Wie ist Zaptec zum Marktführer für Ladestationen in der Schweiz geworden?

Mein Co-Gründer und ich haben 2017 mit einem Startup als unabhängiger Ladestationendistributor angefangen. Wir haben damals das Geschäft in der Schweiz von null aufgebaut, und zwar ausschliesslich mit den norwegischen Zaptec-Ladestationen. 2021 hat uns Zaptec übernommen, und wir sind jetzt das Schweizer Tochterunternehmen.

Wie haben Sie den Markt bearbeitet?

Wir sind zunächst auf die grossen Immobilieneigentümer zugegangen, etwa auf die Swiss Life, die Credit Suisse und die UBS sowie auf grosse Genossenschaften, weil wir wussten, dass die Musik im Wohnsegment spielen wird.

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Wie hat die Kooperation genau ausgesehen?

Wir haben zum Beispiel zusammen mit Verwaltungen Leitfäden für die Elektromobilität entwickelt und Prozesse so gestaltet, dass sie skalierbar sind. Damit ein Roll-out wirklich funktioniert, ist es wichtig, dass alle Beteiligten mitgenommen werden: Verwaltungen, Elektroinstallationsunternehmen, Eigentümerinnen oder auch das Portfoliomanagement.

Wie viele Stationen in der Schweiz haben Sie bereits installiert?

Über 40 000 sind es mittlerweile, und dieses Jahr werden weitere rund 20 000 hinzukommen.

Was ist das Besondere an Ihren Produkten?

Zum einen ist hier die Rückplatte zu nennen. Das ist im Prinzip eine Dockingstation, auf die eine Ladestation als smarte Betriebseinheit ganz einfach, auch ohne Elektroinstallationsarbeiten, aufgesetzt werden kann. Das System erleichtert die Montage eines zusätzlichen Ladepunktes enorm und ermöglicht so eine maximale Skalierbarkeit.

Inwiefern?

Die Unternehmen können beispielsweise in der Garage bei einer Installation in einem Zug ein Kabel über die ganze Breite der Wand ziehen und bereits zwanzig Parkplätze mit den Rückplatten vorbereiten. Je nach Ausbau der elektrischen Flotte wird die entsprechende Anzahl Ladestationen dann später bedarfsgerecht angedockt. Die Kunden kaufen auf diese Weise immer nur so viele Ladestationen, wie gerade gebraucht werden.

Was noch?

Aufseiten der Software verfügen unsere Produkte für das Lastmanagement über den patentierten dynamischen Phasenausgleich. Dadurch wird die Ladung immer optimal auf die zu ladenden Fahrzeuge verteilt, was dazu führt, dass Hausanschlüsse nicht überlastet und teure Netzanschlussverstärkungen vermieden werden.

Inti Florian Kienzle Zaptec
Quelle: ZVG
Zur Person

Florian Kienzle ist CEO von Zaptec Schweiz. Davor hat er beim EWZ als Leiter New Grid Solutions sowie beim BFE als Fachspezialist Energieversorgung gearbeitet. Sein Doktorat schloss er 2010 am Power Systems Laboratory der ETH Zürich ab. 2023 erzielte die Zaptec Schweiz AG einen Umsatz in der Höhe von rund 24 Millionen Franken.

Sind Ihre Stationen bereits für das bidirektionale Laden ausgerüstet?

Man muss hier zwei Arten des bidirektionalen Ladens unterscheiden. In einem Fall fliesst Gleichstrom von der Autobatterie in die Ladestation, wird dort in Wechselstrom umgewandelt und kann dann in Gebäude eingespeist werden. Das ist die einfachere Methode, aber auch die teurere, weil sehr viel Technik im Gebäude verbaut werden muss. Selbst kleine Modelle mit wenig Leistung kosten schon über 10 000 Franken.

Und die andere Art?

Immer mehr Autohersteller verfolgen einen neuen Weg: Der Gleichstrom aus der Batterie wird noch im Auto in Wechselstrom umgewandelt und kann dann mit unserer Zaptec-Pro-Ladestation ins Gebäude eingespeist werden. Dazu muss die Ladestation mit dem Auto kommunizieren können, was die Technik unserer Ladestationen bereits seit 2020 ermöglicht. Autohersteller wie Polestar, Volvo, Renault und auch die asiatischen Hersteller rüsten ihre Fahrzeuge bereits mit dieser Technik aus. Unsere Ladestationen funktionieren dann wie ein smartes Ventil, das die Stromeinspeisung ins Haus intelligent steuert beziehungsweise umgekehrt das Laden der Fahrzeuge.

Was können Ihre Ladestationen noch nicht?

Die Ladestation kennt heute noch nicht den Ladezustand der Fahrzeuge, weil diese Information von den Autoherstellern nicht über einen offenen Standard freigeben wird. Das kann in Zukunft sehr wertvoll werden, wenn beispielsweise die Möglichkeit besteht, die Fahrzeuge mit günstigem Solarstrom vom Gebäude zu laden. Wenn ich weiss, dass ich um 17 Uhr losfahren will, dann «wartet» die Ladestation, bis der günstige Solarstrom produziert wird, der zuerst ins Auto eingespeist wird, anstatt den teureren Stromversorgertarif zu nutzen. An solchen Lösungen arbeiten wir für die nächste Generation unserer Stationen. Weitere Themen im Bereich Software sind offene Schnittstellen für die Integration mit Drittsystemen. Das ist gerade für unsere Partner in den Bereichen Betrieb und Abrechnung wichtig, die viele Ladestationen gleichzeitig betreiben.

Was bremst die E-Mobilität in der Schweiz?

Sehr viele Menschen in der Schweiz wohnen in Mehrfamilienhäusern; das heisst, sie können nicht alleine über die Installation einer Ladestation entscheiden. Sie sind auf das Wohlwollen ihres Vermieters oder der Stockwerkeigentümerschaft angewiesen. Daher haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Prozesse für die Installation und Betreibung der Ladestationen für alle Beteiligten so verständlich und transparent wie möglich zu machen. Häufig ist es gar nicht der Wille, der fehlt, sondern das Know-how bezüglich Ladestationen und Modelle für Wohneigentümer, um zu verstehen, wie sie damit auch Geld verdienen können. Wir verstehen uns nicht nur als Hardwarelieferant, sondern auch als Berater rund um die Elektromobilität.

Was könnte man in der Schweiz noch tun, um die Elektromobilität zu fördern?

Wir sehen in unserem Heimmarkt Norwegen, wie wichtig ein konsistentes Verständnis der Politik ist. Diese Konsistenz kann ich in der Schweiz leider noch nicht feststellen. Dabei macht die Elektromobilität Spass, sie ist über den Lebenszyklus des Fahrzeugs nachgewiesen kostengünstiger und hat positive Effekte für die Umwelt. Eigentlich müssten viel mehr Menschen umsteigen. Dazu wird die Elektromobilität noch zum überwiegenden Anteil mit Energie betrieben, die wir hier im eigenen Land erneuerbar produzieren können.

Ihr Wunsch an die Politik?

Wenn ich mir etwas wünschen könnte, dann wäre es eine gesetzliche Grundlage für alle Menschen in der Schweiz: Alle sollten ein «Recht auf Laden» haben, egal ob sie in einem Ein- oder Mehrfamilienhaus wohnen.