Reisen ist so vielseitig wie die Reisenden selbst. Für die einen ist es der tief verwurzelte Drang, fremde Länder zu erkunden und neue Kulturen zu erleben. Für andere stehen die Erholung und das «Sonnetanken» auf dem Liegestuhl am Strand oder am Hotelpool im Vordergrund. Doch ob abenteuerlustiger Entdecker oder Erholungssuchende: Das Wachstum dieser globalen Reiselust hat seinen Preis. Der Massentourismus, so bereichernd er ist, belastet die Umwelt, zehrt an natürlichen Ressourcen und kann lokale Gemeinschaften sowie ihre authentische Kultur verdrängen.

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Vorreiter des Ökotourismus

Weltweit reagieren Städte und Länder auf diese Herausforderung mit umfassenden Strategien des nachhaltigen und regenerativen Tourismus. Das Ziel dieser Strategien ist, Umweltauswirkungen zu minimieren, die lokale Kultur und Gemeinschaften zu respektieren und wirtschaftliche Vorteile für die Region langfristig zu sichern. Es gibt verschiedene Initiativen und Projekte weltweit, die diesen Ansatz bereits umsetzen. Costa Rica etwa, ein globaler Vorreiter im Ökotourismus, verbindet Biodiversitätsschutz und wirtschaftlichen Erfolg durch Initiativen wie das nachhaltige Besuchermanagement im Nationalpark Manuel Antonio und die aktive Einbindung lokaler Gemeinden im Monteverde Cloud Forest. Eco-Lodges auf der Osa Peninsula und Programme zum Schutz der Schildkrötennester im Tortuguero-Nationalpark untermauern den ganzheitlichen Ansatz.

Einige Projekte gehen über die blosse Nachhaltigkeit hinaus und verfolgen einen regenerativen Ansatz: Sie zielen darauf ab, ökologische und kulturelle Systeme zu verbessern, sodass die Destinationen in einem besseren Zustand zurückgelassen werden, als sie vorgefunden wurden. Ein Beispiel hierfür sind die CO2-negativen Soneva Resorts auf den Malediven. Andere Beispiele sind das Grootbos Nature Reserve in Südafrika mit Renaturierungsmassnahmen sowie die Walbeobachtungstouren in Kaikoura, Neuseeland, die nach einem Erdbeben zur Wiederbelebung der Region beitrugen.

Auch in Europa etablieren sich weitreichende Netzwerke und Projekte, die eine sanftere Form des Tourismus fördern. In den Alpen etwa stehen Initiativen wie die Alpine Pearls für sanften Tourismus. Sie fördern umweltfreundliche Mobilität ohne eigenes Auto durch Nutzung von Bus, Bahn und E-Bikes. Regionen wie das Pitztal in Tirol setzen auf erneuerbare Energien und regionale Produkte. Die Schweiz wiederum hat mit «Swisstainable» ein landesweites, ambitioniertes Nachhaltigkeitsprogramm ins Leben gerufen, das viele Regionen und Betriebe einbindet und auf nachhaltige Mobilität, Ressourcenschonung und bewusste Gästelenkung setzt.

Die Copenpay-Strategie

Neben der Optimierung der touristischen Infrastruktur setzen immer mehr Städte und Destinationen auch auf konkrete Anreize, um das verantwortungsbewusste Verhalten von Reisenden zu fördern. Ein herausragendes Beispiel ist das Copenpay-Programm in Kopenhagen, das im Sommer 2024 als Pilotprojekt gestartet wurde. Es belohnt Touristen, die nachhaltige und Entscheidungen fällen – etwa Fahrrad zu fahren, an Aufräum-Aktionen teilzunehmen, in städtischen Gärten mitzuwirken oder mit dem ÖV umherzureisen. Für diese umweltbewussten und gemeinschaftsfördernden Aktionen erhalten sie vergünstigte Angebote bei Partnerattraktionen der Stadt, darunter freier Eintritt in Museen, kostenlose Fahrradverleihe, Kanalrundfahrten und Yogasessions oder Gratis-Kaffee nach 5000 Schritten. Wer bei einer Kajaktour im Hafen Müll sammelt, erhält das Erlebnis kostenlos. Das erfolgreiche Projekt wurde 2025 ausgeweitet, um beispielsweise auch Aufenthalte von mehr als vier Nächten oder die Anreise per Bahn oder Elektroauto zu honorieren.

Inspiriert vom dänischen Erfolg planen weitere europäische Metropolen ähnliche Belohnungsprogramme. Berlin zum Beispiel sieht für 2026 ein Programm mit einer App und einem Punktesystem vor, das nachhaltige Touristen – etwa Zugreisende oder Gäste, die pflanzenbasierte Mahlzeiten wählen – mit ermässigten Museumseintritten und kostenloser Fahrradmiete belohnen soll. Helsinki zeigt Interesse an einem ähnlichen System wie Copenpay, das ebenfalls auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und regenerative Projekte zum Schutz der Ostsee abzielt, mit Anreizen wie freien Mahlzeiten oder Rabattangeboten. Und Bremen hat bereits eine Partnerschaft mit der Deutschen Bahn gestartet, um Zugreisenden kleine Geschenke mit Gutscheinen aus lokalen Betrieben zu überreichen.

Die Vielfalt dieser Ansätze – von den regionalen Ökotourismusprogrammen in Costa Rica über die landesweiten Nachhaltigkeitsnetzwerke in der Schweiz bis hin zum innovativen Belohnungssystem in Kopenhagen – verdeutlicht einen klaren Trend: Der globale Tourismus ist im Wandel. Die Städte und Länder erkennen, dass die Reduzierung negativer Auswirkungen und die Förderung positiver Beiträge der einzige Weg sind, um den wichtigen Wirtschaftszweig Tourismus langfristig zu sichern. Die Zukunft des Reisens liegt darin, die Welt nicht nur zu sehen, sondern durch unsere Besuche dabei zu helfen, sie zu einem besseren Ort zu machen.