagesevents handeln. Aber es gibt sie, diese passenden Hotelanbieter: Das «Courtyard by Marriott», das «Mercure Plaza» und das City Hotel offerieren zusammen 287 Zimmer und 14 Tagungsräume.
Für die Umsetzung oder Rahmenprogramme bieten sich mehrere Organisationen an – dies publiziert auch die Stadtverwaltung proaktiv. Über deren Informationsdienst erfährt man mehr über Angebot und Zulieferer, quasi als Referenzabgabe. Da ist vor allem Tourismus Biel Seeland, als Promoter für die Region «Jura & Trois-Lacs» und als Ansprechperson für Reisen, Ausflüge und Aktivitäten in der freien Natur.
Zudem die seit vielen Jahren stark engagierte CTS – Congrès, Tourisme et Sport SA, die Betreibergesellschaft unter anderem des Kongresshauses und der Tissot Arena. CTS ist eine Tochtergesellschaft der Stadt und erbringt ihre Dienstleistungen auf der Grundlage eines Pachtvertrags mit der Einwohnergemeinde. Und unter den privaten Anbietern, also im Eventmanagementsektor, bieten sich Agenturen wie etwa Perron 8, Sofa oder Eventra an.
Das Bijou Tissot Arena
Event-Locations gibt es einige, beispielsweise die etwas kleineren BFB, SIPBB und die Stadttheater, die alle zwischen 150 und 250 Personen hosten können. Nebia ist stark in Theater und Musik, kann aber auch B2B-Veranstaltungen für bis zu 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer annehmen. Das imposante Volkshaus beim Bahnhof gilt als «herausragendstes Beispiel» der Bieler Moderne und steht als Kulturgut unter Denkmalschutz. Dort können bis zu 600 Personen tagen. Auch das Kongresshaus mit seinem ikonischen Hängedach begeistert Architekten. Und es bietet mehrere Säle und Workshop-Räume; der grösste ist der Konzertsaal (siehe Bild) und kann Events für rund 1100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufnehmen. Und seit 2015 erfreuen sich die Bieler Veranstaltungsvermarkter an der adretten Tissot Arena, die etwas ausserhalb des Zentrums liegt. Die Überbauung bietet eine vielseitige Infrastruktur, unterschiedliche Räumlichkeiten, Sportfelder sowie mehrere Restaurants in direkter Umgebung.
«Grüessech – bonjour»
Biel beherbergt zwei Kulturen, die zusammen eine verschworene Gemeinschaft bilden; die zweisprachige Stadt ist weltoffen, tolerant und ganz schön lebendig. Höchste Zeit also, dass man sich auch in der B2B-Welt einen stärkeren Namen macht und neue Kongresse und Tagungen für Biel gewinnt.