Was bringt Smart Farming der Landwirtschaft?

Sehr viel! Smart Farming verfolgt mehrere Ziele: Erstens soll die Landwirtschaft effizienter werden, also möglichst wenige Ressourcen wie Wasser, Dünger oder Pflanzenschutzmittel verbrauchen, um Nahrungsmittel zu produzieren. Zweitens soll der administrative Aufwand für die Betriebsleitenden sinken, zum Beispiel indem Daten nur einmal erfasst werden müssen und danach für verschiedene Zwecke genutzt werden können. Drittens kann das Tierwohl verbessert werden, etwa wenn Technologien helfen, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Viertens lässt sich die Arbeitsbelastung reduzieren, beispielsweise durch den Einsatz von Drohnen zum Auffinden von Tieren auf den Alpen oder durch Melk-, Fütterungs- und Entmistungsroboter, die heute schon in vielen Betrieben eingesetzt werden.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Der persönliche Erfahrungsschatz auf dem Hof ist also nicht mehr so wichtig.

Doch, das ist er nach wie vor. Ganz allgemein sollen digitale Technologien Landwirtinnen und Landwirte bei ihren Entscheidungen unterstützen, sie ersetzen aber nicht ihr Fachwissen. Ein Beispiel ist das Herdenmanagement. Über eine App lassen sich alle wichtigen Informationen zu jedem Tier bündeln, von Gesundheitsdaten über die Fütterung bis hin zur Leistungskontrolle. Das erleichtert die tägliche Arbeit erheblich.

Wo gibt es Hürden zu überwinden?

Es gibt tatsächlich verschiedene Hürden. Zum einen sind die Investitionskosten für neue Technologien oft hoch, was besonders kleinere Betriebe nicht immer leicht stemmen können. Zum anderen braucht es ein gewisses technisches Verständnis, damit die Anwendungen im Alltag wirklich genutzt werden können. Auch die Bereitschaft, digitale Lösungen auszuprobieren, ist nicht bei allen gleich gross. Deshalb ist es wichtig, dass Technologien einfach zu bedienen sind, einen klaren Nutzen bringen und dass die Landwirtinnen und Landwirte dabei gut begleitet werden. Die Swiss Future Farm in Tänikon leistet dazu einen wichtigen Beitrag: Hier wird gezeigt, wie neue Technologien praktisch eingesetzt werden können, welchen Nutzen sie bringen und wie sie den Arbeitsalltag erleichtern. So können Landwirtinnen und Landwirte die Lösungen direkt erleben, ausprobieren und besser einschätzen, bevor sie sie im eigenen Betrieb einsetzen.

Zur Person

Wie gehen Sie bei der Selektion neuer Technologien für Smart Farming vor?

Unsere Forschenden beobachten laufend die Entwicklungen in der Wissenschaft, um Technologien zu identifizieren, die für die Landwirtschaft nützlich sein könnten.

Haben Sie ein Beispiel?

Ja, viele. Es gibt beispielsweise immer mehr bildbasierte Verfahren: Mit Fotos oder Videos können Tiere oder Pflanzen überwacht werden. Und mit Methoden der künstlichen Intelligenz, wie etwa Machine Learning, lassen sich wichtige Informationen gewinnen. Ein aktuelles Projekt dazu ist die Erkennung von Schwanzbeissen bei Schweinen. Daneben haben wir die Versuchsstation «Smarte Technologien», eine Partnerschaft von Agroscope, den Kantonen Thurgau und Schaffhausen sowie von Agridea.

Smart-Farming-Technologien

Worum geht es hier?

In dieser Versuchsstation arbeiten wir eng mit der Praxis zusammen. Landwirtinnen und Landwirte bringen ihre Fragestellungen ein, und wir erarbeiten Projekte, wie sich digitale Technologien sinnvoll einsetzen lassen, um diese Fragestellungen zu beantworten. So wurden zum Beispiel Verfahren zur teilflächenspezifischen Stickstoffdüngung mehrere Jahre lang direkt auf Betrieben getestet.

Was steckt noch alles in der Pipeline?

Wir werden in den kommenden Jahren an einer Vielzahl von Projekten arbeiten. Ab nächstem Jahr starten wir im Kanton Thurgau ein Projekt zum Thema Bewässerung, in dem auch die Automatisierung eine Rolle spielen wird. Und Agroscope testet beispielsweise KI-gestützte Vogelscheuchen, bei denen Kameras Rabenvögel oder Tauben automatisch erkennen und sie mit akustischen Schreckeffekten gezielt vertreiben. Ausserdem nutzen wir neueste «Remote Sensing»-Ansätze, um digitales Kartenmaterial zu erstellen, das Landwirte bei ihren Entscheidungen unterstützt und auch von Technologiefirmen für die Entwicklung verschiedener Applikationen genutzt werden kann. Weiterhin beschäftigen uns Themen wie die teilflächenspezifische Düngung, der gezielte Pflanzenschutz, die Bewässerung, die Früherkennung von Krankheiten oder Verhaltensauffälligkeiten bei Tieren sowie die Ertragsschätzung.

Agroscope

Die Land- und Ernährungswirtschaft steht vor grossen Herausforderungen. Dazu gehören unter anderem die Klimaveränderung, der Schutz von Luft, Boden, Wasser und Biodiversität sowie die gesunde Ernährung einer wachsenden Bevölkerung. Lösungsansätze soll das dem Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) angegliederte Agroscope aufzeigen. Das Institut besteht zum einen aus Kompetenzbereichen für Forschungstechnologie und Wissensaustausch und zum andern aus strategischen Forschungsbereichen.