Die Digitalisierung hat auch bei Nutzfahrzeugen und Personenwagen längst Einzug gehalten. Moderne Nutzfahrzeuge sind heute online und können per Ferndiagnose überwacht werden. Mit der zustandsabhängigen Wartung können ungeplante Stillstände weitgehend vermieden werden. Dies ermöglicht eine höhere Effizienz der Fahrzeuge durch einen kontinuierlichen Datenaustausch. Völlig verändert wird dabei auch der Aufenthalt des Lastwagens in der Werkstatt.
Wie war das doch früher – der Fahrzeugbesitzer fuhr in die Werkstatt, um ein Problem am Fahrzeug zu beheben. Die Annahme erstellte ein Protokoll und einen Arbeitsauftrag. Dieser begleitete das Fahrzeug auf dem Weg durch die Werkstatt. Nach jedem Schritt signiert der Mechaniker auf dem Protokoll den Arbeitsauftrag. Am Schluss wurde die Werkstattrechnung ausgedruckt und dem Fahrzeugbesitzer ausgehändigt.
Lkw sind fahrende Netzwerke
Ganz anders heute. Der Transportunternehmer – nennen wir ihn Hans Meier – möchte sein Nutzfahrzeug zum Service in die Werkstatt bringen. Hier beginnt die Digitalisierung, denn Herr Meier wurde bereits frühzeitig von der Werkstatt – in unserem Beispiel diejenige von Volvo Group Schweiz in Dällikon – zum Service aufgeboten.
Heutige Nutzfahrzeuge sind fahrende Netzwerke, die sämtliche Bewegungen des Fahrzeugs erfassen und aufzeichnen. Die Fahrzeuge sind heute «connected» mit den Werkstätten des Fahrzeuglieferanten. Die Werkstatt ist jederzeit darüber informiert, wie das Fahrzeug eingesetzt wird und welche Strecke es pro Jahr im Einsatz steht. Aufgrund dieser Angaben weiss die Werkstatt im Voraus, wann der Service am Fahrzeug von Herrn Meier fällig ist und kann die notwendigen Servicearbeiten und eventuelle notwendige Reparaturen festlegen.
Das vereinbarte Servicedatum ist der Werkstatt schon Tage im Voraus bekannt, und somit können in der Zwischenzeit die notwendigen Komponenten für den Service und benötigte Ersatzteile im Lager bestellt und zum Zeitpunkt des Services an den Arbeitsplatz des zuständigen Mechanikers angeliefert werden. Beim Eintreffen des Fahrzeugs wird dieses vom Kundendienstberater kurz inspiziert. Allfällige weitere Schäden oder Unstimmigkeiten am Fahrzeug werden auf dem Tablet erfasst und der Arbeitsrapport entsprechend ergänzt. Der Mechaniker kann mit dem Service starten.
Sämtliche Arbeiten werden im Tablet erfasst und nach Erledigung quittiert. Am Ende des Services meldet der Mechaniker dies dem Werkstattchef, der die Endkontrolle vornimmt und beispielsweise auch eine kurze Probefahrt unternimmt. Anschliessend wird der Servicerapport an das Lager übermittelt, dieses kontrolliert, ob auch alle Teile eingebaut sind. Aufgrund der erfassten Arbeiten und der verwendeten Komponenten geht dann die Rechnung an den Kunden.
Der Kunde steht im Zentrum
Alle diese Vorgänge werden heute digital und «on time» erfasst und ausgeführt. Dieser Lean-Process-Vorgang zeigt, dass Servicearbeiten deutlich effizienter ausgeführt werden können, was Zeit und Kosten spart, und zwar für die Werkstatt wie für den Kunden.
In naher Zukunft können diese Serviceabläufe noch weiter optimiert werden, unterstreicht Roland Gruber, Retail Development & Truck Center Manager von Volvo. Aufgrund einer eingehenden Analyse sämtlicher Arbeitsschritte können allfällige Probleme während des Servicevorgangs eruiert werden, um zu einem noch effizienteren Verfahren zu gelangen. Hier sind dank der weiterentwickelten Konnektivität durchaus noch Verbesserungen möglich.
Auch für die Mitarbeitenden ist dieser Wandel in der gesamten Werkstattarbeit herausfordernd. Ganz wichtig dabei ist, dass trotz automatisierter Fahrzeugannahme die Kompetenz der Mitarbeitenden nach wie vor ein wesentlicher Faktor darstellt. «Unsere Aufgabe ist es», betont Gruber, «dafür zu sorgen, dass der Kunde möglichst schnell wieder auf der Strasse unterwegs sein kann.» Denn nur dann kann mit dem Nutzfahrzeug Geld verdient werden.