Kunden, Investorinnen, Gesetzgeber sowie die breite Öffentlichkeit erwarten vermehrt eine verantwortungsvolle Unternehmensführung hinsichtlich einer nachhaltigen Zukunftsgestaltung. Das Potenzial von Net-Zero bis Net-Positive lässt sich über verschiedene Ansätze entfalten: Verankerung von Nachhaltigkeit in der Strategie, Gestaltung der Supply Chain bis hin zur Schaffung nicht finanzieller Transparenz.

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Die Autoren

Stefan Baldenweg, Mitglied der Geschäftsleitung, Helbling Business Advisors, Zürich

Jonathan Demierre, Head of Development, Sustainability Engineering, Helbling Technik, Wil.

Das Greenhouse Gas Protocol definiert den Rahmen für das Reporting der Treibhausgasemissionen. Unterschieden werden Scope 1 (direkte Emissionen), Scope 2 (indirekte Energieemissionen) und Scope 3 (andere indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette). Die Scope-3-Emissionen werden in 15 Kategorien und in vor- und nachgelagerte Emissionen unterteilt. Scope-3-Emissionen machen oft den grössten Teil der CO₂-Bilanz einer Organisation aus. Deshalb fordern Kundinnen, Investoren und Aufsichtsbehörden vermehrt Transparenz in Bezug auf eine ganzheitliche Umweltbilanz. Umfassende Emissionsbewertungen ermöglichen es, Risiken und Chancen innerhalb der Wertschöpfungskette zu erkennen und nachhaltigere Geschäftsmodelle zu entwickeln.

 

Richtige Balance in der Umsetzung

Die Anforderungen bezüglich Scope-3-Emissionen sind gestiegen – dieser Trend wird sich fortsetzen. Die neue CSRD-Richtlinie der EU zur Nachhaltigkeitsberichterstattung wird die Transparenz erhöhen. Sie verpflichtet Konzerne und kotierte KMU zur Offenlegung detaillierter, nicht finanzieller Informationen und zur Erfassung der wichtigsten Scope-3-Emissionen. Wird das Scope-3-Reporting vernachlässigt, birgt dies grosse Reputationsrisiken; eine ungenügende Compliance führt auch zu finanziellen Sanktionen.

Die Bewertung von Scope-3-Emissionen ist für KMU anspruchsvoll. Im Gegensatz zu Grosskonzernen sind Ressourcen und Fachwissen begrenzt. Für die Erhebung der Emissionen gibt es zwei Hauptansätze: ausgabenbasiert und aktivitätsbasiert. Der ausgabenbasierte Ansatz ermittelt Emissionen anhand der Ausgaben für Waren oder Dienstleistungen, ohne dabei Besonderheiten zu berücksichtigen.Der tätigkeitsbasierte Ansatz misst die Emissionen anhand effektiver Aktivitäten und Prozesse. Er ermöglicht eine genauere Darstellung, ist aber komplexer. In der Regel werden für den tätigkeitsbasierten Ansatz zwei Arten von Daten verwendet: Zum einen direkt von Partnern der Wertschöpfungskette erhobene Primär- oder spezifische Daten. Diese widerspiegeln die effektiven Emissionen. Zum anderen sekundäre Daten aus Branchenberichten, Datenbanken oder staatlichen Veröffentlichungen als weniger ressourcenintensive Alternative.

Der ausgabenbasierte und der tätigkeitsbasierte Ansatz mit Sekundärdaten sind leicht umsetzbar, aber wenig geeignet, um Massnahmen zur Senkung der THG (Treibhausgas)-Emissionen zu ermitteln. Massgeblich für eine effiziente, aussagekräftige Scope-3-Bewertung ist die richtige Balance zwischen Primär- und Sekundärdaten.

 

Der Schlüssel für das Reporting

Das Finden dieser Balance hängt ab von der Nachhaltigkeitsstrategie, den Best Practices der Branche und den gesetzlichen Erfordernissen. Die erfolgreiche Umsetzung bedingt ein gutes Verständnis der Geschäftstätigkeit, der spezifischen Produktionsabläufe sowie Erfahrung in der Modellierung von THG-Emissionen. Ohne ganzheitlichen Ansatz werden Ressourcen für nutzlose Datenerfassungen verschwendet, und Bereiche mit wirkungsvollen Hebeln zur Senkung der THG-Emissionen werden übersehen. Es ist kein eindeutiger Trend erkennbar, welche Branchen und Unternehmen welchen Ansatz bevorzugen. Viele Unternehmen nutzen für ein erstes Screening den ausgabenbasierten Ansatz und verfeinern ihn dann mit dem tätigkeitsbasierten Ansatz.

Nicht finanzielle Transparenz zu schaffen, ist zentral für eine erfolgreiche, nachhaltige Unternehmensausrichtung. Interne wie externe Anspruchsgruppen brauchen zuverlässige ESG-Daten, um verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen. Eine gut durchdachte, massgeschneiderte Strategie zur Bewertung der Scope-3-Emissionen ist der Schlüssel zu einem ressourcenschonenden und aussagekräftigen Reporting.