Bauen und Wohnen zählen zu den ganz grossen Emittenten von Treibhausgasen: Rund 40 Prozent der globalen Belastung entfällt auf diese beiden Branchen beziehungsweise Themen. Bis 2030 strebt die Schweiz die Halbierung der Emissionen an, bis 2050 soll das Netto-null-Ziel erreicht sein.

Daraus leitet sich nicht nur ein hoher Regulierungsbedarf ab, man benötigt an unterschiedlichen Stellen auch viel mehr Grundlagen für Entscheidungen, während und nach dem Bau und im Laufe der Betriebsphase von Gebäuden. Diese Grundlagen sind heute Daten – und diese Daten bilden die Ausgangsbasis für die vielen Proptechs, die sich zunehmend in den Bereich Immobilien und Nachhaltigkeit weiterentwickeln.

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Nachhaltiges Holz ist en vogue 

In diesem Bereich ist laut den Analysten und Analystinnen der Credit Suisse, die kürzlich dazu ihren neuen Proptech-Grundlagenreport veröffentlicht haben, der Bedarf am grössten. Schweizerische Startups wie Pelt8 oder Sustainaccount gelangen an Wettbewerben auf die vorderen Plätze  und gewinnen Fintech-Awards. Sie analysieren die Nachhaltigkeit von Immobilien und von Firmen inklusive ihrer Immobilienbestände. Oder Oxoia: Dieses Startup unterstützt Unternehmen dabei, ihre Bürogebäude energetisch laufend zu verbessern, denn häufig werden wichtige Nachhaltigkeitsthemen wie bessere Isolierung lediglich während der Bauphase umgesetzt.

Die Firma Oxygen at Work wiederum kümmert sich um die Verbesserung der Atemluft an den Arbeitsplätzen und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit von Arbeitgebern - denn diese müssen sich auch um die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden kümmern. Und Jungfirmen wie Kee Value ermitteln auf der Basis von künstlicher Intelligenz die wahren Kosten, die mit dem Bau, dem Betrieb und der Werterhaltung von Immobilien entstehen – inklusive aller Nachhaltigkeitsaspekte.

Diese Startups decken lediglich Teilbereiche der nachhaltigen Immobilienthemen ab; es gibt laut den CS-Analysten und -Analystinnen noch einige weitere Bereiche. Nachhaltigkeit kann bereits bei der Planungsphase zum Thema werden. Sie wird dann am besten über Virtual-Augmented-Reality-Lösungen umgesetzt, die gleich von Anfang an dafür sorgen, dass die Pläne so effizient und ressourcensparend wie möglich umgesetzt werden.

Nachhaltigkeit betrifft auch  Komponenten wie die Baumaterialien – lokal geschlagenes, nachhaltig erzeugtes Holz ist derzeit en vogue – und wichtige Haustechnikkomponenten wie Filter und Sensoren. Auch Immobiliendienstleistungen werden zunehmend nachhaltig. Die Spanne reicht hier von der Vergabe nachhaltiger Kredite, wie das zunehmend Banken in Kombination mit energetischen Sanierungen machen, bis hin zur nachhaltigen Abfall- und Recyclinghandhabung.

Etwas in den Hintergrund gedrängt wurde in den vergangenen Jahren die Nachhaltigkeit bei der Nutzung durch die Sharing-Economy-Konzepte. Hier haben sich touristisch ausgerichtete grosse Plattformen durchgesetzt, und die hier durch gemeinsame Nutzung erschliessbaren Nachhaltigkeitspotenziale sind daher in den Hintergrund getreten.

 

Reinmacher für andere Unternehmen

Laut Credit Suisse ist knapp ein Fünftel der schweizerischen Proptechs «nachhaltig» – sie verfolgen also Umwelt- oder Sozialanliegen prioritär, und sie haben dafür entsprechende Produkte und Dienstleistungen entwickelt. Proptechs, so die Einschätzung der Expertinnen und Experten, können tatsächlich für Firmen eine bedeutende Rolle auf dem Weg zum geringeren Energieverbrauch spielen. Darüber hinaus unterstützen sie private und institutionelle Anleger, die in Immobilien investieren, bei ihren Entscheidungen für oder gegen bestimmte Objekte.

Die Abkühlung der Immobilienmärkte ist indes auch an den Startups aus diesem Bereich nicht vorübergegangen. Wie für viele andere Jungunternehmen gilt auch hier: Weitere Finanzierungsrunden sind schwieriger geworden. An den Preisen ihrer Produkte und Dienstleistungen liegt das nicht – die bewegen sich bei den meisten nachhaltigen Proptechs auf der Höhe oder unter dem Niveau der nicht nachhaltig arbeitenden Konkurrenz. Das ist ein Faktor, aber nicht der einzige, der für die gedeihliche weitere Entwicklung der Proptechs spricht.