Klimarisiken und geopolitische Entwicklungen warfen 2024 viele Fragen zur Zukunft der Nachhaltigkeitsbemühungen auf. Der Regierungswechsel in den USA stellt die Klimapolitik erneut auf die Probe: Präsident Trump lockert Umweltauflagen und leitet den Austritt aus dem Pariser Abkommen ein. Dennoch bleibt die Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltrisiken eine zentrale Herausforderung für Unternehmen und Investoren, die nicht ignoriert werden kann.

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Die Autorin

Virginie Derue, Leiterin RI Research, AXA Investment Managers

Die wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels verschärfen sich durch häufigere Extremwetterereignisse. Die Unternehmen sehen sich mit steigenden Versicherungskosten, unterbrochenen Lieferketten und Schäden an der Infrastruktur konfrontiert. Seit dem Jahr 2000 beliefen sich die vom Klimawandel verursachten globalen Schäden auf 3,6 Billionen Dollar – und gemäss dem World Economic Forum (WEF) könnte das globale BIP bis 2100 um bis zu 22 Prozent unter Potenzial liegen, wenn nicht entschlossen gehandelt wird. 

Während einige Länder regulatorische Erleichterungen erwägen, um einer «Nachhaltigkeitsmüdigkeit» entgegenzuwirken, bleibt die Integration von Klimarisiken in die Finanzplanung für Unternehmen unerlässlich. Sie müssen bewerten, welche Geschäftsbereiche und Regionen besonders betroffen sind und wie viel Kapital in die Resilienz ihrer Geschäftsmodelle fliesst. Erste Anzeichen erhöhter Klimarisiken können Unternehmensbewertungen beeinflussen, und die Unternehmen müssen ihre Szenarioplanung für extreme Klimaverläufe verstärken. 

Der Klimawandel erhöht nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesundheitliche Risiken. Vor allem in einkommensschwachen Ländern besteht ein hoher Finanzierungsbedarf, um Klimafolgen im Gesundheitswesen zu bewältigen. Auch wenn Städte eine entscheidende Rolle beim Aufbau von Resilienz spielen, sind sie häufig unzureichend darauf vorbereitet. Weniger als ein Viertel verfügt über einen Klimaplan, und 70 Prozent haben keinen verlässlichen Zugang zu Frühwarnsystemen. Investoren könnten dort eine grössere Rolle spielen, indem sie bessere Vorsorgemassnahmen fordern.

Wasser als unterschätzte Ressource

Der Klimawandel verschärft nicht nur die Wasserknappheit, sondern beeinträchtigt auch die Wasserqualität. In Entwicklungsländern fehlt es an sauberem Trinkwasser und sanitärer Infrastruktur – doch auch in Industrieländern wie den USA wird Wasserverschmutzung zunehmend zum Problem. Unternehmen in der Lebensmittel-, Textil-, Chemie- und Energiebranche haben einen grossen Einfluss auf die Wasserressourcen, wobei rund 80 Prozent des Abwassers weltweit unbehandelt in die Umwelt gelangen. 

Ozeane spielen eine Schlüsselrolle als Kohlenstoffsenke und Biodiversitätsreservoir. Überfischung und Verschmutzung erfordern verstärkte Schutzmassnahmen. Neue Instrumente wie der «Ocean Benchmark» sollen dabei helfen, die Nachhaltigkeitspraktiken in Bereichen wie Schifffahrt, Offshore-Energie und Fischerei besser zu bewerten. Die UNO-Ozeankonferenz 2025 in Nizza könnte dabei einen wichtigen Meilenstein darstellen – als Impulsgeber für wissenschaftlichen Fortschritt und politische Initiativen zum Schutz mariner Ökosysteme.

Schliesslich bietet der technologische Fortschritt in der künstlichen Intelligenz (KI) Potenzial für effizientere Klimamodelle, birgt aber auch Herausforderungen. Besonders der hohe Energiebedarf ist problematisch: Rechenzentren verbrauchen heute 1 bis 2 Prozent der globalen Energie – bis 2030 könnten es laut MIT Sloan bis zu 21 Prozent sein. Auch steigende CO2-Emissionen und der hohe Wasserverbrauch neuer Rechenzentren verschärfen die Ressourcenknappheit. 

Handlungsbedarf und Investitionspotenziale

Die Auswirkungen des Klimawandels treten immer deutlicher zutage – und sie verstärken sich gegenseitig. Die damit verbundenen Risiken machen entschlossenes Handeln aller Akteure notwendig: von Politik und Aufsicht bis hin zu Investoren und Unternehmen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Chancen – etwa in erneuerbaren Energien, in der Wasserinfrastruktur oder durch widerstandsfähigere Geschäftsmodelle. Allerdings hinken viele Unternehmen mit konkreten Massnahmen hinterher. Während langfristige Klimastrategien oft kommuniziert werden, fehlt es an kurzfristiger Umsetzung. Angesichts politischer Unsicherheiten könnte ein pragmatischerer Ansatz mit sofortigen Massnahmen und realistischen Lösungen wichtiger werden. Nachhaltige Investitionen bleiben gefragt.