Wir sind überzeugt davon, dass die im Folgenden vorgestellten fünf Themen rund um nachhaltiges Investieren für Anlegerinnen und Anleger dieses Jahr besonders wichtig sind:


1. Zunahme nachhaltiger Anlagen trotz Marktvolatilität: Globale ESG-Aktienfonds verzeichneten letztes Jahr Zuflüsse, denen Abflüsse aus Nicht-ESG-Fonds gegenüberstanden. ESG-Auflagen wie die Offenlegungsverordnung Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und die Taxonomie-Verordnung der EU hatten einen spürbaren Einfluss auf die Nachfrage. Die zunehmende Regulierung wird weiter die Nachfrage stimulieren. Weiter ist die Ausrichtung der Wirtschaft auf mehr Nachhaltigkeit eine entscheidende Entwicklung in Europa.

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Die Autorin

Jennifer Wu, Global Head of Sustainable Investing, J.P. Morgan Asset Management, London.

2. Die Facetten von nachhaltigem Investieren verstehen: Da eine allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeitskriterien fehlt, hat die mangelnde Differenzierung zu Missverständnissen geführt: etwa, dass es bei ESG-Integration darum ginge, die Welt zu retten, oder dass Anlageausschlüsse der einzige Weg seien, nachhaltige Ergebnisse zu erzielen. Durch diese Missverständnisse kam es letztlich im Jahr 2022 zu den Anti-ESG-Bewegungen und Greenwashing-Vorwürfen. Anlegende verstehen inzwischen, dass es einen Unterschied gibt zwischen ESG-Strategien, die auf innovative Lösungen abzielen, und solchen, die Unternehmen aufgrund von Werten oder politischen Ansichten ausschliessen. Auch wird zunehmend erkannt, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft nicht bedeutet, kein Engagement in fossilen Brennstoffen mehr zu haben.

 

3. Glaubwürdige nachhaltige Lösungen haben reale Auswirkungen: Das Netto-null-Ziel erfordert eine erhebliche Reduzierung der globalen Treibhausgasemissionen. Zudem werden massive Investitionen in Kohlenstoffausgleich und -entfernung notwendig sein. Während sich die Welt dem Jahr 2030 nähert (dem Jahr, bis zu dem laut Weltklimarat eine Reduktion der globalen Emissionen um 50 Prozent erforderlich ist), wächst der Handlungsbedarf. Infolgedessen suchen Anlegerinnen und Anleger nach Wegen, um negative Portfolioemissionen zu erreichen, entweder durch mechanische Technologien zur CO₂-Entfernung oder durch naturbasierte CO₂-Ausgleichslösungen.4. Eine ungenügende Reaktion auf die Klimakrise wird zu starken Auswirkungen führen: Extreme Wetterereignisse wie die Hitzewelle letzten Sommer belasten die Wirtschaft – durch ihre Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte, die natürlichen Ökosysteme und Störungen der Kerninfrastruktur. Die Betriebskosten werden in vielen Bereichen steigen, da Unternehmen versuchen, ihre Klimaresilienz zu verbessern und Arbeitsverluste oder Kapitalschäden auszugleichen. Städte werden aufgrund des Wärmeinseleffekts am stärksten betroffen sein. Nicht nur extreme Hitze hat einen wirtschaftlichen Preis. Zunehmende Dürren, Überschwemmungen und extreme Kälteperioden können sich ebenfalls erheblich auf die Ernteerträge auswirken und die Lebensmittel- und Rohstoffpreise in die Höhe treiben. Bestehende Infrastruktur muss nachgerüstet oder ersetzt werden, um Klimaresilienz aufzubauen.

5. Die Kosten der ökologischen Transformation für den Menschen müssen ins Auge gefasst werden: Die Umstellung auf saubere Energie ist entscheidend, um das Netto-null-Ziel zu erreichen. Viele neue Technologien erfordern Mineralien, die nur an wenigen Orten zu finden sind. In der Energiewende stehen Investorinnen daher vor weiteren Nachhaltigkeitsherausforderungen. Ein Beispiel ist Kobalt – ein wichtiger Rohstoff für Batterien, der nur aus wenigen Ländern bezogen werden kann. Rund 70 Prozent stammen aus der Demokratischen Republik Kongo. Angesichts der Menschenrechtsverletzungen fordern Investoren zunehmend, dass Unternehmen strenge Due-Diligence-Prüfungen bei Lieferanten durchführen. Diese Intervention reicht nicht aus, um die Kinderarbeit aus der Kobaltproduktion zu beseitigen, insbesondere angesichts der vielen informellen Kleinminen, auf die viele Familien angewiesen sind. Bisher gibt es keinen realistischen Zeitplan für die Lösung dieser Probleme. Derweil dürfte die Nachfrage nach Batterien und Akkus bis 2030 jährlich um bis zu 30 Prozent steigen, da sich die Energiewende beschleunigt.

Eine Gesamtlösung erfordert gemeinsame Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft. Deshalb werden wir auch weiterhin mit unseren Mitbewerberinnen und Mitbewerbern, politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und allen Akteurinnen und Akteuren im Finanzsystem zusammenarbeiten, um die vollständigen Kosten und Auswirkungen der Energiewende zu ermitteln.