Die Expansion von ESG-Daten (Environmental, Social and Governance, auf Deutsch Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) wurde von zwei Haupttrends vorangetrieben: von der zunehmenden Offenlegung durch die Unternehmen selbst sowie von der Akzeptanz der Anlegenden. Diese Trends werden voraussichtlich weiter an Dynamik gewinnen, begleitet von einer verstärkten Regulierung. Dazu zählen das CSRD-Richtlinien-Umsetzungsgesetz (Corporate Sustainability Reporting Directive), der Aktionsplan zur Finanzierung eines nachhaltigen Wachstums sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). In jüngster Zeit hat die Entscheidung der EU, eine europäische Variante des Lieferkettengesetzes einzuführen, die Bedeutung von ESG-Datenanforderungen verstärkt.

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Der Autor

Carsten Ettmann, Senior Business Consultant Risk & Compliance, Dun & Bradstreet

Eine aktuelle Studie von Dun & Bradstreet zu 150 Schweizer Unternehmen zeigt, dass drei von vier
(76 Prozent) Compliance-Entscheidungsträger heute mehr Zeit aufwenden, um den komplexeren ESG-Vorschriften (wie zum Beispiel dem deutschen Lieferkettengesetz oder der EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsprüfung) gerecht zu werden.

Eine ESG-Strategie kann zur Stärkung des Images sowie des Rufs eines Unternehmens beitragen, den Zugang zu Kapital erleichtern und bei der Erkennung von potenziellen Risiken helfen. 80 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass die Nutzung von Daten es ihnen ermöglicht, Risikoanalysen zu beschleunigen und intelligentere Entscheidungen zu treffen. Die Unternehmen achten auch vermehrt darauf, ESG-Risiken nicht nur im eigenen Unternehmen zu identifizieren und zu reduzieren. Es wird auch immer wichtiger, wie die Geschäftspartner im ESG-Vergleich abschneiden.

ESG-Strategien sind sehr individuell. Während bei einem Chemiekonzern besonders Umweltaspekte stark gewichtet werden, sollten bei einem Personaldienstleister vielmehr soziale Komponenten im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie stehen.

 

Fehlende ESG-Standards

Unternehmen, Kundschaft, die Politik und der Finanzsektor definieren den Begriff «nachhaltig» sehr unterschiedlich. Es fehlen einheitliche Kriterien und Reportingstandards. Die Europäische Beratergruppe für Rechnungslegung (Efrag) erarbeitet derzeit eine entsprechende Vorlage. Diese soll bei einer Vereinheitlichung helfen.

Internationale Standardsetter wie Sustainability Accounting Standards Board (Sasb), Global Reporting (GRI) oder Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) legen weltweit Regeln für das Veröffentlichen von Nachhaltigkeitsinformationen fest. Beim Sasb zum Beispiel gibt es für 77 Branchen nach den Themenbereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung kategorisierte Standards.

 

Messbare Korrelation

In Anlehnung an die oben genannten Standardsetter hat Dun & Bradstreet einen ESG-Ranking-Datensatz erstellt. Die Daten hierzu wurden gesammelt, auf ihre Qualität geprüft und modelliert. Das Ergebnis sind verschiedene ESG-bezogene Rankings sowie Gesamtbewertungen. Diese ESG-Rankings wurden mit verschiedenen finanziellen und firmenbezogenen Unternehmenskennzahlen über ein, drei und fünf Jahre getestet. Das Ergebnis zeigt, dass eine starke Korrelation zwischen der ökonomischen Performance und ESG-Daten messbar ist:

Sowohl bei börsennotierten als auch bei privaten Unternehmen besteht eine starke positive Korrelation zwischen einer guten ESG-Performance und dem Wachstum der Umsatzrendite. Unternehmen mit schlechter ESG-Performance hatten einen erheblichen Rückgang der Umsatzrendite zu verzeichnen, während diejenigen mit einer guten ESG-Performance ein Wachstum aufwiesen. Unternehmen, die mit Treibhausgasemissionen einen verantwortungsvollen Umgang pflegen, weisen ein stärkeres Umsatzwachstum auf. Unternehmen mit einer schlechten ESG-Performance weisen mit grösserer Wahrscheinlichkeit ein hohes Risiko für eine zukünftige Inaktivität des Unternehmens aus.

 

Ranking für mehr Transparenz

ESG-Rankings helfen dabei, Unternehmensrisiken hinsichtlich ESG-Compliance-relevanten Sachverhalten zu erkennen. Sie ermöglichen auch Vergleiche von Unternehmen innerhalb eines Themenbereichs und einer spezifischen Branche.

Nachhaltigkeit ist kein Nischenthema mehr und daher für Unternehmen von hoher Relevanz. Dies zeigen auch die zahlreichen neuen Regulatorien wie das 13. Sanktionspaket gegen Russland, das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder das europäische Lieferkettengesetz (CSDDD). Wer sich dem verschliesst, riskiert in einem komplexen und sich ständig wandelnden Markt mit vielen Herausforderungen, den Anschluss an den Wettbewerb zu verlieren.