Uber ist ein Riese: Mit knapp 33 000 Angestellten und 3,5 Millionen Fahrerinnen und Fahrern erwirtschaftete die Firma im Jahr 2022 8,6 Milliarden Dollar Umsatz.

Airbnb ist etwas kleiner: Mit gut 6800 Mitarbeitenden und 4 Millionen Gastgebern kam man 2022 auf 8,4 Milliarden Dollar Umsatz. Airbnb ist dagegen mit 76 Milliarden Dollar an der Börse ein gutes Stück höher bewertet als Uber, das gegenwärtig mit 67 Milliarden Dollar bewertet ist. Der höhere Wert von Airbnb hat zwei Gründe: Der eine ist die Profitabilität. Airbnb arbeitet wieder profitabel – bei Uber gab es lediglich einen Vorsteuergewinn, aber keinen Reingewinn, weil man Beteiligungsverluste verzeichnet hatte. Der andere Grund sind die Netzwerkeffekte. Airbnb hat diese Effekte – Uber hingegen nicht.

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Globaler versus regionaler Wettbewerb

Für Jonathan Knee, Netzwerkforscher, Berater und Dozent an der Columbia Business School in New York, ist der Vergleich von Airbnb und Uber exemplarisch für kleine Unterschiede bei Netzwerkeffekten mit grossen Auswirkungen. Zwar haben alle grossen Sharing-Plattformen vieles gemeinsam: Sie profitieren davon, dass ansonsten ungenutzte Kapazitäten auf den Markt kommen und verfügbar werden. Vermieter beziehungsweise Fahrerinnen sind daran interessiert, auf einem Marktplatz präsent zu sein, auf dem sie die grösste Nachfrage vermuten. Potenzielle User sind daran interessiert, die grösste Auswahl zum besten Preis zu bekommen.

Beide Unternehmen sind in ihren Kategorien die grössten weltweit, und sie halten sich als Konkurrenten erfolgreich auf Distanz. Trotz diesen Gemeinsamkeiten gibt es wichtige Unterschiede: Airbnb arbeitet in einem weltweiten Markt. Uber nicht. Airbnb trifft deshalb weltweit auf die gleichen Konkurrenten. Das sind die Online-Plattformen wie Booking.com sowie die grossen Hotelkettenkonzerne. Uber hingegen hat in jeder Stadt andere, lokale und allenfalls regional auftretende Konkurrenten. Wer Uber herausfordert, kann sich auf einige attraktive Städte konzentrieren. Daher gibt es in attraktiven Städten immer eine Handvoll Konkurrenten, die sich (und Uber) nichts schenken.

Wer hingegen Airbnb herausfordern will, muss rasch in Dutzenden von Städten und Regionen weltweit aktiv werden. Hier ist die Hürde viel höher. Tatsächlich hatte Booking.com kurz vor der Covid-19-Pandemie begonnen, auch Privatunterkünfte mit einigem Erfolg zu vermarkten. Allerdings zeigt sich, dass viele Airbnb-Kundinnen und -Kunden keine Unterkunft auf einer Plattform buchen, die vorwiegend kommerzielle Vermieter wie Hotelketten vermittelt.

Hinzu kommen weitere Faktoren. Einer ist die Komplexität der Produkte: Uber ist ziemlich austauschbar, hier spielen kurze Wartezeiten und niedrige Preise die wichtigste Rolle. Bei Airbnb ist ein breites, ausdifferenziertes Angebot entscheidend. Bei Uber entfällt ab einem bestimmten Punkt der Nutzen für die Fahrer, wenn zu viele von ihnen in der gleichen Gegend auf Kundschaft warten. Bei Airbnb dagegen profitieren alle weiteren Vermieter in der Nähe, wenn neue, attraktive Angebote hinzukommen.

Anreize für weitere Reisen

Und die Vermieter bei Airbnb nutzen oft nur diese eine Plattform, um ihre Zimmer und Wohnungen zu vermarkten. Mehrere Marktplätze gleichzeitig zu bedienen, vergrössert den Aufwand deutlich und lohnt sich nur, wenn die selbst definierte Auslastungsquote nicht erreicht wird. Die Uber-Angestellten hingegen haben in den USA oft noch das diskrete pinke Lyft-Zeichen an der Windschutzscheibe. Hier und in vielen weiteren Ländern wechseln die Fahrerinnen hin und her; oft fahren sie eine Woche lang bei einem Netzwerk, das gerade eine besonders attraktive Promotion laufen hat.

Und auch bezüglich der Daten unterscheiden sich die beiden Firmen: Personen, die einfach ein Taxi benötigen, öffnen rasch die Apps und fischen jenes heraus, das auf die Schnelle passt. Personen, die einige Tage an einem bestimmten Ort verbringen möchten, lassen sich weitaus besser mit Datengrundlagen in Richtung attraktive Plätze und Unterkünfte lotsen. Und damit lassen sich auch Kundenbindungsprogramme mit zusätzlichen Annehmlichkeiten aufbauen. Diese führen dann zu zusätzlichen Reisen und Ausflügen, welche die User sonst kaum unternommen hätten.

Uber und Lyft haben ebenfalls mit Kundenbindungsprogrammen experimentiert. Doch sowohl Uber Pass als auch Lyft Pink haben nie richtig funktioniert.